EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Ready to rumble?

von Marcus Lucas

ZASTER-Finanzfighter Volker Schilling steigt wieder in den Ring und blickt – zum Glück ohne blaues Auge – auf die Woche zurück. Ein wirklich filmreifer Knock-out der Dreistigkeit kam von Wirecards Showkampf-Schwergewicht Jan Marsalek – voll auf die Zwölf!

Thrilla in Manila

„Ach, was muss man oft von bösen Buben hören oder lesen. Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Jan und Markus hießen. Ja, zur Übeltätigkeit. Ja, dazu ist man bereit.“ Man denkt bei Jan Marsalek, dem per internationalem Haftbefehl gesuchten Ex-Wirecard-Vorstand und Großbetrüger, nicht, dass es immer noch abstrusere Geschichten gibt. Aber Tatsache ist, dass dieser Wirtschaftskrimi ein echter Thriller ist. So wurde jetzt bekannt, dass der „Thrilla in Manila“ soweit ging, dass die angeblichen philippinischen Bankbeamten in Wirklichkeit engagierte Schauspieler waren und die Bankfilialen für die Vor-Ort-Termine der EY- Wirtschaftsprüfer, nur als Kulissen nachgebaut wurden. Unfassbar! Vielleicht kann man sich die Kulissen und die Originalbesetzung noch für die Hollywood-Verfilmung sichern? Apropos: Mit dem Rauswurf Wirecards in dieser Woche aus dem DAX hat sich – wie letzte Woche vermutet – Delivery Hero den Platz in der ersten Börsenliga gesichert. Aus meiner Sicht wird dies auch ein gewaltiger Fight werden, denn als DAX-Unternehmen ohne einen Umsatz in Deutschland und mit aktuell dreistelligen Millionenbeträgen an Verlust, wird man sich durchboxen müssen. Hoffentlich trägt dieser Kampf dann nicht am Ende den Namen „From Hero to Zero“.

Rumble in the Jungle

Neben dem Thrilla in Manila war der Rumble in the Jungle der wohl legendärste Boxkampf aller Zeiten zwischen Muhammad Ali und George Foreman. Ali siegte in der 8. Runde durch K.O. gegen den amtierenden Weltmeister Foreman. Und genau so will Herausforderer Joe Biden den amtierenden Präsidenten Trump auf die Bretter schicken. Diese Woche wurde er offiziell von seiner Partei als Kandidat nominiert und steigt damit jetzt in den Ring, um im Nahkampf zu punkten. Die Buchmacher handeln zwar aktuell Biden als Favorit, aber Trump ist als angeschlagener (Wahl-)Kämpfer nicht zu unterschätzen. Und passend zum Titel, droht auch hier in den kommenden Wochen eine rüde verbale Schlägerei. Der größte Wahlkampf aller Zeiten wird es zwar nicht werden, aber es wird schon jetzt eines deutlich: Der Wahlkampf lähmt die Bemühungen der beiden großen Parteien, in der aktuellen Coronakrise zusammenzuarbeiten.Angesichts der angespannten Situation am Arbeitsmarkt und der Wirtschaft, könnten die Konjunkturzahlen im Herbst nicht Schritt halten mit der Börsenrally. Ich sehe aktuell Überhitzungstendenzen und bin daher der Meinung, dass die Börse ein Anrecht auf Korrektur hat. In diesem Sinne wird der September ruppiger werden. Denken Sie daran, bevor…

Bite Fight

…Sie ein Stück Ihres Aktiengewinnes wieder hergeben müssen. So wie seinerzeit im „Bite Fight“, als Evander Holyfield ein Stück seines Ohres durch einen Biss von Mike Tyson verloren hat. Ich würde daher die Gewinne auf Tesla, Apple und anderer Techs mal aus dem Ring nehmen. Ich bin mir sicher, dass der Kampf um Börsengewinne noch über einige Runden gehen wird. Wenn aber Apple inzwischen einen Börsenwert von über 2 Billionen US-Dollar erreicht und trotz Krise seit Jahresanfang um 60 Prozent zulegen konnte, dann ist es Zeit für eine vernünftige Korrektur. Dafür braucht es dann nicht einen Bite Fight, dafür reicht beispielsweise schon der aktuelle Streit mit Fortnite.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Marcus Lucas