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Mitbringsel, Anhängsel, Überbleibsel

von Volker Schilling

ZASTER-Kolumnist Volker Schilling analysiert auch in dieser Woche wieder das Geschehen auf den Finanzmärkten.

Mitbringsel

Diese Woche müssen wir uns mit seltenen oder ungelösten Phänomena beschäftigen. Wie zum Beispiel dem Ausfall von Landeklappen bei einem Flugzeug der deutschen Flugbereitschaft, gerne auch als Frusthansa bezeichnet. Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass man zweimal hintereinander einen Flug wegen des gleichen Mangels abbrechen muss und dabei 80 Tonnen Kerosin in die Atmosphäre verklappt? Und warum ist eigentlich die Häme so groß? Wahrscheinlich liegt es daran, weil es ausgerechnet einer grünen Politikerin ungewollt zeigt, was Realpolitik bedeutet und zugleich symbolhaft den Zustand der deutschen Wirtschaft beschreibt: Vom Wachstumsmotor zum Auslaufmodell. Unter diesem Titel stand auch mein letztes Interview bei Wallstreet online. Klicken Sie einfach auf den Link. Es war also nichts mit dem australischen Mitbringsel. Weder politisch noch wirtschaftlich. Apropos: Wussten Sie, dass das Wort Mitbringsel eines der seltenen Wörter mit einem nachgestellten „-sel“ ist, welches ein Verb sachlich substantiviert? Was? Aus „bringen“ wird „Bringsel“, das wiederum gibt’s aber nur als Mitbringsel. Ähnlich auch hier:

Anhängsel

Aus „hängen“ wird „Hängsel“, gibt’s aber auch nur in Form des Anhängsels. Das ist wie bei der US-Notenbank FED, da gibt es auch immer einige Wochen später ein Anhängsel zur letzten Sitzung, nämlich die Veröffentlichung der Protokolle. Und diese Woche haben die Protokolle der letzten Sitzung an den Börsen für schlechte Laune gesorgt. Die meisten Notenbanker schätzen die Gefahr der Inflation immer noch hoch ein und sehen eher Zinssteigerungen als Zinssenkungen. Die Wertpapiermärkte daher weiter im Korrekturmodus. Nichts Dramatisches, aber schleichend. Und das, obwohl die US-Einzelhandelsumsätze, die US-Industrieproduktion und die US-Kapazitätsauslastungen alle höher als erwartet ausfielen. Mein Anhängsel zur Beschreibung der aktuellen Lage würde ich daher wie folgt formulieren: Die Inflation ist weiterhin zu hoch, aber niedriger als befürchtet und das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich zwar, ist aber stärker als erwartet. Kommen wir zu den Restereignissen der Woche dem sogenannten:

Überbleibsel

Das „Bleibsel“ nur als Überbleibsel im Wortschatz bekannt, lieferte in dieser Woche der norwegische Staatsfonds. Während hierzulande immer noch debattiert wird, wie eine Aktienrente aussehen kann, liefert die norwegische Vorzeige-Aktienrente Zahlen für das erste Halbjahr: 130 Mrd. Gewinne verbuchte man im Portfolio, welches die Alterssicherung Norwegens Bürger unterstützt. Welcher Deutsche würde sich nicht auf seine alten Tage auch so ein Überbleibsel wünschen? Zu guter Letzt gebe ich Ihnen noch ein Überbleibsel unnützes Wissen mit ins Wochenende: Dies ist die 210. Ausgabe meiner Kolumne. Man könnte auch sagen, dies ist die „Goldbachsche Ausgabe“. Jener Mathematiker der mit seiner Vermutung behauptet, dass jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, die Summe zweier Primzahlen ist. Bis heute ist der mathematische Beweis dieser Vermutung nicht erbracht und gilt als eines der ungelösten Probleme der Zahlenartisten. Warum jetzt die 210 eine besondere Goldbachsche Zahl ist, finden Sie sicher selber heraus. Wer weiß, vielleicht lösen Sie ja dabei auch gleich das mathematische Problem.

Ihr Volker Schilling

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Volker Schilling
Volker Schilling

Volker Schilling ist Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG und Asset Manager bei Der Zukunftsfonds. Er ist regelmäßig gefragter Experte für Fernsehsender (n-tv, Bloomberg, ARD Börse) und viele andere Medien. In seiner ZASTER-Kolumne „Euro, Dollar, Schilling“ blickt er jeden Freitag auf die wichtigsten Themen des Finanzmarkts zurück.