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10 MINUTEN. 3 FRAGEN. 1 THEMA.

Nachhaltig anlegen, nachhaltig leben, nachhaltig lernen

von Alicia Peters

Die Themen Geld, Konsum und Nachhaltigkeit sind schon längst keine zwei (oder drei) Paar Schuhe mehr! Immer mehr gestalten wir unseren Alltag umweltbewusst und auch in Sachen Geldanlage ist das Thema Nachhaltigkeit total im Trend. Dass es sich dabei nicht nur um die Umwelt handelt, wie man im Alltag nachhaltig mit seinem Geld umgehen kann und inwiefern junge AnlegerInnen dafür verantwortlich sind, dass sich der Markt verändert, haben ZASTER-Autorin Alicia Peters und Finanzexpertin Carola Ferstl in ihrem letzten Telefonat besprochen.

1. Das Thema Nachhaltigkeit berührt uns in verschiedensten Lebensbereichen. Immer wieder stößt man auf Begriffe wie „nachhaltige Geldanlage“ oder „grünes Investieren“. Was hat es damit auf sich und wie kann ich grün investieren?

Nachhaltige Geldanlagen sind in den letzten Jahren richtig in Mode gekommen. Früher hat man gesagt „Das ist doch alles nur Greenwashing, was die Unternehmen machen.“ Aber jetzt kann man bei einigen Unternehmen wirklich davon ausgehen, dass sie sich das auf die Fahnen schreiben, denn die Anleger fragen das nach. Es gibt die sogenannten „17 Sustainable Development Goals“. Das sind nicht nur Nachhaltigkeitskriterien im Sinne von CO2-Reduktion, sauberes Trinkwasser oder saubere Natur, da spielen auch Faktoren wie Gender Equality, also die Gleichstellung von Männern und Frauen oder Education, also die Bildung mit rein. Unternehmen werden jetzt immer mehr dazu angehalten – auch von ihren Anteilseignern – sich um diese Ziele zu kümmern, weil das natürlich auch Nachhaltigkeit in der Wirtschaft bedeutet. Insbesondere übrigens Frauen wollen ihr Geld immer mehr so investieren, dass sie diese Nachhaltigkeitskriterien beachtet wissen.

Das Modewort „nachhaltig“ schreiben jetzt natürlich auch viele an ihre Produkte, sei es ein „Nachhaltigkeits-ETF“ oder „Nachhaltigkeits-Fonds“… Das muss man mal genauer angucken, denn da kommt doch an der ein oder anderen Stelle der Aspekt Greenwashing ins Spiel. Was bedeutet es bei einem Unternehmen, das sagt „Wir arbeiten jetzt nachhaltig“, im Konkreten? Da muss man ein bisschen tiefer reingehen. Viele Unternehmen erstellen beispielsweise Berichte, in denen du nachlesen kannst, was ihre Aktivitäten sind und wo sie sich um die einzelnen Nachhaltigkeitsziele kümmern. Dann kann man selbst entscheiden, was einem wichtig ist und sich bei eigenen Investments Unternehmen den verschiedenen Kriterien entsprechend aussuchen.

Es gibt die Unterscheidung – das ist nochmal wichtig zu sagen – zwischen herkömmlichen Unternehmen, die die Nachhaltigkeitsziele immer mehr implementieren und nachhaltigen Unternehmen, die von vornherein den Nachhaltigkeitsgedanken in sich tragen. Viele Startups fallen zum Beispiel in diesem Bereich. Das ist für dich als Einsteigerin natürlich wieder ein bisschen riskanter, aber an der Stelle würde ich sagen: Wenn du auch in neue Technologien und junge Unternehmen investieren willst, kannst du einen Teil deines Geldes zunächst wie eine Art Spielgeld durchaus in diesem Bereich anlegen.

2. Wie kann ich mit meinem Geld im Alltag zur Nachhaltigkeit beitragen? Gestaltest du deinen Alltag bewusst nachhaltig?

Ich denke es sind viele Kleinigkeiten, die in deiner Generation auch immer normaler werden. Dass man sich eine wiederverwendbare Kaffeetasse kauft und sie immer mitnimmt, wenn man unterwegs ist oder ökologische Hygieneartikel kauft und benutzt, nur als Beispiel. Ich bin gerade in Österreich bei einer Freundin, die hier immer beim Bauern ihre Milch und ihren Joghurt kauft, was regional und nachhaltig ist. Wer nicht gerade einen Bauern um die Ecke hat, kann natürlich allgemein beim Einkaufen von Lebensmitteln darauf achten, möglichst saisonal und regional zu kaufen. Was man auch machen kann und sollte: Flüge kompensieren oder wenn man fliegt, dann zumindest einen kleinen Betrag spenden – beispielsweise dafür, dass Bäume gepflanzt werden. Viele Fluggesellschaften bieten das mittlerweile an. Wer das wirklich ernst meint, dem sind die 1 bis 3 Euro, die da obendrauf kommen, auch wert. Im Allgemeinen sollten wir im Sinne der Nachhaltigkeit bewusst konsumieren und uns genau überlegen, was wir benötigen und welche alltäglichen Investitionen eventuell auch nicht.

3. Was können junge Anleger und Anlegerinnen von erfahrenen lernen? Was können sie vielleicht aber auch besser machen?

Lernen sollten junge Anleger auf jeden Fall, wie man langfristig anlegt. Einige, die schon lange dabei sind, haben ihr Portfolio sicherlich „lang-weilig“ aufgebaut und sind nicht von vornherein rasant vorgegangen. Von erfahrenen Anlegern kann man also sicherlich gut lernen, dass Geldanlage und das Fundament, das man sich aufbauen sollte, Zeit braucht. Was wir von euch jungen Anlegern lernen können ist, unsere Geldanlage heute digitaler zu gestalten. Das lässt das Ganze ein bisschen spielerischer anmuten – eine Gefahr auf der einen Seite, aber natürlich auch eine Chance! Denn so kompliziert, wie der Aktienkauf und die Aktienanlage früher waren, ist es heute lange nicht mehr. Wenn du dein Depot in einer App auf dem Handy hast, wird das Thema Anlegen viel bequemer und angenehmer. Ich hoffe, dass sich dadurch auch immer mehr Leute dafür interessieren.

Abschließend noch ein anderer Gedanke: Der Aktienmarkt basiert ja auf Angebot und Nachfrage. Das, was die Leute kaufen wollen, steigt den Kurs. Da das Bedürfnis nach nachhaltigen Themen immer größer wird, profitieren natürlich auch bestimmte Unternehmen und die Aktien davon. Also bewirken wir Anleger selber, dass das Thema Nachhaltigkeit wichtiger und immer ernster genommen wird und generationsübergreifend in der Gesellschaft ankommt. Heutzutage sind Unternehmen viel wachsamer, was das Thema Nachhaltigkeit angeht, weil die jungen Leute – sprich ihre modernen Kunden – das so wollen und nachfragen. Einige Fondsgesellschaften investieren heute sogar bewusst nicht mehr in bestimmte Bereiche oder schmeißen bestimmte Unternehmen aus ihrem Portefeuille raus. Ich glaube, es ist schon viel bewirkt worden und das hat mit den jungen Menschen zu tun, die die älteren darauf aufmerksam machen, dass das Thema Nachhaltigkeit eben jetzt angegangen werden muss und es in diesem Punkt keine Zeit zu verlieren gibt.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.