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Finanzwissen

Mit Afrika-ETFs gezielt in die Wachstumschancen der aufstrebenden Region investieren

von Markus Kaiser

Afrika spielt an den Börsen der Welt bisher keine große Rolle und doch oder gerade deswegen bietet die Region erhebliche Wachstumschancen für Investoren, denn in den Bereichen Landwirtschaft, Infrastruktur, Tourismus, Telekommunikation und bei Rohstoffen.

Der afrikanische Kontinent ist reich an natürlichen Ressourcen und fruchtbaren Bodenflächen. Auf einer Fläche von mehr als 30 Millionen Quadratkilometern, verteilen sich 55 Länder in denen rund 1,4 Milliarden Menschen leben. Damit ist Afrika sowohl in der Ausdehnung als auch bei der Bevölkerungszahl der zweitgrößte Erdteil nach Asien. Afrika beherbergt viele Bodenschätze, darunter ca. 20 Prozent der weltweiten Gas- und Ölreserven, sowie große Vorkommen an Gold, Platin, Uran, Kobalt und Diamanten.

Mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent ist Afrika außerdem weltweit der größte Exporteur von Kakao. Nicht zu unterschätzen ist die gewaltige Fläche des Ackerlandes, dass sich insgesamt auf rund 60 Prozent des global verfügbaren Ackerlandes summiert. In den letzten Jahren haben ausländische Investoren zunehmend in die industrielle Landwirtschaft investiert und damit eine Grundlage für zukünftiges Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent geschaffen.

Risiken durch politische Instabilität

Die Wachstumspotenziale sind vielerorts bisher nur gering oder noch gar nicht genutzt worden, vor allem aufgrund von instabilen Regierungsverhältnissen und vielen Unruheherden. Anstatt über pulsierende Wirtschaftsmetropolen zu berichten, sind die Nachrichten meist voll von politischer Instabilität, kriegerischen Auseinandersetzungen unter verschiedenen Volksstämmen, Korruption und Armut. In einigen Ländern scheint sich die Lage jedoch zu verbessern und dabei wird inzwischen wirtschaftlicher agiert als in der Vergangenheit. Die Gewinnung von Investoren und die Ansiedlung von internationalen Unternehmen wird wohl auch nur dann funktionieren, wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam die Voraussetzungen dafür schaffen.

Bildung verbessert den Lebensstandard

Noch zählt die Infrastruktur in Afrika zu einer der schlechtesten weltweit und darin liegt auch ein wesentlicher Schlüssel für die Zukunft. Erst über den Zugang zu Bildungsangeboten, werden sich die Lebensumstände der Afrikaner verbessern können. Schätzungen zufolge könnten in den nächsten 10 Jahren bis zu 40 Prozent der Bevölkerung zur Mittel- und Oberschicht aufsteigen und für einen steigenden Konsum von rund 2,5 Billionen Dollar beitragen. Das wäre dann mehr als doppelt so viel als noch vor 10 Jahren, als Waren und Dienstleistungen im Wert von 1,1 Billionen Dollar konsumiert wurden. Am fortschrittlichsten wird in Nigeria, Ägypten und Südafrika agiert, doch Länder wie Algerien, Marokko, Ghana und Kenia schließen auf. Eine steigenden Kaufkraft ermöglicht Wachstum vor allem in den Bereichen Basiskonsumgüter, Bildung, Transport und Immobilien. Die junge afrikanische Bevölkerung besitzt hier ein enormes Potenzial für zukünftiges Wachstum zu sorgen.

Anlagemöglichkeiten in Afrika-ETFs

Die Auswahl an echten Afrika ETF ist derzeit noch sehr begrenzt und auch die Diversifikation über Unternehmen aus dem ganzen Kontinent ist mehr als ausbaufähig. So bildet der im Mai 2011 in Luxemburg aufgelegte Xtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF (DBX0HX) die Wertentwicklung des MSCI EFM AFRICA TOP 50 CAPPED TRN Index synthetisch nach. Dabei investiert der Afrika-ETF nicht physisch in die ausgewählten Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung, stattdessen wird die Wertentwicklung des Index über einen Swap sichergestellt. Derzeit umfasst der Index 38 Unternehmen, die sich auf die drei afrikanischen Länder Südafrika (62 %), Marokko (22 %) und Ägypten (16 %) verteilen.

Unternehmen aus Kenia, Mauritius, Nigeria und Tunesien, die ebenfalls zum Anlageuniverum gehören, sind derzeit nicht vertreten. Mit einem Anteil von 47 % dominieren Finanztitel den Index, vor Materialien und Immobilien die jeweils rund 14 % ausmachen. Das Fondsvolumen des thesaurierenden Xtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF beträgt 30 Mio. Euro und die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei 0,65 % p.a.. Nach einer längeren Durststrecke geht es seit Mitte des Jahres mit den Kursen wieder aufwärts und der ETF konnte über ein Jahr um 19,4 % an Wert zulegen. Ernüchternd liest sich jedoch die Bilanz über 3 Jahre mit einem Minus von 2,5 %. Über 5 Jahre hat sich der Afrika-ETF mit einem Rückgang um 2,8 % ebenfalls enttäuschend entwickelt.

Amundi Pan Africa UCITS ETF

Mit einem Fondsvolumen von rund 35 Mio. Euro ist der bereits im September 2008 in Luxemburg aufgelegte Amundi Pan Africa UCITS ETF (LYX0V7) nur unwesentlich größer als der Afrika-ETF von Xtrackers. Die Gesamtkostenquote (TER) fällt mit 0,85 % p.a. sehr hoch aus und liegt damit auch am oberen Ende der von Amundi angebotenen passiven Aktien-ETFs. Ebenfalls synthestisch bildet der ETF die Wertentwicklung des SGI Pan Africa Index EUR Net TR über einen Swap ab. Im Index werden die 30 größten Unternehmen gebündelt, die in Afrika gelistet oder überwiegend in Afrika tätig sind, darunter Titel aus Nordafrika, der Subsahara-Region und Südafrika. In jeder dieser Zonen werden die jeweils zehn größten Werte ausgewählt. Mit 30 Titeln ist das Portfolio allerdings sehr konzentriert aufgestellt.

Die Zusammensetzung des Index wird halbjährlich von Standard & Poor´s veröffentlicht und von der Société Générale final überarbeitet. Auf Finanztitel entfallen 36 %, gefolgt von Materialien mit 33 % und zyklischen Konsumgütern, die knapp 10 % des Index ausmachen. Während der Amundi Pan Africa UCITS ETF mit einem Wertzuwachs von 15,4 % über ein Jahr das Nachsehen hat, entwickelte er sich über 3 Jahre mit einer Rendite von 8,3 % und mit einer Wertsteigerung um 11,5 % über 5 Jahre deutlich besser als der Xtrackers MSCI Africa Top 50 Swap UCITS ETF.

Fazit

Anleger können mit Afrika-ETFs in einem gewissen Umfang, an den Wachstumschancen des afrikanischen Kontinents teilhaben. Insbesondere die junge Bevölkerung, die Urbanisierung und die Vielfalt an natürlichen Ressourcen und Bodenschätzen sollten langfristig eine positive wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Afrika-ETFs sind allerdings auch mit erheblichen Risiken verbunden. Politische Instabilität, Korruption und die Abhängigkeit von den weltweiten Rohstoffpreisen können zu volatilen Marktentwicklungen führen.

Darüber hinaus bieten Afrika-ETFs heute noch eine geringe Diversifikation über Länder und Branchen hinweg. Risikofreudige Anleger, die das Potenzial Afrikas nutzen möchten, finden mit den vorgestellten Afrika-ETFs jedoch eine einfache Investitionsmöglichkeit als Beimischung für ihr Portfolio. Nach der schwachen Entwicklung in den letzten Jahren könnte sogar noch einiges an Kurspotenzial bei afrikanischen Aktien gegeben sein.

Dies ist keine Anlageberatung. Bitte informiert euch vor einer Geldanlage über die Risiken und beachtet unsere Hinweise hier.

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ein Artikel von
Markus Kaiser
Markus Kaiser ist Geschäftsführer der Greiff Research Institut GmbH und leitet den ETF-Bereich der Greiff capital management AG. Der Dipl. Vermögensmanager verfügt über mehr als 20 Jahre Investment-Erfahrung und zählt zu den erfolgreichsten Dachfonds-Pionieren.