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INFLATION

Krankenkassen werden teurer. Vergleichen, kündigen, sparen.

von Isabella Müller-Reinhardt

Wir haben ein Problem. Naja, ehrlicherweise haben die gesetzlichen Krankenkassen ein Problem. Aber da die wiederum, von unseren Beiträgen leben und nun „pleite“ sind, haben wir das Problem.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat daher angekündigt, dass ab dem kommenden Jahr die sogenannten Zusatzbeiträge steigen werden.  Zusatzbeiträge?  Es ist ja so: Jeder versicherungspflichtige Arbeitnehmer zahlt monatlich 14,6 % des Bruttoeinkommens an die Krankenkasse. Die Hälfte der Kosten übernimmt der Arbeitgeber. Dabei ist es völlig egal, für welche gesetzliche Krankenkasse ihr euch entscheidet, dieser allgemeine Beitragssatz ist seit 2019 gesetzlich festgeschrieben. 

Aber die Kassen dürfen Zusatzbeiträge erheben, die von Kasse zu Kasse variieren. 2022 liegt dieser durchschnittlich bei 1,3 % des Bruttogehalts. Die Barmer verlangt beispielsweise 1,5 %, die Techniker 1,2 % und die AOK Sachsen-Anhalt nur 0,8 %. Noch! Denn, wie bereits erwähnt sollen genau diese Beiträge zum neuen Jahr um 0,3 % auf durchschnittlich 1,6 % steigen. Zum ersten Mal in der Geschichte würde dann der Gesamtbeitrag bei über 16 % (!) in Deutschland liegen. 

Bei einem Durchschnittseinkommen (2021) von 49.200 Euro im Jahr, würden die 0,3 % etwa 12,30 Euro im Monat ausmachen. Auf das Jahr gerechnet sprechen wir also von durchschnittlich 147,60 Euro, die ein Versicherter mehr blechen muss. Wobei auch hier, der Arbeitgeber die Hälfte übernimmt!

Was können wir dagegen tun? Kündigen!

Denn: erhöht die Krankenkasse den Zusatzbeitrag haben wir ein Sonderkündigungsrecht.Hier macht es also durchaus Sinn, die Zusatzbeiträge der einzelnen Krankenkasse zu vergleichen. Unter folgendem Link findet Ihr eine Liste, die Euch dabei hilft.

In Deutschland sind übrigens rund 73 Millionen Menschen in insgesamt 103 gesetzlichen Krankenversicherungen versichert. Davon zahlen 57 Millionen Bürger monatliche Beiträge. Die anderen 16 Millionen sind kostenfrei mitversicherte Familienangehörige.

Private Krankenversicherungen in Deutschland zählen übrigens 8,8 Millionen Mitglieder. Das klingt jetzt erstmal nicht viel, aber wenn ihr euch, als gesetzlich Versicherter das nächste Mal fragt, warum Ihr einen Termin beim Facharzt erst in sechs Monaten bekommt, dann wisst ihr jetzt, 8,8 Millionen potenziell Kranke sind vor euch dran!

Vielleicht ist die Zeit dieser Zwei-Klassen-Gesellschaft im Gesundheitssystem langsam vorbei. Alle in einen Topf und gut ist? Welcome Bürgerversicherung.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.