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AKTIENANALYSE

Kurz gecheckt: Wie du gute Aktien erkennst

von Nils Matthiesen

In letzter Zeit an Börse Gewinne zu machen, war keine groß Kunst. Im Prinzip kannten die Kurse, bis auf die Corona-Delle, nur eine Richtung – nach oben. Aber viele Experten sind sich sicher, dass die Zeit der Rekordwerte bald vorbei sein könnte, etwa weil womöglich die Leitzinsen anziehen. Wenn das billige Geld nicht mehr sprudelt, trennt sich die Spreu vom Weizen.

Nur die guten Unternehmen werden dann weiter dicke Gewinne einstreichen und an Wert zulegen. Doch wie solche Titel finden, die einerseits Kurzpotential nach oben haben, am besten nicht zu teuer sind und obendrein vielleicht noch eine gute Dividende abwerfen. Das ist alles andere als einfach. Vor allem, wenn du vorhast, die Anteile für eine Weile zu halten. Aus diesem Grund solltest du gründlich prüfen, bevor du Geld in ein Unternehmen investierst. Trotzdem solltest du mindestens: 

Das Geschäftsmodell des Unternehmens verstehen

Die Geschichte des Unternehmens und das Management kennen

Untersuchen, wie gut das Unternehmen in seiner Branche aufgestellt ist

Die Finanzlage bewerten, zum Beispiel die letzten Quartalszahlen

Recherchieren, welche Zukunftsaussichten die Branche hat

Wenn dir das zu viel Aufwand ist oder dich das nicht interessiert, solltest du dein Geld besser in einen breit angelegten Fonds oder ETF stecken. Damit lassen sich schließlich ebenfalls gute Renditen erwirtschaften, ohne zu sehr ins Risiko zu gehen. Falls du aber höhere Gewinnchancen anstrebst, dafür Verlustrisiken in Kauf nimmst, solltest du speziell auf folgende Punkte achten. 

1. Suche dir ein Aktien-Analysetool

Die meisten Depot-Banken bieten inzwischen mächtige Aktien-Analysetools, alternativ stehen Seiten wie finanzen.net oder Onvista bereit. Die Analysetools ermöglichen es dir, Aktien nach nahezu jeder Kennzahl zu filtern und zu sortieren. Du hast etwa die Möglichkeit, Aktien nach Kriterien wie jährlichem Umsatzwachstum oder Kurs/Gewinnverhältnis zu sortieren. 

2. Gewinnwachstum: Der Trend muss stimmen

Was ein gutes Unternehmen ausmacht, lässt sich auf viele Arten definieren. Ein besonders wichtiges Kriterium ist, wie schnell das Unternehmen wächst, beziehungsweise die Gewinne. Schnell wachsende Unternehmen werden von Investoren tendenziell höher bewertet, daher sind sie ein attraktiver Ausgangspunkt für die Suche nach guten Unternehmen. Eine wichtige Kennzahl ist daher die PEG-Ratio (Price-Earning to Growth-Ratio, zu Deutsch: Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis oder „Wachstum/KGV“). 

Entspricht das KGV dem Gewinnwachstum, liegt das PEG bei 1. Dies wird gemeinhin als faire Bewertung angesehen.

Ist das KGV kleiner als das Gewinn-Wachstum, bewegt sich der Wert des PEG unter 1.

Je niedriger also der PEG-Wert, desto günstiger die Aktie. Andersherum: Aktien mit einer hohen PEG sind eher überbewertet.

3. Wie sieht es mit den Schulden aus?

Jedes Unternehmen hat Schulden – sogar Apple und Amazon. Doch wie hoch ist die Verschuldung? Und wie ist das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital? Darüber gibt der „Verschuldungsgrad“ Auskunft, eine Kennzahl, die die Gesamtverschuldung eines Unternehmens im Verhältnis zum Marktwert misst. Der Wert berechnet sich aus dem Verhältnis des Fremdkapitals zum Eigenkapital (Fremdkapital / Eigenkapital) x 100. Als Faustregel gilt, dass der Verschuldungsgrad nicht höher als 200 sein sollte, denn in diesem Fall sinkt die Kreditwürdigkeit. Er hängt aber auch von der Branche ab. Bei Bauunternehmen und in der Versicherungsbranche sind hohe Verschuldungsgrade kein Tabu.   

4. Achte auf das KGV

Durch das PEG hast du jetzt einige wachstumsstarke Unternehmen auf dem Zettel. Fügen wir dem Bildschirm ein weiteres Kriterium hinzu und suchen nach Unternehmen, die auch günstig sind. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine nützliche Kennzahl zur Beurteilung der relativen Attraktivität des Aktienkurses eines Unternehmens im Vergleich zu den aktuellen Gewinnen. Schon Benjamin Graham, der als „Vater des Value Investing“ sowie als Warren Buffetts Mentor gilt, predigte die Vorzüge dieser Kennzahl als eine der besten Möglichkeiten schnell festzustellen, ob eine Aktie als solide Anlage taugt. Was steckt also dahinter: Simpel ausgedrückt, ist das KGV der Preis, den ein Investor für einen Euro des Gewinns oder Gewinns eines Unternehmens zahlt. Andersherum: Wenn ein Gewinn pro Aktie von einem Euro meldet und der Kurs bei 10 Euro steht, beträgt das KGV 10 (10 Euro pro Aktie dividiert durch 1 Euro Gewinn pro Aktie = 10 KGV). Je niedriger das KGV, desto besser – beziehungsweise desto wahrscheinlicher, dass das Unternehmen derzeit günstig gehandelt wird. Ein KGV von 15 ist der langfristige Durchschnitt im DAX.

5. Langfristig erfolgreich

Der Aktienmarkt ist von Natur aus volatil, es geht nach oben und nach unten. Das ein Wert zwischenzeitlich absackt, ist nicht ungewöhnlich. Langfristig sollte der Kurs aber steigen. Ein Unternehmen, das nur dann echte Probleme zu haben scheint, wenn die Kurse auf breiter Front einbrechen, ist in der Regel eine gute Wahl. 

6. Achte auf die Marktkapitalisierung

Das Analysetool zeigt dir nun Unternehmen an, die recht günstig sind, nicht übermäßig verschuldet sind, ein gutes Gewinnwachstum und der langfristige Trend positiv ausfällt. Um das Risiko zu vermeiden, in sehr kleine Unternehmen zu investieren, dessen Aktien sich schlechter handeln lassen, solltest du zudem die Marktkapitalisierung heranziehen. Im Allgemeinen gilt: Je kleiner die Marktkapitalisierung, desto riskanter das Unternehmen. 

Fazit

Selbst, wenn auf den ersten Blick die Zahlen stimmen, ist das noch lange keine Garantie, dass auch der Kurs mittel- bis langfristig steigt. Hundertprozentige Sicherheit gibt es bei Aktien schließlich nie. Die genannten Kriterien sind der Anfang, um gute Aktien zu einem attraktiven Kurs zu finden. Und selbst wenn du gute Aktien im Depot hast, ist die Reise noch längst nicht zu Ende. Du solltest die Unternehmen weiter beobachten und mindestens die Quartalsberichte stets unter die Lupe nehmen. 

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.