Notenbanken
Die Bescherung der Notenbanken war das bestimmende Thema in dieser Woche. Die US-Notenbank legte vor und Jerome Powell, der Notenbankchef, legte seine Zinsgeschenke unter den Inflationsbaum, der in den USA inzwischen auf 6,8% angewachsen ist. Im goldenen Buch für Notenbanker steht die Inflationsbekämpfung ganz weit oben, weshalb auch Jerome Powell inzwischen nicht mehr von einer quasi selbstverschwindenden Preissteigerung ausgeht. Allerdings sind die Zinsgeschenke eher klein ausgefallen, denn wie erwartet stellte er für 2022 und 2023 lediglich drei Zinsschritte in den Raum und entkoppelte zudem diese Maßnahme von der zeitlich zwingenden Abfolge nach Ende der Anleihekäufe. Ho ho hoch….schallte es durch den vorweihnachtlichen Börsensaal. Der Ausstieg aus den Anleihekäufen wird zwar schneller vorangetrieben, aber damit hatten die Beschenkten ohnehin gerechnet. Und Geschenke, die man kennt, sind eben keine Überraschung mehr. Ganz anders der EZB-Engel Christine Lagarde. Sie verzichtete gänzlich auf Zinsgeschenke und kündigte an, dass es in dieser Hinsicht auch 2022 nichts geben wird. Klingt mager, aber ist für die Börsen wie ein himmlischer Engelsgesang für steigende Kurse. Nur eine Notenbank hat in dieser Woche wirklich für eine Überraschung gesorgt: Die Bank of England spielt Grinch (zu Deutsch: Miesepeter) und erhöhte die Zinsen von 0.1% auf 0,25%. Damit kehrte nach den ersten Lobgesängen an der Börse zum Ende der Woche Ernüchterung ein.
Banknoten
Die Deutsche Bundesbank vermeldete diese Woche, dass noch D-Mark Banknoten und Münzen im Wert von 12,35 Milliarden Mark in Umlauf seien. Allein in diesem Jahr wurden für 43,1 Millionen Mark alte Banknoten bei der Bundebank in Euro eingetauscht. Deutschland ist eines von sechs EU-Ländern, in denen das noch zeitlich unbegrenzt möglich ist. In Anbetracht der gewaltigen ausstehenden Summe, sollten Sie mal unter Ihrer Matratze nachsehen. Es werden insgesamt 164 Millionen Scheine vermisst. Wer jünger ist als 20, der hat die Deutsche Mark zu Lebzeiten nicht mehr erfahren, denn genau heute vor 20 Jahren wurde das „Starter-Kit“, eine kleine Plastiktüte mit den neuen Euromünzen, ausgegeben. Der Gesamtwert war 10,23 Euro oder 20 Mark. Ich habe mir bis heute eins davon aufgehoben, um unseren jungen Kollegen einen Teil der Währungsgeschichte haptisch erfahrbar zu machen. Insbesondere dann, wenn alles nur noch über das Smartphone läuft. Kasse machten diese Woche übrigens auch eine Reihe von Firmeninsidern, also Vorstände und Aufsichtsräte. Allen voran Tesla Chef Elon Musk, der inzwischen im Wert von 13 Mrd. US-Dollar Aktien verkauft hat. Aber auch Amazon, Blackstone, Alphabet, Meta und Microsoft: Verantwortliche tauschen Wertpapiere in Banknoten um. Und wer jetzt Angst hat, dass diese Personen mehr wissen über künftige Börsenentwicklungen, dem sei ein Blick auf die Steuerpläne der Demokraten für Aktiengewinne empfohlen. Wir werfen unseren Blick auf eine ganz besondere Notenbank:
Not in der Bank
Eine Notenbank mutiert zur Bank in Not. Und ich rede hier nicht von „Haus des Geldes“ und der spanischen Notenbank, sondern von der „unabhängigen“ Notenbank der Türkei, die bei einer Inflation von über 20% die Zinsen in dieser Woche von 15% auf 14% gesenkt hat. Die türkische Lira ging daraufhin mit -6% auf Tauchstation. Fällt aber kaum noch ins Gewicht bei einem Preisverfall der Währung zum Euro von sage und schreibe 80% in den letzten fünf Jahren. In der Türkei lässt sich in einem Liveexperiment verfolgen, wie politische Ignoranz und Hybris die Geldpolitik eines ganzen Landes ruinieren. Eine schöne Bescherung ist das! Machen Sie es besser nächste Woche an Heiligabend und bleiben Sie mir auch im neuen Jahr gewogen. Sie lesen nämlich erst wieder im kommenden Jahr von mir. Frohes Fest.
Ihr Volker Schilling