Corona-Virus

Neue Staatsschulden: Was bedeuten sie für dich?

von Nils Matthiesen

Rund um den Globus kämpfen Regierungen gegen eine drohende Wirtschaftskrise. Die Schulden explodieren. Das hat auch auf dein Leben unmittelbare Auswirkungen.

Auf der ganzen Welt spannen Regierungen Schutzschirme auf und schnüren Rettungspakete. Das Ziel lautet, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. So nehmen die USA fast 2,8 Billionen Dollar nehmen in die Hand, um die Schäden abzufedern — rund 13 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Und due „schwarze Null“ ist in Deutschland auch längst kein Thema mehr. Die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung belaufen sich auf 1,2 Billionen Euro. Kein anderer Staat mobilisiert im Vergleich zu seiner Wirtschaftsleistung mehr Geld, die Summe entspricht rund einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts. Doch die Hilfen haben ihren Preis. Zwar ist es für Vater Staat kein großes Ding, mal eben mehr als eine Billion Euro locker zu machen (link), allerdings steigt dadurch die Staatsverschuldung massiv an. Doch genau das wollte die Bundesregierung in den letzten Jahren verhindern. Die Auswirkungen werden wir früher oder später alle spüren.

1
Zinsen & Sparen

Ziemlich sicher ist, dass die Zinsen weiter niedrig bleiben. Schließlich haben die hoch verschuldeten Staaten kein Interesse an höheren Zinssätzen. Denn dann müssten Sie entsprechend höhere Summen zahlen. Aus diesem Grund gibt es wenig Zweifel, dass die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken noch sehr lange versuchen werden, die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau zu halten. Für Sparer bedeutet das: Klassische Anlageformen wie Tages- und Festgeld sowie Sparbuch bleiben weiter unattraktiv. Denn diese Anlageformen entwerten durch die Inflation dein Geld – es wird also von Jahr zu Jahr weniger, anstatt sich zu vermehren. Früher oder später wird dir also nichts anderes übrigbleiben, als entweder deine Renditeerwartungen deutlich herunterzuschrauben oder dein Sparverhalten anzupassen. Sprich: Du musst mehr Risiko in Kauf nehmen. Dafür bieten sich Aktien, Fonds und ETFs an. Zudem sollten Häuslebauer von den extrem niedrigen Zinsen weiter profitieren, Immobilienfinanzierungen werden wohl billig bleiben.

2
Teuerungsrate

Dein Geld ist von Jahr zu Jahr immer weniger wert. Das Ganze nennt sich Inflation, gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes. Das Risiko, dass die Neuverschuldung zu einem schnellen Anstieg der Inflationsrate führt, beurteilen Experten allerdings als gering. Derzeit bremsen die sinkende Erwerbstätigkeit und die niedrigere Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen die Teuerung. Auch mittelfristig rechnen die meisten Fachleute nicht damit, dass die Inflation außer Kontrolle gerät. Sie werde zwar anziehen, doch nur moderat. Gegen einen stärkeren Anstieg der Teuerungsrate spricht zudem, dass das Geld, das Staaten und Notenbanken zurzeit in die Hand nehmen, nur zu einem Teil in der Realwirtschaft landet. Sprich: Es landet kein zusätzliches Geld im Wirtschaftskreislauf, sondern die Maßnahmen kompensieren lediglich den Ausfall von Gehältern und anderen Einnahmen. Das ist eine gute Nachricht, denn Produkte und Dienstleistungen scheinen nicht teurer zu werden als üblich.

3
Steuern

Irgendwann wird jemand für die Schulden aufkommen müssen. Und das bist du, beziehungsweise alle Deutschen, die Steuern zahlen. Die jüngere Generation, die jetzt oder in naher Zukunft ins Berufsleben eintritt, wird es wohl besonders hart treffen. Aller Voraussicht nach werden die Steuern zunächst einmal sinken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Aber irgendwann wird es wohl eine Kehrtwende geben müssen. Ist die Krise vorüber, wird die Politik über eine Vielzahl möglicher Belastungen diskutieren. Möglich sind zum Beispiel Vermögensabgaben, ein Corona-Solidaritätszuschlag, höhere Mehrwertsteuer, Finanztransaktionssteuer und Immobilienbesteuerung. Politiker sind in diesem Punkt sehr kreativ.

Fazit

Der Wirtschaft in einer Krise kräftig zu helfen ist definitiv sinnvoll. Auch auf lange Sicht, denn nur bei einer florierenden Wirtschaft sprudeln die Steuereinnahmen. Gleichwohl birgt eine Ausweitung der Verschuldung in diesem extremen Ausmaß Risiken, die wir alle zu tragen haben.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.