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10 MINUTEN. 3 FRAGEN. 1 THEMA.

Lassen sich aktive & passive Fonds sowie finanzielle Bildung, Erziehung & (Schul-)Alltag kombinieren?

von Alicia Peters

Die Frage, ob eine Kombination aus aktiven und passiven Fonds eine sinnvolle Anlagestrategie ist, brennt ZASTER-Autorin Alicia Peters aktuell unter den Nägeln. Außerdem hat sie sich mit Börsen- und Finanzexpertin Carola Ferstl über die finanzielle Bildung im (Schul-)Alltag ausgetauscht. Kinder sollten sowohl im schulischen, aber auch im familiären Umfeld bereits in der Jugend spielerisch an das Thema Geldanlage herangeführt werden und heutzutage kann und sollte sich jeder mit dem Thema Geld auseinandersetzen, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich ein finanzwirtschaftliches Wissen anzueignen, so Ferstl.

1. Passive Fonds und aktive Fonds – macht es Sinn, diese Anlageformen zu kombinieren?

Vielleicht erstmal einen Schritt zurück zur Erklärung: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Fonds zu investieren, sprich in einen Korb von Aktien. Es gibt die sogenannten aktiven und passiven Fonds. Bei aktiven Fonds gibt es einen Fondsmanager, der sich um die Auswahl der einzelnen Aktien kümmert und eben auch – das ist das Wichtige dabei – in Situationen, in denen der Markt vielleicht stark fällt oder andere Ereignisse stattfinden, reagiert und das Portfolio anpasst. ETFs, also Exchange Traded Funds, sind passive Fonds, die einen Index abbilden und sich 1:1 wie dieser Index verhalten. Dadurch dass es keinen Fondsmanager gibt, der sich um die einzelnen Aktien und um das Timing kümmert, also darum, wann gekauft und wann verkauft wird, sind passive Fonds immer etwas günstiger.

Jetzt aber zur Frage „Sollte man beide Anlageformen mischen?“. Das ist durchaus ein sinnvoller Ansatz, insbesondere weil man ja mit Fonds bestimmte Themen abdecken kann. Man kann hier beispielsweise sagen „Ich möchte ein großes, breitgestreutes Depot haben“. Da gibt es Indizes wie den MSCI World, der also ganz viele Aktien drinnen hat. Hier könnte man sagen „Warum nicht einen ETF wählen – einen passiven Fonds wie den MSCI World – und den einfach erstmal liegen lassen als Grundausstattung und Basis? Und dann mische ich das Ganze mit einem Fonds, der auch viele Aktien beinhaltet, aber bei dem ein aktiver Fondsmanager vielleicht noch ein weiteres Thema abdecken kann oder in schwierigen Zeiten Schwankungen ausgleichen kann, weil er bestimmte Aktien kauft und auch verkauft.“ In dieser Mischung kann man besonders gut sagen „Ich habe einen Teil meines Geldes passiv investiert – da gucke ich gar nicht hin, da muss ich mich erstmal auch nicht drum kümmern. Der bewegt sich vielleicht mal ein bisschen stärker, der schwankt mal, aber ich habe als Zusatz ja noch meinen aktiv gemanagten Fonds, der diese Schwankungen ausgleichen kann.“

Du hast ja jetzt als junge Anlegerin noch wahnsinnig lange Zeit. Der Rat ist häufig, seine Aktien auf jeden Fall 10 bis 15 Jahre zu halten. Die kannst du natürlich super einhalten. Aber schon jetzt kannst du dein Depot eben auch ein wenig streuen, also nicht nur auf einzelne Aktien, sondern auch auf verschiedene Fondsprodukte setzen und kannst dann eigentlich noch ruhiger schlafen, um es mal so zu sagen. Also wenn du ab jetzt 2 Sparpläne aufgeben möchtest, jeweils für 25€, kannst du gerne einen passiven und einen aktiven wählen. Was ich auch immer sage: „Wenn du heute damit anfängst, beginnst du morgen, dich intensiver damit zu beschäftigen.“ Du kannst dann eben auch sehen, wie unterschiedlich die einzelnen Fonds laufen und dementsprechend weitere Entscheidungen für die Zukunft treffen.

2. Meine zweite Frage ist etwas allgemeiner. Hierbei geht es um das Thema finanzielle Bildung. Sollte diese deiner Meinung nach Teil des Schulsystems werden oder auch Teil der Erziehung sein?

Für mein neues Buch „Keine Angst vor Mäusen“ habe ich mit einigen erfolgreichen Frauen gesprochen, die unter anderem auch aus der Fernsehwelt bekannt sind, Unternehmerinnen sind oder in ihrem Beruf als Managerin unterwegs sind. Zum Beispiel Dagmar Wöhrl aus der Höhle der Löwen oder Frauke Ludowig von RTL. Ich war daran interessiert, wie diese Frauen erfolgreich geworden sind, also was bei denen eigentlich passiert ist, dass sie sowohl finanziell als auch karrieretechnisch gut dastehen. Hier habe ich festgestellt, dass es einen ganz wichtigen Punkt gab, den alle Frauen gemeinsam haben: Sie haben schon in ihrer Kindheit ein positives Money Mindset aufgebaut und das meistens durch ihre Eltern.

Das heißt, den Umgang mit Geld und das Mindset von Geld bekommt man früh in seiner Kindheit mitgegeben. Deshalb wäre es wünschenswert, dass es ein Schulfach wie „Börse und Wirtschaft“ und etwas zum Thema „eigenes Money Management“ gäbe. Denn wenn Kinder aus der Schule kommen – bei mir sind jetzt gerade zwei von dreien so weit – haben sie natürlich überhaupt nichts gelernt wie z.B. „Wie läuft es mit eigenem Konto und eigener Kreditkarte ab?“, „Was ist ein Neobroker?“, „Was sind Aktien?“. Das kommt alles vielleicht mal so ein bisschen am Rande vor, aber wie man selber ein eigenständiges finanzielles Leben aufbaut, das lernt man in der Schule nicht und das ist schade. Deswegen sind meiner Meinung nach dafür noch die Eltern so wichtig und verantwortlich.

Man kann ja normalerweise erst ab 18 ein eigenes Konto mit Kreditrahmen, Kreditkarte und Online-Banking eröffnen, aber es gibt jetzt auch Banken, die Taschengeld-Kreditkarten und Taschengeld-Konten für junge Leute anbieten. Meiner Meinung nach kann man da schon relativ früh anfangen, wenn Kinder bewusst mit ihrem Taschengeld umgehen müssen. Wenn sie 12 sind – warum nicht dann schon mal das Thema mit dabeihaben? Spielerisch anfangen, den Kindern auch spaßeshalber über Muster-Depots Geldanlegen und Aktien näherbringen. Und wenn nicht in der Schule, dann ist es hoffentlich zu Hause der Fall. Da kommt es darauf an, dass Eltern eine positive Einstellung zum Thema Geld haben und dass solche alten Glaubenssätze wie „Über Geld spricht man nicht.“ oder „Geld verdirbt den Charakter.“ ein für alle Mal gestrichen werden.

3. Da stimme ich dir zu. Wie kann man sich aber im Alltag schnell und unkompliziert, aber trotzdem fundiert finanziell bilden?

Es gibt einige tolle Online-Bildungsangebote rund um das Thema Geld von verschiedenen YouTubern oder Finanzbloggern. Natürlich stellen auch Medien wie Bücher, Podcasts oder Seiten wie ZASTER eine tolle Möglichkeit dar, sich ein persönliches Finanzwissen aufzubauen. Ansonsten, wenn man mehr in die Tiefe gehen möchte, gibt es Coachings und Seminare. Ich persönlich bereite jetzt auch ein Webinar vor, das wirklich etwas tiefer in das Thema geht. Außerdem gibt es die diese berühmten MOOCs. Die sogenannten Massive Open Online Courses werden von großen namenhaften Universitäten, wie Harvard, wie Oxford und vielen weiteren angeboten. Hier kann man bei gratis Online-Kursen teilnehmen und speziellen Themen erlernen – auch einiges Wissenswertes aus der Finanzwelt.

Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, sich finanziell zu bilden. Es gibt eigentlich für niemanden einen Grund, es nicht zu tun!

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ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.