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BARGELD

Neue Euro-Banknoten, neue Köpfe?

von Isabella Müller-Reinhardt

Bald soll es neue Euro-Scheine geben. ZASTER Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt hofft auf echte Menschen und Wahrzeichen.

Lasst uns über Kohle reden. Richtige Kohle zum Anfassen. BARGELD sozusagen. Aber nicht über das Klimpergeld, sondern über die Scheine. Im besten Fall stecken sie in unserem Geldbeutel, einem Strumpf oder in einer spießigen Klammer. Manchmal verknittern sie aber auch in unseren Hosentaschen und landen versehentlich in der Waschmaschine. Was den Euro-Scheinen aber Gott sei Dank nichts anhaben kann.

Aber wisst Ihr überhaupt, wer oder was auf unseren ganzen Euro-Banknoten abgebildet ist? Ich bin ehrlich und gebe zu, ich wusste es bis gerade eben nicht. Verrückt, oder? Jetzt gibt es den Euro seit 20 Jahren und ich habe mir die Scheinchen bildlich immer noch nicht eingeprägt, sondern irgendwie nur die Farben. 

Ganz anders sieht es mit den alten D-Mark Noten aus. Auf dem 10er, den ich als kleines Mädchen in meiner Spardose aufbewahrt hatte, war vorne ein junger Mann mit komischen, langen gewellten Haaren drauf. Und auf der Rückseite ein riesen Segelschiff. Ich wusste zwar nicht, wer oder was genau es war, aber es sind Bilder die mir bis heute nicht aus dem Kopf gehen.

Jahre später, Anfang der 90er Jahre kam die letzte Banknotenserie der D-Mark auf den Markt. Ich erinnere mich noch gut an das Porträt von Clara Schumann auf dem 100er, den alten Greis mit Kopfbedeckung auf dem 10er oder den lustigen Perücken-Typen auf dem 50er Schein.

Aber warum sehen wir auf den Euros nicht die Augen irgendwelcher Persönlichkeiten, sondern nur Fenster, Tore und Brücken? Zumal es diese ganzen Bauwerke/ Motive nicht einmal wirklich gibt? Alles nur für die Scheine ausgedacht und gestaltet…

Nun die Geld-Designer wollten nicht, dass es zu Eifersucht oder Unstimmigkeiten kommt. Ein „deutscher Kopf“ mit dem in ganz Europa bezahlt wird? Undenkbar. Auch die Bau-und Kunstwerke sollten keinen Bezug zu echten Denkmälern haben. Verständlich, aber irgendwie auch schade. Vielleicht ändert sich das ja in Zukunft. Zum 20-jährigen Euro-Geburtstag denkt die Europäische Zentralbank über eine Neugestaltung der Geldscheine nach. 2024 soll die Entscheidung fallen. Der FDP-Politiker Moritz Körner kommt nun mit einem ersten Vorschlag an die EZB um die Ecke. Er fordert, die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci auf einem Schein abzubilden. Gegenwind ist vorprogrammiert. 

Aber gibt es überhaupt Persönlichkeiten, die wirklich alle 19 Euro-Staaten gleichermaßen vertreten? 

Ich persönlich könnte mir ja Angela Merkel auf so nem neuen Scheinchen gut vorstellen. Oder Konrad Adenauer. Aber wie wäre es mit Helmut Kohl? Franz Beckenbauer oder Karl Lagerfeld? Ideen gibt es viele. Streit darüber mit Sicherhaut auch.

Ich bin gespannt, wer uns in Zukunft beim täglichen Einkaufen zulächelt. Ein bedeutender Kopf oder ein echtes Wahrzeichen wäre mir allerdings lieber als erfundene Türen, Brücken oder Fenster.

Habt Ihr Vorschläge? Nur her damit!

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.