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STUDENTENZEIT

Nebenjob Stipendium. Wer es bekommt und wo es sich lohnt

von Pauline Brinkmann

Wenn wir hören, dass jemand Stipendiat ist, fragen wir uns häufig: Wow, steht uns hier etwa der Mozart, Einstein oder Darwin des 21. Jahrhunderts gegenüber? Mit Sicherheit sind einige Stipendiaten in mindestens einem Feld überdurchschnittlich talentiert, aber ist ein Stipendium wirklich so unereichbar für Normalos? Sprich für jene, die die Hausaufgaben früher abgeschrieben und nicht freiwillig vorgestellt haben? Wie hart ist die Tür vor dem Begabtenclub wirklich? Und kommt es tatsächlich nur auf die Noten oder auch auf den Menschen an?

Fakt ist, da sind sich die großen politischen Stiftungen einig: ehrenamtliches Engagement is the key. Hier wird jedoch nicht erwartet, dass man bereits fünf Schulen in Afrika gebaut und drei Hilfsorganisationen gegründet hat. Es reichen schon Dinge, die mit Sicherheit einige von uns bereits gemacht haben, wie: kostenlose Nachhilfe, Engagement in der Schülervertretung oder das Schreiben bei der Unizeitung. Für breiteres gesellschaftliches Engagement offen zu sein, wie zum Beispiel die Besetzung politischer Ämter, schadet an dieser Stelle gerade bei den politischen Stiftungen allerdings nicht.

Darüber hinaus und diesen Punkt kann man nicht leugnen, sind gute Noten wichtig. Denn leider sind Klausuren, egal ob in der Schule oder in der Uni nun mal der beste Beweis für Leistungsbereitschaft und Ausdauer. Das heißt nicht, dass es eines Schnitts von 1,0 bedarf, aber 3,3 sollte es nun auch nicht sein. 

Ein sehr verbreiteter Mythos bei Stipendien ist, dass nur diejenigen, deren Eltern die jeweilige Ausbildung nicht alleine finanzieren können, ein Anspruch darauf haben. Das stimmt so nicht. In der Regel haben alle Studenten, Doktoranden… ganz unabhängig von der Profession der Eltern, bei entsprechender Leistung eine Chance auf das Fördergeld. Fakt ist jedoch – und das erscheint einleuchtend – dass sich die Höhe des Stipendiums schlussendlich am Einkommen der Eltern bemisst.

Doch wie funktioniert der Mitgliedschaftsantrag für den heiß begehrten Begabtenclub?

Bei den meisten Stipendien, bedarf es Eigeninitiative, soll heißen, man bewirbt sich über ein eigens eingerichtetes Bewerbungsportal, dessen Zugang man in der Regel über die offizielle Stiftungs- respektive Uniwebsite findet. Ein großer Teil der Stipendien wird in Deutschland von den klassischen parteinahen Stiftungen wie: der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Hans-Seidel-Stiftung vergeben.

Darüber hinaus gibt es aber auch noch Stipendien von politisch unabhängigen Institutionen, wie zum Beispiel das der „Studienstiftung des deutschen Volkes“, oder das Deutschlandstipendium welches über die eigene Universität vergeben wird.

Der Bewerbungsprozess gliedert sich in der Regel in vier Teile: der Bewerbung selbst, der Vorauswahl, der Auswahltagung inklusive Interviews mit Professoren und schließlich der Entscheidung. Bei dem Bewerbungsprozess gilt: Transparenz zeigen, Bescheidenheit vermeiden. Stipendienwillige sollten sich mit allem schmücken was das persönliche Portfolio so hergibt, wie: bisheriges gesellschaftspolitisches Engagement, Praktika, besondere Leistungen, Sprachkenntnisse… Grundsätzlich bedarf es zudem eines (Hochschul)lehrergutachtens und eines Persönlichkeitsgutachtens. Die Beurteilung zur Persönlichkeit sollte jedoch nicht durch die eigene Mutter oder den Tennislehrer erfolgen, sondern im Idealfall durch eine Person deren Wort Gewicht hat und die den Bewerber kennt.

Wie sieht das neue Leben der Auserwählten am Ende aus?

In der Regel fördern alle Stiftungen ihre Stipendiaten mit einer Grundsumme von 300 Euro im Monat, bei den einen nennt es sich Studienkostenpauschale, bei den anderen Büchergeld. Der Sinn ist der gleiche: dieses Geld soll der persönlichen Weiterbildung dienen und steht allen Stipendiaten zu.

Darüber hinaus werden die Stipendiaten und dies bemisst sich am Einkommen der Eltern, sofern sie Bafög berechtigt sind, weiter mit dem ihnen zustehenden BaföG-Satz gefördert, mit dem Unterschied, dass die Rückzahlungspflicht im Anschluss des Studiums entfällt. Viele Förderer bieten sogar für Stipendiaten mit Kind eine zusätzliche Hilfe, wie eine Kinderbetreuungspauschale oder einen Familienzuschlag an. Diese Förderung bewegt sich meist zwischen 150 und 200 Euro. 

Nun kommen wir aber zu dem Punkt der ein Stipendium – vor allem im Vergleich zu einmaligen Unterstützungen wie Förderpreisen oder Ähnlichem – besonders attraktiv macht: die ideelle Förderung. 

Gerade bei den großen politischen Stiftungen steht ein umfassendes fachliches und persönliches Förderprogramm im Vordergrund. Dies erschöpft sich beispielsweise in dem regelmäßigen Angebot von Seminaren, der individuellen Betreuung durch Ansprechpartner vor Ort, einem großes Netzwerk von Stipendiaten und Alumnis, sowie intern ausgeschriebenen Praktikums- und Jobangeboten. 

Das Credo lautet hier: jeder Stipendiat könnte die nächste Bundeskanzlerin, der zukünftige Entdecker neuen Lebens im All, oder die Erfinderin von Teleportatinsmaschinen sein. Dem Potenzial welches seitens der Stiftungen in den Stipendiaten gesehen wird, sind in der Regel keine Grenzen gesetzt und so gestaltete sich auch die Betreuung. Sie geben ihren Schützlingen für jeden Lebensweg den nötigen Proviant mit, sprich: Mentoren, spannende Exkursionen, Rhetorikseminare…

Zusammenfassend lässt sich sagen: ein Stipendium ist in allen Hinsichten eine großartige Chance, und zwar nicht nur auf ein finanziell unbeschwerteres Studentenleben, sondern mit Blick auf die Zukunft auch auf den Beginn einer vielversprechenden Karriere. Wer nicht wagt der nicht gewinnt, also ab an den Laptop.

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ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.