Rückenwind
Die Börsen und mit ihnen die Anleger sind auf der Suche nach etwas Rückenwind. Oder wie Thomas D. es formulieren würde: „Ich sag es euch auf diese Weise, alle die am Suchen sind, sind mit mir auf der Reise, haben Rückenwind.“ Auch wenn an den Kapitalmärkten diese Woche etwas Verschnaufpause angesagt ist, so lassen sich doch Faktoren ausmachen, die den Kapitalmärkten in den kommenden Wochen etwas Rückenwind geben sollten. Allen voran die US-Inflation, die diese Woche mit 3,2% gemeldet wurde. Zwar lag die Inflation damit um 0,2% höher als im Vormonat, aber die Marktteilnehmer hatten mit noch mehr gerechnet. Die Maßnahmen der Notenbanken tragen Früchte, so dass es im September zur letzten Zinserhöhung der US-Notenbank kommen könnte. Damit wäre der Weg frei für ein starkes viertes Quartal. Interessanterweise lief die aktuelle Korrektur ohne einen großen Anstieg der Volatilität. Auch der Fear and Greed Index deutet nicht auf eine Ausverkaufsstimmung hin und man darf nicht vergessen: Viele stehen noch am Spielfeldrand und warten auf Rückenwind für den Einstieg. Doch es gibt auch:
Gegenwind
Erfahrungsgemäß fallen die Unternehmenszahlen in der zweiten Hälfte des zweiten Quartals meist schlechter aus. So sieht es auch dieses Jahr aus. Allen voran die Zahlen von Siemens Energy diese Woche, die mit ihrer Gewinnwarnung eines Milliardenverlustes zum Jahresende ordentlich Gegenwind hatten. Leider kann dieser Wind aufgrund zahlreicher Mängel an den aufgestellten Windrädern nicht genutzt werden, um für positive Schlagzeilen zu sorgen. Ordentlich Gegenwind hatten diese Woche auch die italienischen Banken, denn Ministerpräsidentin Georgia Meloni führt quasi per Dekret über Nacht eine Sondersteuer ein, um die hohen Zinsgewinne der Banken abzuschöpfen. Ein Orkan der Entrüstung machte sich breit. Hatte doch der Finanzminister ein solches Vorhaben noch vorletzte Woche dementiert. Italienische Bankaktien daher erst einmal im Sinkflug. Dazu passte dann auch die Meldung der Ratingagentur Moody´s, die kurzerhand 10 US-Banken in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft hat. Der Bankensektor daher insgesamt ohne Aufwind. Ganz anders hier:
Wirbelwind
Luxuslabels sorgen diese Woche für ordentlich Wirbelwind. Der Deal zur Übernahme der Muttergesellschaft der bekannten Luxusmodemarken Versace, Michael Kors und Jimmy Choo ist in trockenen Tüchern. Tapestry, Eigentümerin der Marke Coach mit Sitz in New York, übernimmt Capri Holdings für 8,5 Milliarden US-Dollar in bar. Die Capri-Aktie legte daraufhin über 50% zu. Finanziert wird das ganze über Schulden – Luxus hat eben seinen Preis. Noch größeren Wirbel gibt es um das Unternehmen WeWork. In einer Meldung an die Börsenaufsicht SEC wird eine Insolvenz nicht mehr ausgeschlossen. Die Aktie dramatisch im Sinkflug und inzwischen 99% von ihrem Höchststand entfernt. Investoren stürmen zum Ausgang, die heiße Luft entweicht. Finger weg. Ich lasse den Stift ebenfalls aus meinen Fingern gleiten und gebe mich jetzt den sanften Böen des Zephyrwinds hin. Nächste Woche weht Ihnen meine Kolumne wieder ins Postfach.
Ihr Volker Schilling