© Clay Banks / Unsplash
REFORMEN

Krankenhausreform: zu gut, um wahr zu sein?

von Isabella Müller-Reinhardt

Jetzt wird alles besser! So verspricht es zumindest unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Er hat seine Pläne für eine Krankenhausreform vorgestellt und die klingen erstmal ziemlich menschlich.

Endlich sollen wieder wir Menschen und unsere Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen und nicht die Kosten. Von einer Revolution ist hier die Rede. Dabei sollte das doch eigentlich selbstverständlich sein, oder? Wenn ich mit einer fiesen Blasenentzündung zum Arzt renne, will ich das Medikament, das mir hilft und nicht das, was am Ende das Günstigste ist. 

Bisher haben sich Krankenhäuser über Fallpauschalen finanziert und das sah dann wie folgt aus: Ein Krankenhaus wird pro behandelten Patienten bezahlt. Es gibt je nach Diagnose und Behandlung einen Festpreis. Was dabei jedoch keine Rolle spielt ist, wie der Verlauf der Erkrankung ist und wie lange der Patient überhaupt im Krankenhaus bleiben muss. Will eine Klinik also Geld einsparen, entlassen sie den Patienten einfach früher. Und genau das ist in den vergangenen Jahrzehnten auch passiert. 1991 lag die durchschnittliche Verweildauer in deutschen Krankenhäusern noch bei 14,6 Tagen. Im Jahr 2017 waren es nur noch 7,3 Tage (!). Rein wirtschaftlich gesehen, macht das natürlich Sinn. Ist der Patient früher weg, ist das Bett für eine neue Fallpauschale, äh Patienten wieder frei. 

Und was kann ein Krankenhaus noch machen um die Kosten zu senken? Richtig, Personal abbauen! Weniger Personal, weniger Ausgaben, mehr Arbeit und mehr Druck für die, die nicht entlassen wurden. Kein Wunder, dass immer mehr Pflegekräfte ihren Beruf aufgegeben haben.

Pflegenotstand 2022! Also damit hätte ja wirklich niemand rechnen können

Aber jetzt wird alles besser. Denn mit der neuen Reform soll nicht mehr die Gewinnmaximierung der Krankenhäuser im Vordergrund stehen, sondern der Mensch, die Patienten und das Klinikpersonal.

In Zukunft sollen Krankenhäuser feste Beträge bekommen, um die Grundkosten decken zu können. Darunter fallen Personal, Medizintechnik und eine Notaufnahme. Zudem sollen Notfälle und grundlegende chirurgische Eingriffe nicht mehr als Fallpauschalen abgerechnet werden. Diese neue Finanzierung soll den Kliniken den Druck nehmen, überall sparen zu müssen.

Leider steht dieses Vorhaben bislang nur auf Papier. Und dieses Papier liegt in Berlin. In Auftrag gegeben von unserem BUNDESgesundheitsminister. Ihr ahnt vermutlich wo genau jetzt das Problem liegt? Gesundheit ist Ländersache!

Und wenn sich jetzt nicht alle mal zusammenreißen, wird die Krankenhausreform genauso aussehen wie die Coronapolitik. Jeder macht, was er will und am Ende sind dann doch wieder die Menschen die Leidtragenden.

ein Artikel von
Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.