Honorarberater klingt erstmal gut. Doch wie unterscheidet sich deine Arbeit vom klassischen Bankberater?
Der wichtigste Punkt: Ein Honorarberater ist frei von Interessenkonflikten, denn er bekommt keine Provision vom Produkt. Das ist letztlich der entscheidende Unterschied, denn wer nicht frei ist von Fremdinteressen, der kann nicht objektiv und neutral beraten. Gerade für Finanzprodukte ist das eine entscheidende Beratungsgrundlage. Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich war jahrelang in der Bank angestellt.
Ehrlicherweise muss man aber auch den Fehlanreiz eines Honorarberaters nennen. Er profitiert von abgerechneten Stunden. Leider gibt es auch hier “schwarze Schafe”, die viel zu viele Stunden für wenig Aufwand abrechnen. Mein Tipp: Lassen Sie sich vor einem Mandat eine Kostenschätzung/Aufwandsschätzung geben. Transparenz ist die goldene Regel Nummer 1!
100.000 Euro auf der hohen Kante. Wie würdest du das langfristig anlegen?
Langfristige Investitionen gehen ab mindestens 5 Jahren los. Hier kommen Investitionen in Sachwerte in Betracht und daher vor allem in Unternehmen, sprich Aktien. Die wohl einfachste Investition wäre ein breit gestreuter, weltweiter Indexfonds, wie der MSCI World oder der FTSE Developed World Index. Das kann nie ein Fehler sein! Die wohl passivste Variante funktioniert nach Marktkapitalisierung und gewichtet demnach insbesondere die USA entsprechend hoch. Optional sollten hier noch Schwellenländer beigemischt werden. Das wäre ein tragfähiges Fundament. Von da aus kann man Streuung und Beimischung optional gerne noch erweitern.
Wie sieht dein persönliches Depot aus? Einzelaktien oder doch lieber ETFs?
Ich investiere ca. 70% in Indexfonds und normale Fonds, wobei der Indexfonds-Anteil ganz klar dominiert. Es gibt nur sehr wenige aktive Fonds, die mich überzeugen und die ich provisionsfrei kaufen kann. Das gilt natürlich auch für meine Kunden. Gekauft wird stets ohne unnötige Gebühren.
30% investiere ich derzeit in Einzelaktien, wobei ich hier kein aufwändiges Research betreibe. Ich kaufe nur Unternehmen, die zu den größten der Welt gehören und dabei eine herausragende Marktstellung haben, z. B. Apple, Alphabet, Microsoft oder auch Nestlé. Deutsche Aktien sind nicht dabei, da diese für mein Beuteschema einfach zu klein sind.
Kryptowährungen, Gold, Sachwerte: Sinnvoll oder lieber die Finger davon lassen? Was wäre deine persönliche Empfehlung?
Hier sind wir im Bereich des Glaubens. Glaube ich an Kryptowährung? Glaube ich an Gold? Den fairen Wert kann man nicht wirklich berechnen. Weder Kryptowährung noch Gold produzieren einen Output, haben keinen Umsatz und generieren auch keine Gewinne. Ich persönlich glaube da langfristig eher an Gold und weniger an Kryptowährungen, wobei ich mit Kryptowährung ausschließlich den Bitcoin meine. Den ganzen Rest kann man aus meiner Sicht komplett vergessen.
Sachwerte sollten in jedem Fall eine Rolle im Portfolio spielen, denn mit den Geldwerten kann man die Welt mehrfach kaufen. Alleine diese Tatsache sollte dazu führen, dass man in Sachwerte investiert. Hier aber bitte auf faire Preisfeststellungen achten, daher nur Sachwerte mit Börsenhandel wählen, so dass Liquidität und Kursfeststellung gewährleistet ist. Also keine Investitionen in exotische Anlagen, wie Oldtimer, Whiskey oder obskure Edelsteine.
Dabei bitte nicht die Human-Invesition vernachlässigen, also die Investition in sich selbst! Daher auch mein Claim: Investiert in Wissen!
Stichwort „Finanzielle Bildung“: Was muss sich deiner Meinung nach in Deutschland diesbezüglich dringend ändern?
Ein mir wichtiges Thema und hier müsste sich wirklich dringend sehr vieles ändern. Leider sehe ich hier weiterhin enorme Herausforderungen und noch keinen Weg zum Ziel.
Für mich wäre es ein Thema für die Lehrpläne in den Schulen. Allerdings kocht hier jedes Bundesland sein eigenes Süppchen und seit Jahren tut sich nichts. Das föderale System steht hier im Weg. Dass etwas passieren muss ist unstrittig, jeder in der Politik würde dies sofort bestätigen. Aber es passiert leider nichts Wesentliches. Ich versuche meinen bescheidenen Beitrag zu leisten und bin immer wieder mal in Schulen unterwegs, wie viele andere auch. Aber am Ende ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Junge Menschen stehen hingegen zunehmend großen Herausforderungen gegenüber und werden in sozialen Medien mit unseriösen Inhalten regelrecht bombardiert.
Dein Buch „Wohlhabend in den Ruhestand – Finanzplanung Ü50“ klingt hoffnungsvoll, wenn man bedenkt, dass in Deutschland die Altersarmut sowie das Rentenalter zunimmt. Welche Tipps hast du im Allgemeinen, um im Alter finanziell bestmöglich abgesichert zu sein?
Mit dem Buch wende ich mich an Generationen, die mit einem einigermaßen großen Vermögen Richtung Ruhestand steuern. Hier sind die Herausforderungen enorm und gute Beratung Mangelware. Mit dem Buch will ich den Grundstein für das eigene Denken und Planen legen. Ich will schützen vor Fehlinformationen und den eigenen Plan in den Mittelpunkt stellen. Mit einer eigenen Strategie (die gar nicht schwierig ist), kann ich mir meine eigene Rente aufbauen und so einen wohlhabenden Ruhestand ermöglichen. Dabei sollten auch eigene Ziele und Wünsche nicht zu kurz kommen. Am Ende ist Geld ein Mittel zum Zweck und diesen Zweck sollte man für sich auch finden.
Was war dein bestes Investment überhaupt? Und wieso?
Mein bestes Investment sind meine Kinder und meine Familie. Gemeinsame Urlaube sind bestimmt nicht günstig, aber es bleiben Erlebnisse und Erinnerungen, die mir ein Leben lang eine “Erinnerungs-Rendite” bringen. Also ein absolut sicheres Investment mit hoher Rendite!