Steueroase Deutschland

Muss ich meinen Lottogewinn versteuern?

von Zaster Redaktion

1:140.000.000. So lautet die bekannte, im höchsten Maße unwahrscheinliche Chance auf sechs Richtige im Lotto inklusive Superzahl. Aber, neues Jahr neues Glück, richtig? Vielleicht hat Franziska Reichenbacher ja genau dieses Wochenende die richtigen Zahlen für uns parat. Doch was passiert eigentlich mit dem Gewinn, wenn man tatsächlich mal das große Los zieht? Kriegt das Finanzamt dann etwa auch seinen Teil ab? ZASTER hat die Steuerthematik rund um das Thema Glücksspiel in Deutschland für euch unter die Lupe genommen.

Wie viel Gewinn bleibt übrig?

Die Antwort, die jeder gerne hören möchte: ALLES. Denn: Was Lottogewinne angeht ist Deutschland ein echtes Steuerparadies. Die beliebte Einkommensteuer kommt nämlich nur dann zur Geltung, wenn das Einkommen unter eine der sieben Einkunftsarten (§2 EStG) fällt.

Die wären:

  • Einkünfte aus Land- und Forstbetrieb
  • Einkünfte aus Gewerbebetrieb
  • Einkünfte aus selbstständiger Arbeit
  • Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit
  • Einkünfte aus Kapitalvermögen
  • Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
  • Sonstige Einkünfte im Sinne des §22 (u.a. Rente)

Da die vier, fünf mit Glück auch sechs Richtigen keiner dieser Kategorien zuzuordnen sind, muss sich kein Lottogewinner vor gemeinen Steuern fürchten. Es sei denn …

Wann muss ich mir doch Sorgen um Steuern machen?

Wir würden ja nicht in Deutschland leben, wenn die ganze Sache nicht ein paar kleine Haken haben würde. Los geht es mit den Menschen, die anstatt einmal in sechs Monaten jeden Tag dem Spielglück hinterherrennen. Sprich: diejenigen, die dadurch ihren Lebensunterhalt finanzieren. Je nach Häufigkeit und Höhe der Gewinne werden die jeweiligen Personen vom Finanzamt wie kleine Unternehmer behandelt, die Einkommens- sowie Umsatzsteuer pflichtgemäß zu zahlen haben. Ab wann man als sogenannter „Berufsspieler“ gilt, wird regelmäßig von deutschen Gerichten geprüft. Dabei wird jeder Fall einzeln bewertet, es gibt jedoch einen Leitfaden, den die deutsche Rechtssprechung verfolgt. So heißt es beispielsweise in einem Urteil des Bundesfinanzhofs von 2015 gegenüber einem deutschen Poker-Spieler:

„Die (…) Abgrenzung (…) wird sich praktisch in erster Linie nach den Tatbestandsmerkmalen der Nachhaltigkeit und der Gewinnerzielungsabsicht, ggf. auch nach dem ungeschriebenen negativen Tatbestandsmerkmal der Nichterfüllung der Voraussetzungen einer privaten Vermögensverwaltung, richten.“ – (Bundesfinanzhof, 2015)Generell gilt also: Wer nachhaltig mit der puren Absicht Gewinne zu erzielen zockt und sich nachweislich nicht um andere Einkommensquellen bzw. die Verwaltung seines Vermögens kümmert, wird sehr wahrscheinlich seine erspielten Gewinne versteuern müssen.

Wieder zurück zum Otto Normalverbraucher, der sich über seinen ersten Millionengewinn freut. Es gibt nämlich doch ein paar Situationen, in denen Otto oder seine Angehörigen ganz normal Steuern zahlen müssen. Wichtig ist, dass diese Abgaben nicht direkt den ausgezahlten Gewinn betreffen, jedoch indirekt, sobald Otto die Million in bestimmte Richtungen bewegt. Und zwar …

  • Der Gewinn wird angelegt und bringt Zinsen ein. Hier greift die Abgeltungssteuer. Zack. 25 Prozent.
  • Jeglicher Profit, der durch Verwenden des Gewinns erwirtschaftet wird, unterliegt der Einkommen- bzw. Umsatzsteuer. Zum Beispiel Mieteinnahmen einer gekauften Immobilie.
  • Der Gewinn oder Teile des Gewinns werden vererbt oder verschenkt. Erbschafts– und Schenkungssteuer sind jeweils von den Erben bzw. den Beschenkten abzudrücken.

Generell schadet es nie, in solchen Fällen den Steuerberater um Rat zu fragen.

Gibt es Sonderfälle?

Ja, gibt es. Personen, die Harz IV bzw. Arbeitslosengeld beziehen, müssen dem Finanzamt ihren Gewinn direkt als einmalige Einnahme vorlegen. Dort wird dann abhängig vom Gewinn geprüft, ob die Sozialleistungen in Zukunft gestrichen oder reduziert werden müssen. Doppelt kassieren ist also nicht.

Was ist mit anderen Glücksspielen?

Einmal bei Günther Jauch auf dem Stuhl sitzen und so richtig absahnen (kann ja nicht so schwer sein). Germany’s nächstes Topmodel werden. Oder Wettkönig im Tipico nebenan sein. Aber welche Gewinne müssen denn nun eigentlich versteuert werden und welche nicht, liebes Finanzamt?!

Generell lässt sich sagen, dass Formate, in denen pures Glück oder reiner Zufall zum Gewinn führen (z.B. Sportwetten), steuerfrei sind. Sobald allerdings eine vertraglich vereinbarte Leistung erbracht worden ist (z.B. „Wer wird Millionär“), wird der Gewinn als Gegenleistung gesehen und muss somit nach dem Einkommensteuergesetz unter sonstige Einkünfte eingeordnet und bezahlt werden. In diesem Graubereich von Online- und TV-Gewinnspielen wird meist jeder Fall einzeln betrachtet und nicht selten am Ende vor Gericht ausgetragen. Profi-Tipp: Vorher über die Versteuerung eines möglichen Gewinns informieren.

Alternative Paradiese

Genug von den grauen Wolken in Berlin, Hamburg oder München, aber trotzdem keine Lust einen möglichen Lottogewinn versteuern zu müssen? Hier unsere Hitliste einiger attraktiver Nationen, in denen die Steuer bei einem Lottogewinn ebenso herzlichst missachtet werden darf.

Neuseeland, Australien, Italien, Österreich, Belgien, UK, Liechtenstein, Finnland, Kanada.

Was dabei? Oder doch lieber zu Hause bleiben?! Anyway, viel Glück und nicht vergessen: Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen.

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Zaster Redaktion
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