Wenn es nach dem Willen der EU-Kommission geht, sind kleine Münzen bald Geschichte – sie will Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen. Auch das Bezahlen soll digitaler werden. Schließlich hört kaum noch jemand Musik von Schallplatte, blättert in Fotoalben oder schaut in Faltkarten. Es gibt aber auch noch bessere Argumente gegen das Bargeld.
Argumente gegen Bargeld
- Aufwendig und umständlich: Ein- und Zwei-Cent-Münzen kosten mehr, als sie wert sind. Zudem müssen jährlich Milliarden Münzen kreuz und quer durch Europa gekarrt werden. Das ist ebenfalls teuer und belastet die Umwelt. Auch für die Geschäfte ist das Bargeld-Handling ein Klotz am Bein.
- Unpraktisch: Der Verzicht auf Münzen und Scheine macht das Bezahlen komfortabler und manchmal sogar schneller. Aktuell bekommen Bargeldzahler bei nahezu jedem Einkauf Wechselgeld, der dann oft in irgendwelchen Taschen verschwindet.
- Unsicher: Bargeld lässt sich fälschen. Bargeld lässt sich verlieren. Und Bargeld ermöglicht Schwarzgeldzahlungen, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte.
Kampf gegen Bargeld im vollen Gange
Klar ist: Der „War on cash“ ist in vollem Gange. Die ersten Schritte sind getan, in vielen Ländern gibt es bereits Obergrenzen für Bargeldzahlungen. Gleichzeitig werden Scheine und Münzen gestrichen, wie der 500er in ganz Europa oder kleine Münzen in Italien. Vorreiter ist aber Schweden. Dort kann man selbst sein Bier in der Kneipe oft nur noch mit Karte zahlen. Auf der Gegenseite stehen die Verfechter eines Zahlungsmittels, das die Menschheit seit gut 2.500 Jahren begleitet. Ihre Argumente:
Argumente für Bargeld
- Kontrollierbar: Ohne Bargeld verlieren die Bürger die Kontrolle über ihr Geld. Sie könnten es nicht mehr verstecken, etwa vor dem Ehepartner oder Erben. Oder abheben, wenn sie einen Bankencrash fürchten.
- Unabhängig: Mit Bargeld lassen sich Transaktionen einfach, sofort und vollkommen unabhängig von technischen Voraussetzungen wie einer Internetverbindung durchführen.
- Anonym: Jede digitale Zahlung lässt sich nachvollziehen. Wenn Bargeld im Spiel ist, erfährt dagegen niemand davon – weder der Staat, die Bank, noch deine Krankenkasse.
Wenn der Staat alles weiß
Vor allem der dritte Punkt hat Gewicht. Denn egal ob beim Surfen im Internet, der Nutzung einer Smartphone-App oder der Fahndung nach Suchbegriffen per Google-Suchmaschine: Beim Einsatz von vernetzten Geräten fallen massig Daten an, die fleißig erfasst und verarbeitet werden. Denn solche Daten sind für Wirtschaft, Politik und Geheimdienste gleichermaßen interessant. Auch digitale Zahlungen hinterlassen eine Vielzahl an Daten, egal ob per App oder Karte. So lässt sich genau nachvollziehen, was, wann und für wie viel Geld der Inhaber in letzter Zeit eingekauft hat. Diese Zahlungsdaten sind die letzten Puzzlesteine, die den Datensammlern noch fehlen. Das macht sie besonders kostbar.
Auch für Notenbanker ist eine bargeldlose Welt ein wahres Wunschszenario: Wenn Bürger ihr Vermögen nicht mehr zuhause in Form von Scheinen und Münzen horten könnten, wäre es zum Beispiel kein Problem negative Zinsen durchzusetzen und die Wirtschaft besser zu kontrollieren. Den Strafzinsen dann auszuweichen wäre unmöglich, so das Kalkül.
Fazit
Noch ist offen, wie der Krieg ums Bargeld ausgeht. Die Tendenz geht aber klar Richtung digitale Zahlungsmittel. Fest steht schon heute: Es geht um viel mehr als um Scheine, Münzen oder Plastikkarten. Es geht um Kontrolle und Macht – und unendlich viel Geld.