WIE GLÜCKLICH MACHT GELD?

Hello again! Über das Telefonieren in Zeiten des Social Distancing

von Marcus Lucas

Abstand halten? Bitte nur räumlich. Denn den Kontakt vor allem zu Älteren sollten wir nun eher intensivieren. ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt über eine Kommunikationsform, die noch nie so wichtig war wie jetzt: Telefonieren!

Es ist keine einfache Zeit derzeit, für uns alle nicht. Besonders aber für die älteren Menschen in unserem Land. Um die für sie lebensbedrohliche Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus auszuschließen, muss man zu ihnen auf Distanz gehen.

Sie leiden unter den fehlenden Umarmungen der eigenen Kinder, dem Kuschelstopp mit den Enkeln, der neuen Entfernung zu Freundinnen und Freunden. „Social Distancing“ ist wahrlich kein schönes Wortgebilde, denn soziale Kontakte sollte man jetzt eher intensivieren – nur eben auf anderen Wegen.

Zum Beispiel per Telefon. Ich erinnere mich, dass mein Vater früher jeden Sonntag um Punkt 11:00 Uhr einen Anruf bekam: Tante Lisa, die alleinstehende Schwester seines Vaters, war dran. Für sie war das Gespräch immer ein absolutes Highlight der Woche. Mein Vater hat sich nie beschwert. „Wir werden auch mal alt“, pflegte er zu sagen.

„Wir werden auch mal alt“, pflegte mein Vater zu sagen.

Meine Mutter hat mir gerade ein kleines Notizbuch geschickt. Darin stehen sauber aufgelistet die Telefonnummern aller meiner älteren Verwandten. Allein meine Großmutter väterlicherseits hatte zehn Geschwister, ihr könnt euch den daraus resultierenden Stammbaum vorstellen. Ich habe jetzt begonnen, meine Verwandtschaft abzutelefonieren. Mit vielen habe ich lange nicht mehr gesprochen.

Die Freude am anderen Ende der Leitung war riesig. Angerufen habe ich gerade auch „meine Oldies“ in der Seniorenresidenz, in der ich regelmäßig kurzweilige Talk-Runden veranstalte. Aktuell müssen sie leider ausfallen, wir talken jetzt am Telefon.

Am Samstag sprachen wir über unsere ersten Kinofilme. Eine Dame erzählte, dass sie 1962 mit ihrem Mann die Deutschland-Premiere vom „Schatz im Silbersee“ in der Essener Lichtburg erlebt hat. Als Winnetou-Fan war ich sofort begeistert. Sie schwärmte vom gutaussehenden Filmstar Lex Barker, der den Old Shatterhand verkörperte. „So ein schöner Mann, viel schöner als mein eigener.“

Wir lachten laut – und es war so, als säßen wir wie sonst im gemütlichen Aufenthaltsraum bei Kaffee und Kuchen ganz nah beieinander.

ein Artikel von
Marcus Lucas