Was bekommt der Künstler?

So setzt sich der Preis einer Konzertkarte zusammen

von Christoph Masurek

Die goldenen Zeiten der Plattenverkäufe sind längst vorbei. Seitdem Spotify & Co. das tonangebende Geschäft im Musikbusiness übernommen haben, leben die Künstler von Konzerten – und das auf Kosten ihrer Fans, die auch steigende Ticketpreise in Kauf nehmen, um ihre Idole live zu sehen. ZASTER zeigt dir, wie viel der Musiker wirklich an einem verkauften Ticket verdient.

Zuallererst: Der Preis für ein Konzertticket lässt sich nicht pauschal entschlüsseln. Schließlich gibt es eine Vielzahl an Variablen, die für die Höhe des Betrages zu berücksichtigen sind: Sitzt du in der Loge eines klassischen Konzertsaals oder stehst du in der letzten Reihe auf einem Club-Konzert? Ist der Künstler auf Welttournee oder spielt die Indie-Band aus deiner Nachbarschaft? Wie viele Menschen arbeiten hinter, vor und neben der Bühne, um den Auftritt zu ermöglichen?

Welche Kosten fallen an?

Aber wir versuchen trotzdem, Licht ins Dunkle zu bringen. Für den Preis des Tickets ist in erster Linie der Veranstalter verantwortlich. Seine Kalkulation muss die Kosten für die Miete der Halle, Versicherungen, GEMA-Gebühren, Personal wie Sicherheitskräfte und Sanitäter, Gastronomie-Personal, Technik und natürlich auch eine anschließende Reinigung abdecken. Außerdem fallen noch sieben Prozent Mehrwertsteuer und Abgaben an die Künstlersozialkasse an – was bleibt also noch dem Künstler?

In der Regel erhalten Musiker für einen Auftritt eine feste Gage – unabhängig davon, ob das Konzert ausverkauft ist oder nicht. Zusätzlich sind sie an den Einnahmen über den Ticketverkauf beteiligt und daher auch finanziell an einem ausverkauften Auftritt interessiert.

Branchenexperten schätzen, dass rund ein Drittel der Ticketeinnahmen an die internationalen Stars ausgeschüttet werden. Logisch, dass da mehr abfällt, wenn du siehst, dass deren Ticketpreise häufig auch jenseits der Einhundert-Euro-Grenze liegen. Mittelgroße und kleine Künstler hingegen erhalten oft weniger als zehn Prozent des Kartenpreises.

Verkaufsstellen spielen eine große Rolle

Bei der Zusammensetzung des Kartenpreises dürfen die Ticketbörsen nicht unerwähnt bleiben. Diese schlagen in der Regel zehn Prozent für Marketing und Vertrieb aufs Ticket obendrauf. Das hat in der Vergangenheit für Kritik gesorgt, da der deutschsprachige Markt von nur wenigen Unternehmen dominiert wird und die Kunden so auf die Anbieter angewiesen sind.

Außerdem wurden lange Zeit kreative Wege gefunden, die Preise weiter in die Höhe zu schlagen. Die Online-Übertragung von Tickets, die sogenannte „Print@home“-Funktion, wurde für eine Gebühr von 2,50 Euro angeboten. Dies hat der BGH letztes Jahr in einem Urteil verboten.

Streaming verändert das Geschäft

Laut Statista lag der Durchschnittspreis für ein Konzertticket 2007 noch bei 29,45 Euro. Nur zehn Jahre später bereits bei 44,04 Euro. Hintergrund der enormen Preisentwicklung sind unter anderem die veränderten Bedingungen des Absatzmarktes durch die Streaming-Dienste. Musiker verkaufen keine CDs oder Platten mehr, sondern Streams. Dazu kommen erhöhte Kosten für das Sicherheitspersonal.

So bezahlt beispielsweise Spotify pro Wiedergabe eines Songs weniger als einen Cent. Ganz genau lässt sich jedoch nicht ermitteln, wie viel ein Künstler pro Klick erhält, da auch das Land, in dem gestreamt wird, für die Ausschüttung entscheidend ist. Die US-amerikanische Cellistin Zoë Keating legte ihre Spotify-Bilanz für das Jahr 2018 offen und erhielt für 2.252.293 Streams von Spotify 12.231 US-Dollar. Das entspricht 0,00543 US-Dollar pro Wiedergabe.

Auch der britische Singer-Songwriter James Blunt drückte seine Unmut über die Bezahlung in einem Tweet aus. Darin witzelte er, dass trotz der geringen Beteiligung die nächste Runde Bier auf ihn geht.

ein Artikel von
Christoph Masurek
Christoph studiert Politikwissenschaften in Wien und sucht noch immer vergeblich nach der Geschäftsidee, die sein Leben sowohl erleichtert als auch bereichert.