Wahrscheinlich ist für dich das Thema Rente noch Jahrzehnte entfernt. Nichtsdestotrotz solltest du dir schon einmal darüber Gedanken machen. Aber nicht nur in der Art, wie du jeden Morgen ausschlafen und mit deinen Enkelkindern herumtollen wirst. Auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Denn die Zukunft sieht nicht so rosig aus, wenn Du kein Geld hast und du jeden Cent dreimal umdrehen musst. Keine schöne Vorstellung für den Lebensabend. Sich allein auf Vater Staat zu verlassen, ist auf jeden Fall keine gute Idee. Vor allem nicht als Selbständiger oder Freiberufler. Denn in diesem Fall musst du dich um die Altersvorsorge in der Regel selbst kümmern, schließlich bist du dann wahrscheinlich nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung oder einem berufsständischen Versorgungswerk pflichtversichert. Welche Möglichkeiten du hast, erfährst du in diesem Artikel.
Besser als ihr Ruf: Gesetzliche Rente
Auch als nicht versicherungspflichtiger Selbstständiger hast du die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen. Hört sich unsexy an, ist aber durchaus eine Überlegung wert. Vor allem dann, wenn du bereits etwas während der Ausbildung in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast. Schließlich würden deine Rentenansprüche verfallen, wenn du die Mindestversicherungspflicht von fünf Jahren noch nicht erreicht hast. Unabhängig davon muss sich die gesetzliche Rente renditetechnisch laut Einschätzung der Stiftung Warentest im Vergleich zu privaten, ungeförderten Rentenversicherungen nicht verstecken. Denn die leiden derzeit besonders unter den niedrigen Zinsen. Noch ein Pluspunkt: Als freiwillig Versicherter kannst du die Höhe deiner nahezu frei wählen und je nach Einkommen flexibel anpassen.
Künstlersozialkasse: Noch besser als die gesetzliche Rente
Apropos gesetzlich Rente: Bist du freischaffender Künstler (etwa Grafiker, Texter, Musiker) ist der Eintritt in die Künstlersozialkasse (KSK) eine Empfehlung. Und das aus mehreren Gründen: Die Beiträge für die Krankenversicherung werden erschwinglicher, gleichzeitig sorgst du fürs Alter vor. Denn wenn du es in die KSK geschafft hast (Antrag und Prüfung erforderlich) zahlt du nur die Hälfte der Beiträge – ganz so als ob du angestellt wärst. Bei der gesetzlichen Rentenversicherung liegt der Beitragssatz beispielsweise aktuell bei 18,6 Prozent, entsprechend zahlen die Versicherten 9,3 Prozent. Den Rest übernehmen der Staat und die Unternehmen, die die Versicherten beauftragen. Das ist aber noch längst nicht alles: Die Beiträge ergeben sich nicht aus den tatsächlichen Einnahmen, sondern aus der Schätzung der Versicherten. Die erfolgt allerdings im Voraus. Die Versicherten müssen jährlich immer zum 1. Dezember ihre voraussichtlichen Einkünfte schätzen, die sie im kommenden Jahr erzielen werden. Klar, dass niemand hier zu viel angeben und entsprechend höhere Beiträge zahlen will. So lag das durchschnittliche Einkommen der KSK-Versicherten 2020 bei rund 17.000 Euro. Denn Voraussetzung für die Versicherung über die KSK ist nicht nur dass du Künstler gemäß Künstlersozialversicherungsgesetz bist, sondern auch mit der künstlerischen Tätigkeit hauptsächlich deinen Lebensunterhalt bestreitest. Zudem gibt es eine Mindestgrenze für das Jahreseinkommen in Höhe von 3.900 Euro.
Rürup: Vor allem für Gutverdiener interessant
Vor allem aufgrund der steuerlichen Vorteile könnte auch die sogenannte Basisrente interessant für dich als Selbständigen sein, auch Rürup-Rente genannt. Es gibt klassische, konservative Rentenprodukte als auch fondsgebundene Modelle, die eine höhere Rendite versprechen. Generell ein Vorteil: Die eingezahlten Beiträge kannst du nahezu komplett von der Steuer absetzen. 2022 lasen sich 94 Prozent der eingezahlten Summe absetzen, maximal bis 24.100 Euro (entspricht einer eingezahlten Summe von 25.638 Euro). Die Basisrente eignet sich demnach besonders gut, wenn du viel verdienst und den steuerlichen Vorteil ausschöpfen willst. Praktisch zudem: Du kannst monatlich sehr wenig einzahlen und am Ende des Jahres dann – je nachdem, wie das Jahr gelaufen ist – einen großen Batzen auf einmal einbringen. Rollt der Rubel nicht, ist die Rürup-Rente allerdings weniger sinnvoll. Kleiner Haken: Du kannst die Rürup-Rente nicht kündigen. Immerhin kannst du die monatlichen Beträge auf ein Minimum herunterfahren oder den Vertrag notfalls beitragsfrei stellen.
Private Fonds-Vorsorge: Hohe Rendite-Chancen
Sinnvoll ist darüber hinaus, ohne staatliche Unterstützung jeden Monat etwas von deinem Einkommen auf die hohe Kante legen und beispielsweise in Fondssparpläne zu stecken. Sparpläne sind eine gute Sache, um langfristig ein Vermögen aufzubauen, eine bestimmte Summe zu erreichen oder eben fürs Alter vorzusorgen. Schon ab 25 Euro pro Monat geht’s los. Du zahlst dann regelmäßig einen bestimmten Betrag ein. Anschließend wandelt der Broker die Einzahlungen unverzüglich in Anteile eines Fonds oder ETFs um. Das Beste an dieser Art von Geldanlage: Du bleibst komplett flexibel. Du kannst die Sparrate jederzeit an deine Lebensumstände anpassen oder sogar für einen bestimmten Zeitraum ganz aussetzen (natürlich auch für immer). Aktien sind zwar nicht ohne Risiko und schwanken im Wert, was viele Menschen verunsichert. Für eine gute Rendite musst du aber ein gewisses Risiko eingehen. Und Aktien und Fonds sind nun einmal aus historischer Sicht die besten Anlageformen, um ein Vermögen aufzubauen – vor allem langfristig.
Private Rente: Lohnt sich nicht
Abstand nehmen solltest du dagegen von privaten Rentenverträgen, die im aktuellen Zinsumfeld wenige Rendite bringen und hohe Kosten verursachen. Laut Stiftung Warentest halten die privaten Vorsorgevarianten, hinsichtlich Leistung und Erträge, weder mit der gesetzlichen Altersvorsorge noch mit der Rürup-Rente mit.
Fazit
Wie dein Lebensabend aussieht, liegt vor allem als Selbständiger in deiner Hand. Wenn du nicht ausreichend vorsorgst, musst du länger oder sogar für immer arbeiten. Wenn du dagegen regelmäßig etwas zur Seite legst, kannst du dich auf einen entspannten Lebensabend einstellen und sogar vielleicht schon etwas früher den Ruhestand genießen.