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FINANZIELLE UNABHÄNGIGKEIT

So viel Vermögen brauchst du, um finanzielle Freiheit zu erlangen

von Nils Matthiesen

Ab wann erreicht man finanzielle Unabhängigkeit? Ein kontroverses Thema, allerdings scheint die Lösung ganz einfach.

Neulich entflammte bei Twitter eine interessante Diskussion über finanzielle Unabhängigkeit. Zuerst behauptete die Investorin Codie Sanchez, dass nicht einmal 20 Millionen Dollar genug für „wahre finanzielle Freiheit“ seien: Am nächsten Tag vertrat der nach eigenen Angaben „Curious Human & Solopreneur“ Paul Millerd eine komplett andere Ansicht. Seiner Meinung nach würden 25.000 gesparte Dollar, ein Rentenkonto und ein Job, der einem Spaß macht, vollkommen ausreichen, um finanzielle Freiheit zu erlangen. Wer hat recht?

Wie so oft liegt Wahrheit für die meisten Menschen irgendwo in der Mitte. Auf der einen Seite kann es mit 25.000 Euro auf jeden Fall eng werden, wenn es etwas Schlimmes wie Unfall, Krankheit oder etwas anderes schicksalhaftes dazwischenkommt. Auf der anderen Seite können aber auch 20 Millionen bei einem verschwenderischen Lebensstil nicht ewig reichen. In die richtige Richtung geht folgende Formel: Nimm deine jährlichen Ausgaben und multipliziere diese mit einem Wert zwischen 20 und 50. Der bekannte US-Finanzblogger Mr. Money Mustache empfiehlt den Wert 25, woraus sich seine populäre 4-Prozent-Regel ableitet.

Die goldene 4-Prozent-Regel

Eine Beispielrechnung: Du verdienst 25.000 Euro netto. Mal 25 macht das 750.000 Euro. Wenn Du deinen Lebensstandard also halten willst, sind 625.000 Euro deine magische Zahl, ab der du ausgesorgt hast. Warum? Mr. Money Mustache geht davon aus, dass du den Großteil deines Vermögens in Aktien und andere rentable Anlageprodukte gesteckt hast. Damit solltest du durch Dividenden und Kursteigerungen dein Vermögen jährlich um 7 Prozent steigern können, so die Rechnung. Abzüglich Inflation bleibt dann 4 Prozent übrig. Demnach würdest du im Beispiel 30.000 Euro pro Jahr zur Verfügung haben. 

Auf ein ähnliches Modell setzt auch Vicki Robinin Ihrem Buch „Your Money or Your Life“. Darin definiert sie einen Punkt, an dem die Geldanlage-Einkünfte die monatlichen Ausgaben übersteigen, als den „Crossover Point“. Es sei der Punkt, an dem die Geldanlage-Einnahmen buchstäblich die Ausgaben überflügeln und dadurch finanzielle Unabhängigkeit erreicht würde. Um deinen Crossover Point zu definieren, benötigst du nur zwei Informationen: 

Deine jährlichen Ausgaben

Deine jährliche Renditeerwartung für deine Investionen

Der Crossover Point berechnest du dann so: Wenn du jährliche Ausgaben von 25.000 Euro hast und glaubst, dass deine Investitionen jedes Jahr eine Rendite von 5 Prozent bringen, dann läge dein Crossover Point bei 500.000 Euro. Wenn du eine jährliche Rendite bei 4 ansetzt, läge dein Crossover Point dagegen bei den besagten 625.000 Euro. Wenn du aber lediglich Kosten von 15.000 Euro bei einer Rendite von 4 Prozent annimmst, liegt dein Crossover-Point bei „nur“ 375.000 Euro und bei 5 Prozent Rendite bei 300.000 Euro. Was lehrt uns das? Der wichtigere Faktor für das Erreichen finanzieller Unabhängigkeit ist nicht die Rendite, sondern deine Ausgaben.

Fazit

Vor allem die Höhe der Ausgaben ist entscheidend, wenn es um darum geht, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Wenn du also einen Weg findest, ohne viel Geld auszugeben, glücklich zu sein, stellt das den einfachsten Weg in die finanzielle Freiheit dar.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.