Shutdown
Washington macht mal wieder den Laden dicht. Der Shutdown hat die US-Behörden lahmgelegt. Beamte warten auf Gehaltschecks, Museen schließen ihre Türen, Statistiken gehen in den Streik. Arbeitsmarktdaten für diese Woche daher erst einmal auf Eis gelegt. Die Weltmacht gönnt sich einen Stillstand – und die Börse rümpft nur kurz die Nase, als hätte man lediglich die Spülung nach dem Toilettengang vergessen. Nach dem Motto „Nase zu und durch“ feiern die US-Börsen neue Kurshochs. Politisch ist es das übliche Theater: Republikaner gegen Demokraten, Lautstärke statt Lösungen. Für die Märkte ist klar: Am Ende wird man sich einig. Und während Amerika zum politischen Dauerstreit neigt, schaut Europa auf seine Zahlen.
In Deutschland stieg die Inflation im September auf 2,4 Prozent. Erwartet waren 2,3. Für Politiker eine minimale Abweichung, für Anleger eine klare Botschaft: Die Preissteigerung klebt hartnäckiger, als es die europäische Notenbank gerne hätte. Da freuen sich doch die Verbraucher, dass der Cappuccino „nur“ noch 4,30 Euro statt 4,20 Euro kostet. Merke: Der Shutdown in den USA ist temporär, die Preissteigerungen sind permanent.
Showdown
Während die Regierung in Washington dichtmacht, inszeniert sich die Wall Street als Saloon im letzten Akt. Der Showdown spielt an gleich mehreren Fronten. Nvidia erklimmt ein neues Allzeithoch, als hätten die Chips gerade das ewige Leben erfunden. Analysten überschlagen sich, Investoren jubeln, und wer nicht dabei ist, fühlt sich wie der Cowboy ohne Revolver im Duell. Parallel schnappt sich ein Konsortium um arabische Investoren und der Beteiligungsgesellschaft des Trump-Schwiegersohnes Jared Kushner das Unternehmen Electronic Arts für rund 55 Milliarden Dollar.
Ein Deal so groß, dass er ganze Regale in den virtuellen Spielewelten umsortiert. Die Botschaft: Wer die Rechte an FIFA & Co. besitzt, kann künftig nicht nur Spiele, sondern gleich die Freizeit der Menschheit steuern. Und dann ist da Donald Trump, der vor der Weltöffentlichkeit seinen 20-Punkte-Plan für Gaza verkündet. Große Worte, wenig Ergebnis. Zumindest bisher, denn die genannten Bedingungen bedeuten einen Showdown für die Hamas, deren Entwaffnung zur Bedingung wird. Die Friedensbühne gehörte Trump, aber die Märkte hörten genau hin: Während Tech-Unternehmen feiern, schauen Energiewerte und Rüstungsaktien gebannt auf die Schlagzeilen und zucken dann doch nervös zusammen. Der Showdown dieser Woche endet also nicht mit einem heldenhaften Schusswechsel, sondern mit dem Gefühl, dass das Schlachtfeld erst bereitet wird.
Shakedown
Und dann das große Durchschütteln, der Shakedown. Trump schüttelt die Pharmabranche durch, indem er sich mit Pfizer auf einen Deal einigt, um die Medikamentenpreise zu verbilligen. Politische Rückendeckung bringt die Kurse der Pharmaaktien wieder in Schwung. Geschüttelt und nicht gerührt reagieren auch die Alkoholaktien mit der Ankündigung von Zollerleichterungen auf Whiskey. Shake Baby shake, Trump weiß eben wie man mit Brot und Spielen das Volk bei Laune hält. Apropos Brot: Das Brot des Amerikaners ist der Burger und der soll, wenn es nach McDonalds geht, zukünftig nicht weiter als 5 Minuten entfernt erwerbbar sein. McDonalds auf Expansionskurs. Hunderte neue Filialen sollen in den USA her.
Mit dem Milchshake gegen den Kursbreak, so die neue Devise des Konzerns, um die Börsenkurse wieder aufzufrischen. Wenn ich Sie jetzt mit all diesen Meldungen der Woche so richtig durchgeschüttelt habe, dann zum Schluss die gute Nachricht: Der Tag der Deutschen Einheit steht vor der Türe. Dieses Jahr passend an einem Freitag, um das Wochenende zu verlängern. Ihnen einen schönen Feiertag.
Ihr Volker Schilling