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Saubere Investments

Sind Öko-ETFs wirklich so grün?

von Nils Matthiesen

Rendite ja – aber bitte nicht durch Waffen, Umweltzerstörung oder Kinderarbeit. Bestimmte Indexfonds geben genau dieses Versprechen. Was ist da dran?

Sein Geld in ETFs anzulegen, ist vom Grundgedanken schon einmal nicht verkehrt. Ähnlich wie bei aktiv gemanagten Fonds, investierst du damit auf einen Schlag in mehrere Unternehmen und streust damit das Risiko. Dadurch, dass ETFs die Wertpapiere, in die sie investieren, nicht aktiv herauspicken, sondern einfach einen Index nachzeichnen, sind sie günstig und transparent. Es gibt aber ein Problem: Du weißt nicht genau, in welche Unternehmen dein Geld fließt. Es ist schließlich alles andere als einfach, alle Werte eines Indizes unter die Lupe zu nehmen. Zudem werden Indizes regelmäßig neu ausgerichtet. Die Wenigsten wollen aber zum Beispiel von Gewinnen aus Waffenverkäufe, Umweltzerstörung oder Menschenausbeutung profitieren. Für die Zielgruppe gibt es sogenannte Öko-ETFs. Die haben sich auf die Fahnen geschrieben, ausschließlich „saubere“ Unternehmen abzubilden. Doch wie sauber sind solche Öko-Indexfonds wirklich? Die Zeitschrift Öko-Test (Ausgabe 6/2019) hat das untersucht und übt zum Teil heftige Kritik.

Nicht gerade dunkelgrün

So garantiere der bekannte MSCI World Socially-Responsible-Investing (SRI)-Index mitnichten ein „dunkelgrünes“ Portfolio. Zwar sollen bei diesem ETF nur die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche abgebildet werden, eben die „sozial verantwortliche Investieren“. Bestimmte Firmen wie Waffenproduzenten genau wie Unternehmen mit kontroversen Geschäftspraktiken wie Kinderarbeit sollen herausfallen. Das Gleiche gilt für Werte rund um Atomkraft, geächtete Waffen (Landminen und Streumunition) sowie die in Verdacht stehen Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Laut Ökotest sind aber auch Aktien von Konzernen im Index vertreten, die lediglich „innerhalb ihrer Branche die am wenigsten schlechten Nachhaltigkeitsleistungen zeigen.“ So fand Öko-Test unter den Top-Ten-Titeln des Index die Aktie vom französischen Mineralölunternehmen Total S.A., das nicht nur Öl- und Gasförderung betreibt, sondern auch Kohle und Uran zur Energiegewinnung nutzt und zu den größten Wasser- und Luftverschmutzern der Welt zählt. Echte Nachhaltigkeit sähe anders aus, so das Fazit der Tester.

Kein ETF „richtig“ öko

Auch der iShares Dow Jones Global Sustainability-Index, der laut eigenen Angaben Aktien auf ihre wirtschaftlichen, umweltbezogenen und sozialen Merkmale überprüft, bekommt sein Fett weg. Denn tabu sind nur Firmen, die ihr Geld mit Waffen und Rüstung, Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Pornografie verdienen. Atomkraft ist erlaubt, Menschenrechtsverletzungen sind ebenfalls nicht explizit ausgeschlossen und weil auf den Ausschluss von fossilen Brennstoffen verzichtet wird, bleibe laut Öko-Test der Klimaschutz auf der Strecke. Auch wir von ZASTER finden aufgrund von Investments wie Nestle, das speziell aufgrund von fragwürdigen Wasserrechten in Afrika, Abholzung des Regenwaldes für Palmöl und Tierversuchen immer wieder in der Kritik steht, diesen ETF nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Noch schlechter sähe es bei der MSCI-ESG-Screened-Indexfamilie, den MSCI-Select-ESG-Rating-and -Trend-Leaders-Indizes und den MSCI-ex-Controversial-Weapons-Indizes. Bei diesen Indizes seien die Auswahlverfahren zum Teil noch laxer.

Fazit

So richtig „grün“ sind auch die auf Nachhaltigkeit getrimmten ETFs nicht, eher „hellgrün“, so das abschließende Fazit von Öko-Test. Immerhin müssten sich die nachhaltigen ETFs in puncto Rendite nicht verstecken, sie schnitten genauso gut ab wie ihre Index-Vorbilder.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.