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10 Minuten. 3 Fragen. 1 Thema.

Persönliches Interesse, Sektorwetten und alternative Investments: Ein Gespräch rund ums Anlegen

von Alicia Peters

Wieder einmal hat sich ZASTER-Autorin Alicia mit Finanzexpertin Carola Ferstl zum Gespräch getroffen. Dabei hat sie verschiedene Erkenntnisse gewonnen: Bei der Geldanlage sollte man persönliche Interessen berücksichtigen, aber durchaus auch offen für Neues sein. Wer diversifiziert, geht den sichereren Weg und es ist durchaus sinnvoll, alternative Anlageprodukte wie Kryptowährungen, Immobilien und co. ins Auge zu fassen!

1. Wie hängt das persönliche Interesse mit Anlageentscheidungen zusammen? Ist es sinnvoll, nach seinen persönlichen Interessen zu gehen oder ist es vielleicht auch gewinnbringend, mal die eigenen Interessen abzulegen?

Meiner Meinung nach kann man zumindest erstmal mit den eigenen Interessen anfangen, weil man dann einen besseren Bezug hat, sich wirklich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Meine Empfehlung ist, zu schauen, ob es die Produkte, die man aus dem Alltag kennt und mag, auch als Aktien gibt oder ob sie von börsennotierten Firmen hergestellt werden. Zusätzlich macht es natürlich Sinn, dass man auch über den Tellerrand hinausblickt. Heute ist das wunderbar möglich: In gemischten Fonds hat man mittlerweile auch Dinge wie Kryptowährungen oder Aktien zu künstlicher Intelligenz drin. Auch wenn man sich mit diesen Themen gar nicht genau auskennt, kann man sich auf diese Weise durchaus zutrauen, in sie zu investieren. Im besten Fall hat man sogar einen aktiv gemanagten Fonds und damit einen erfahrenen Fondsmanager, der sich wiederum auf dem Gebiet auskennt.

Ich würde also empfehlen, wenn man sich Einzelaktien anguckt, mit dem anzufangen, was man kennt und wofür man sich interessiert und wenn man dann in anderen Bereichen Chancen nutzen will, durchaus auf die Fondsanlage zu vertrauen, wo man gleich einen ganzen Korb an Aktien kauft. Wenn man sich für Themen interessiert, mit denen man sich nicht auskennt, sollte man sich außerdem nicht gleich auf die Startup-Szene, sondern auf größere Unternehmen konzentrieren. Angenommen du kennst dich mit Chemie gar nicht aus, möchtest aber in dem Bereich investieren. Dann solltest du dir große Chemie-Unternehmen anschauen und erstmal nicht die ganzen kleinen. Das Gleiche gilt sicherlich auch für Impfstoffhersteller, wo einige jetzt sagen „Wow, da kannst du ganz viel Geld verdienen, die Aktien steigen jetzt enorm.“ Wenn man hier investieren möchte, empfehle ich, mit einer Art Spielgeld ranzugehen – also wirklich mit einem kleinen Betrag, dessen Verlust man notfalls auch verschmerzen kann.

2. Kannst du mir den Begriff Sektorwetten bzw. Sektorfonds erklären und deine Meinung dazu äußern?

Sektorfonds oder auch Branchenfonds sind Investmentfonds, die ausschließlich in Unternehmen investieren, die in einer bestimmten Branche tätig sind. Sie konzentrieren sich also nur auf einen bestimmten Bereich der Wirtschaft. Da können wir direkt beim Thema bleiben: Ein beispielhafter Sektor wäre aktuell die Impfstoff-Branche. Eine Sektorwette wäre dann, dass du sagst „Ich investiere nur in diesem Bereich“. Nur auf einen Sektor bzw. eine Branche zu setzen, ist im Grunde genommen genauso, als würdest du nur auf eine einzelne Aktie setzen. Wenn du dich da nicht auskennst, kannst du schneller eine schlechte Entscheidung treffen. Wenn du sagst, du nimmst ein Produkt, beispielsweise einen Fonds, der nur eine Branche abbildet, dann möchte ich auch an der Stelle nur empfehlen, mit kleineren Beträgen ranzugehen und zu sagen „Ich nehme das als Beimischung, als kleinen Teil meines Portfolios, um an dieser Wette – im wahrsten Sinne des Wortes – auch mal mit dabei zu sein. Das ist jetzt die Wette auf die Zukunft dieser Unternehmen. Ich weiß noch nicht, ob Bi­oN­Tech gewinnt oder ob CureVac schlecht performt, aber ich möchte auf die ganze Branche setzen und ich möchte mit dabei sein.“ Es gibt sicherlich Produkte und Zertifikate, die wirklich nur diesen einen Bereich abdecken. Ich empfehle, das aber nur zu einem kleinen Bereich des Depots werden zu lassen und nicht mit deiner vollen Leistung reinzugehen.

Ich bin der Meinung, man sollte bei der Depotaufstellung immer verschiedene Gebiete abdecken. Vielen Leuten passiert es beispielsweise, dass sie die GAFAM Aktien – Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft – einzeln kaufen, weil sie die kennen und toll finden und sich dann an die Empfehlung halten, in den MSCI zu investieren, also einen weltweit aufgestellten Aktienindex. Dann haben die Leute in ihrer Einzelauswahl den Sektor Hightech stark drin und haben sich zusätzlich noch einen Index gekauft, wo der Sektor bzw. die gleichen Aktien auch wieder drin sind – das ist ein sogenanntes Klumpenrisiko. Man hat also doppelt in den gleichen Bereich investiert und genau da muss man aufpassen. Es wäre eine schlechte Diversifikation zu sagen „Ich investiere in die gleichen Aktien – einmal einzeln und einmal im Fonds.“

3. Nun würde ich gerne einmal weg von Aktien und Fonds denken: Was sind alternative Anlageformen?

Ich würde sagen, die alternativen Anlageformen, die momentan am modernsten sind, sind Kryptoanlagen. Da sind viele Leute ganz heiß drauf. Man kann natürlich auch in Oldtimer investieren, in Wein, in Uhren, in Kunst… Das sind alles Spezialgebiete, mit denen man sich auch auseinandersetzen muss. Was eben momentan angesagt ist, sind Investitionen in Krypto. Da gibt es die großen Währungen wie Bitcoin und Ethereum – Cardano ist jetzt noch dazugekommen und viele, viele kleine andere Anbieter. Das heißt, wenn du dich damit beschäftigen möchtest, ist das wieder ein neues Universum, das sich auftut. Genau das gleiche gilt für andere alternative Investments. Da musst du dich wieder mit vielen Einzelthemen beschäftigen und dir ein grundlegendes Wissen über das jeweilige Produkt aneignen. Im Falle Krypto kannst du sagen „Was wäre jetzt eine sinnvolle Beimischung zu meinem Depot?“ Das wäre in meinen Augen aktuell der Bitcoin, die größte Kryptowährung und vielleicht noch Ethereum. Da kann man sagen „Okay, die haben sich in den letzten 10 Jahren einigermaßen etabliert.“ Die sind übrigens auch in einigen Fonds wie beispielsweise im „Der Zukunftsfonds“ schon mit drin. Man sollte immer mal gucken, wenn man sich einen gemischten Fonds kauft, ob man sich dann auch gleich ein bisschen Krypto mitkauft. Man muss also keine Angst haben, in einer Einzelbetrachtung in alternative Anlagen zu gehen, sondern kann das häufig schon im Fonds mitkaufen.

Eine weitere Möglichkeit sind Immobilien. Bei Immobilien braucht man allerdings Eigenkapital, da muss man schon ein kleines Polster haben, um da mitzugehen. Ich würde sagen, dass man sich schon in jungen Jahren überlegen sollte, ob man ein Immobilieninvestment tätigen möchte. Mit Immobilien sollte man nicht erst bis 40 warten, sondern sich schon dann mal fragen, wenn man sein erstes Geld hat und die Planbarkeit seines Einkommens: „Ab wann kann ich mir eine Immobilie leisten?“ Vielleicht eine, in der man selber drin wohnt oder eine, die man vermietet. Auf Immobilien kann man auf jeden Fall ein Augenmerk legen. Ich glaube, für viele Leute ist das auch eine sehr angenehme Geldanlage. Auch ich liebe Immobilien, weil das natürlich etwas ist, was man „anfassen“ kann – anders als Aktien.

Für alternative Investments gilt: Wenn man Experte oder Expertin ist, weil man sich auf einem Gebiet – beispielsweise Wein – auskennt oder weil man Lust drauf hat, sich damit zu beschäftigen, dann kann man das als Anlage betrachten. Ich rate aber davon ab, dass man sich von anderen verleiten lässt, die sagen „Mensch das ist ein super Investment! Ich verkaufe dir jetzt ein paar Kisten Wein. Die kannst du sammeln und dann sind sie am Ende mehr Wert.“ Also sich da auf nen guten Tipp der Freunde oder Bekannten zu verlassen, ohne selber Ahnung zu haben, ist an der Stelle falsch. Dann sollte man sich auch wirklich selbst mit dem Thema beschäftigen wollen.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.