HARTER LOCKDOWN

So wird das nichts mit dem harten Lockdown!

von Philipp Grabowski

Derzeit scheint im harten Lockdown alles verboten und die meisten Läden sind dicht. Doch: Sind die Regelungen für alle gerecht? ZASTER-Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt hat eine klare Meinung!

Mein Buchladen mit großer Abteilung für Büro- und Schulbedarf hat derzeit Corona-bedingt geschlossen. Das ist für den Buchhändler durchaus ärgerlich und doof. Für mich hält sich der Schaden in Grenzen, da etwa hundert Meter weiter der große Rossmann Flagship Store thront. Und Drogeriemärkte haben ja bekanntlich offen. Hier kann ich in Seelenruhe Lippenstifte testen, an Duftkerzen schnuppern, Strumpfhosen begutachten und nebenbei sogar Waschmittel, Zahnpasta und Klopapier kaufen. Aber das ist noch lange nicht alles. Bei Rossmann gibt es nämlich eine kleine Buchabteilung, eine größere Schreibwarenabteilung und eine noch größere Spielzeugabteilung. Kein Wunder, dass sämtliche Mütter nun nicht mehr alleine, sondern mit ihren Kindern zum Stöbern hierher strömen.

Egal, ich habe bekommen wonach ich gesucht habe (Tintenpatronen, Zeichenblock neonfarbene Buntstifte) und mache mich auf den Weg zum Real. Kennt Ihr, oder? „Einmal hin alles drin“. Staubsauger, Wasserkocher, Damen-, Herren-, Kinderkleidung, Grill, Sportartikel, Fahrräder, Bücher, Spielsachen…….

Auch hier: Ganze Familien drängeln sich durch die Gänge. Die Auswahl ist riesig, da vermisst doch niemand ernsthaft das Spielzeugwarengeschäft, dass sich 30 Meter weiter, im gleichen Einkaufszentrum befindet. Oder doch? Dort herrscht nämlich vor verschlossener Tür ganz schön Alarm. Click and collect nennt sich das Konzept ja neuerdings.

Online bestellen und abholen. Jetzt stehen da diese ganzen Menschen in einer langen Schlange, indoor wohlbemerkt und warten. Wo liegt da jetzt der Unterschied zu einer Schlange an der Kasse? Die Ware wurde online bestellt und nicht vor Ort aus den Regalen genommen. So wie es nebenan bei Real gestattet ist. Da gibt es aber zufälligerweise auch noch Bockwürste und Gemüse zu kaufen. Daher alles Corona-regelkonform.

So wie auch der hübsche Dekoladen in meiner Stammtankstelle. Da hat die Ehefrau des Tankstellen-Inhabers nun mal ein Faible für Schönes und sich in den Verkaufsräumen ihres Mannes einen netten kleinen Laden aufgebaut. So nach dem Shop-in-Shop-Prinzip. Blumenvasen, Kerzenhalter, Kaschmir-Schals, Wolldecken, Geschenkartikel, Delikatessen. Schöne Sachen, sehr geschmackvoll. Natürlich derzeit geöffnet.

Tankstellen sind ja systemrelevant. So wie auch Supermärkte! Und die Tatsache, dass es dort mittlerweile vieles zu kaufen gibt, was mit lebensnotwendig so gar nichts zu tun hat, geschenkt! Jeder sucht sich sein Schlupfloch. Der Verkäufer, der Käufer, der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und die Kunden.

Übrigens morgen könnte ich zum Haare schneiden. Der Friseur meiner Freundin musste zwar seinen Laden dicht machen, arbeitet aber jetzt von zuhause aus. Homeoffice mit Schere und Kamm. Er hat dafür sogar seine Garage in einen mobilen Friseursalon umgestaltet. Cool, oder?

Leute so wird das nichts. Und von hartem Lockdown will ich auch nichts mehr hören!

ein Artikel von
Philipp Grabowski