Cleverer Einzelgänger

7 Dinge, die du von Fondsmanager Peter Lynch lernen kannst

von Moritz Weinstock

Manche Menschen brauchen kaum mehr als sich selbst. So auch Peter Lynch, der für die Investment-Firma Fidelity fast im Alleingang Milliarden erwirtschaftete.

Die besten Ideen kommen einem beim Spaziergehen, das wussten schon die Philosophen im alten Griechenland. Und auch andere große Denker schätzten es, ihren Gedanken bei ausgedehnten Wanderung nachzuhängen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sich der gemütliche Golfsport zum Dreh- und Angelpunkt für wichtige Geschäftsgespräche einflussreicher Unternehmer, Politiker und Wirtschaftsbosse.

Setze auf Aktien mit Erträgen von etwa 10 Prozent. Und Idealerweise auf Unternehmen mit einem Franchise-Geschäftsmodell, damit nicht zu viel Verantwortung auf den Schultern weniger lastet.

Peter Lynch

Peter Lynch gehörte nicht gleich zu jenen Menschen, aber er begleitete sie bereits in jungen Jahren als Caddy auf den Golfplätzen einer Heimatstadt Boston.

Hier kam er in Kontakt mit Börsenmaklern und Managern, verfolgte aufmerksam deren Gespräche und verinnerlichte ein paar ihrer Ratschläge, die natürlich nie direkt an ihn gerichtet waren.

Sein erstes Investment basierte in Folge dessen auf den Prognosen der Profis, deren Schläger er trug. Dabei gelang ihm mit der Anschaffung von Aktien der US-amerikanischen Frachtfluggesellschaft Flying Tiger Line im Wert von 1250 US-Dollar vom Stand weg ein Hole-in-One. Genau wie es die fachkundigen Golfspieler vermuteten, florierte das Wachstum der Luftfracht und das Geschäft im Pazifikraum.

Wenn ein Gespräch nach eineinhalb Minuten nicht die erforderlichen Informationen liefert, solltest du erwägen, das Gespräch abzukürzen.

Peter Lynch

Mit dem Aktienerfolg konnte Lynch nicht nur sein Investment zurückerlangen, sondern sogar sein Studium an der Wharton School of Finance finanzieren. Kein schlechter Einstieg in die Wirtschaftswelt!

Der Golfsport sollte noch ein zweites Mal eine Rolle in Peter Lynchs Leben spielen. Denn als sich der junge Student auf einen Sommerjob bei der US-amerikanischen Investmentfirma Fidelity bewarb, saß er niemand geringerem Gegenüber als dem Direktor der Firma, D. George Sullivan, dem er bereits die Schlägertasche getragen hatte – ein entscheidender Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern!

Nur wer Geschäftsberichte wälzt und möglichst viel über Unternehmen und deren Konkurrenz in Erfahrung bringt, weiß, wo sinnvolle Investments schlummern.

Peter Lynch

Von da an ging es rasch bergauf. Nachdem er Studium und Militärdienst hinter sich gebracht hatte, stieg er Ende der 1960er-Jahre als Analyst für Metalle bei Fidelity ein. Nur wenige Jahre später war er bereits Leiter der Recherche-Abteilung.

Lynch genoss vollstes Vertrauen seiner Vorgesetzten, weshalb man ihm ab 1977 auch die Leitung des vergleichsweise kleinen Fonds „Magellan“ übergab, der zu diesem Zeitpunkt über ein Anlagevermögen von 22 Millionen US-Dollar verfügte.

Kaufe niemals nur die Aktien deines Favoriten, sondern auch diejenigen der unmittelbaren Konkurrenz der gleichen Branche.

Peter Lynch

Und nun wird es spannend! Denn Lynch wäre nicht zu einem der erfolgreichsten Fondsmanager der Welt geworden, hätte er nicht wie ein Besessener Geschäftsberichte aussichtsreicher Firmen gelesen, unzählige Unternehmen besucht und seine Urlaubstage auf ein absolutes Minimum reduziert. So soll er beispielsweise in 20 Jahren gerade einmal zwei mal Urlaub gemacht haben, und selbst dann noch Geschäftstreffen abgehalten haben – sehr zum Leidwesen seiner Frau.

Doch harte Arbeit zahlt sich aus. Zehn Jahre nachdem Lynch die Leitung des kleinen Fonds übernommen hatte, lag dessen Wert nicht mehr bei 22 Millionen US-Dollar, sondern bei sagenhaften 12 Milliarden!

Wer über ein gewisses Branchenportfolio (sogenannte Farmgruppen) verfügt, kann es nach und nach auf seine Favoriten zusammenstreichen.

Peter Lynch

Peter Lynch wird nachgesagt, ein absoluter Einzelgänger gewesen zu sein. Sein Team bestand im Grund genommen aus ihm und zwei Mitarbeitern. Einer davon sollte Neuigkeiten von der Wall Street einholen, der andere war mit dem Besuch von Unternehmen und Analysetreffen betraut.

Portfolios müssen stets über genügend Liquidität verfügen, um neue Ideen schnellstmöglich umsetzen zu können.

Peter Lynch

Mit diesem agilen Mini-Team und seinem unermüdlichen Arbeitseinsatz gelang ihm nicht nur der gigantische Ausbau des Magellan-Fonds. Bis zum Oktober 1987 hat er jedes Jahr den Dow Jones geschlagen und kein einziges schlechtes Kalenderjahr erlitten – fast. Denn am 19. Oktober 1987 kam es zum größten Börsencrash der Nachkriegszeit, dem sogenannten „Black Monday“, der auch bei Lynch zu Gewinneinbrüchen um rund 10 Prozent führte.

Dennoch lief es nach 1989 wieder rosig. Und weil er bis dahin so hart geschuftet hattet, setzte er sich bereits im Alter von 46 Jahren zur Ruhe. Nun arbeitet er noch als Gelegenheitsberater von Fidelity, ist in gemeinnützigen Organisationen tätig und hat vermutlich viel Zeit zum Golfspielen und Spazierengehen.

Finger weg von aufregenden Aktien. Die Verluste übersteigen in der Regel die als traumhaft beschriebenen Gewinne.

Peter Lynch
ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.