Mehr Gehalt mit Doktortitel?

Promovieren und kassieren

von Zaster Redaktion

6 Jahre studieren und danach noch 4 Jahre promovieren, um den Titel „Dr.“ tragen zu dürfen. Steigt Dein Gehalt mit einem Doktortitel wirklich deutlich an und in welchen Berufen lohnt sich eine Promotion? Zaster befragte Promotions-Expertin Dr. Carla Schriever.

Zaster: „In welchen Branchen verdient man heute mit einem Doktortitel mehr?“

Dr. Schriever: „Nach den aktuellen Studien und Erhebungen gibt es besonders im Bereich der Juristik einen Vorteil. Die promovierten Juristen verdienen bis zu 13.000 Euro pro Jahr mehr als Ihre Master-Kollegen. Im Bereich der BWL und den Ingenieurswissenschaften liegt der Unterschied bei 6.000 – 7.000 Euro pro Jahr und in den Geisteswissenschaften sind es ca. 5.000 Euro. Am meisten verdienen Geisteswissenschaftler jedoch, wenn sie im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten, wie bspw. Think Tanks, in der Weiterentwicklung von bestimmten Produkten oder in der Beantwortung von Problemfragen. Hier kann es variieren von 6.000 bis zu 11.000 Euro.“

Bei der Promotion geht es nicht um Geld, sondern um den wissenschaftlichen Drang.

Zaster: „Ist ein Doktortitel eine Garantie für einen besser bezahlten Job?“

Dr. Schriever: „Bei der Promotion geht es nicht um Geld, sondern um den wissenschaftlichen Drang. Wissenschaft kann man nicht nur wegen des Geldes machen. Es gibt viele Berufe in denen man viel mehr verdient und in denen keine Promotion oder Habilitation nötig ist oder Vorteile bringt. Die Arbeitsverträge in der Wissenschaft sind oft befristet und oft muss man für passenden Stellen umziehen. Das bedeutet auch soziale Herausforderungen – meine Familie soll ja auch mitkommen. Nach der Promotion selbst gibt es auch oft erstmal befristete Stellen. In der Wissenschaft kann viel Zeit vergehen bis man entfristet wird.“

Zaster: „Gibt es noch Vorurteile gegenüber Bewerber mit einem Doktortitel in der modernen Arbeitswelt?“

Dr. Schriever: „Es gibt heute noch viele Vorurteile in bestimmten Disziplinen. Wenn jemand zum Beispiel im Bereich Philosophie promoviert hat, dann wird oft gefragt wie es mit dem Taxi Führerschein aussieht? Es gibt weitere alte Vorurteile, zum einem das man mit dem Doktortitel überqualifiziert ist und zum anderen werden wird bezweifelt, dass eine Person mit Titel praktisch arbeiten kann. Das ist natürlich ein Vorurteil, viele Promovierte arbeiten jetzt in Think Tanks oder in sozialen und gemeinnützigen Organisationen, wo es um praktische Fragen geht.“

Erste Frage – wo will ich hin mit der Promotion?

Zaster: „Womit sollte man beginnen, um einen Doktortitel zu erlangen?“

Dr. Schriever: „Erste Frage – wo will ich hin mit der Promotion? Wenn man schon weiß in welchem Bereich man arbeiten möchte, dann sollte hier auch schon ein Thema mit praktischer Anwendbarkeit gewählt werden, wenn man das Ziel verfolgt außerhalb der Wissenschaft tätig zu sein. Neben der Promotion sollten auch Berufserfahrungen gesammelt werden. Die Promotion kann dann wie ein Sprungbrett in die obere Etage sein.“

Zaster: „Wie und wieviel verdienen Promotionsstudierende?“

Dr. Schriever: „Es gibt hier zwei Optionen. Die erste Option: Man kann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität beschäftigt sein oder in einer Institution arbeiten. Das Gehalt variiert von Bundesland zu Bundesland, aber durchschnittlich je nach der Steuerklasse – man kann mit 1.200 bis 1.700 Euro netto monatlich für eine halbe Stelle rechnen. Die zweite Option ist ein Stipendium. Die Stipendien liegen aktuell bei 1.450 Euro monatlich, steuerfrei. Dieses Geld bekommt man wirklich nur für das Promovieren und kann sich somit verstärkt auf die Promotion konzentrieren. Es gibt auch die Möglichkeit die Promotion bei einer Firma in einem bestimmten Bereich zu absolvieren, dann bezahlt das Unternehmen die halbe Stelle.“

Die Promotion ist wie ein Sprungbrett in die obere Etage

Zaster: „Gibt es den Gender Pay Gap auch in der Wissenschaft?“

Dr. Schriever: „Ja, aber zumeist erst bei jungen Professorinnen, wo die Bewerberinnen selbst verhandeln müssen. Laut Studien können Frauen weniger aushandeln und werden somit auch im Vergleich schlechter bezahlt. In Deutschland beläuft sich der Anteil von Professorinnen nur auf 24 %Das ist zu wenig. Viele Frauen sehen die Entscheidung – will ich eine Familie oder will ich promovieren? Dies wird immer als ein Gegensatz dargestellt, was überhaupt nicht notwendig ist. Es gibt zum Beispiel eine sehr gute Möglichkeit mit einem Kind und einem Stipendium zu promovieren. Deshalb brauchen die Frauen eine besondere Unterstützung und viele Universitäten brauchen besondere Programme für die Vorbereitung von der Bewerbung bis zum Einstieg in die Promotion.“

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Zaster Redaktion
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