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Mit welchen Werten ich meine Konsumgelüste zügele

von Marcus Schwarze

590 Euro für einen Hoodie aus Baumwolle?! Das muss nicht sein, es gibt wichtigere Werte, findet ZASTER-Autorin Marlene Weihrauch.

Für eine Tasche, die ich über einen Zeitraum von vier oder sogar noch mehr Jahren täglich benutze, bin ich gewillt, etwas tiefer in die Geldbörse zu greifen, anstatt mir jeden Monat ein neues Modell für ein Fünftel des Preises zu kaufen. Handwerk hat schließlich seinen Preis.

Ich bezeichne diese Investitionen ironischerweise gerne auch als solche, die meinen Selbstwert boosten, mich herausstechen lassen – denn am Ende des Tages ist es das, wonach wir alle streben. Ein bisschen mehr Authentizität. Ob es dafür ein Pullover mit Saint-Laurent-Aufdruck sein muss, den ich in Berlin am Kurfürstendamm wahrscheinlich des Öfteren erblicke, oder ob ich meine Produkte bei lokalen Designern erstehe und mich in Berlin-Mitte kaum noch von meinem Nächsten unterscheiden lassen kann – die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo dazwischen. Jedes Mal, wenn ich mich dabei ertappe, etwas unbedingt besitzen zu wollen, da es entweder schon öfter meinen Weg gekreuzt hat oder mein allerliebster Instagram-Account mir das Objekt der Begierde immer wieder unter die Nase reibt – hinterfrage ich bewusst. Möchte ich das wirklich? Passt es zu mir? Oder will ich nur dazugehören? Entscheidend ist für mich:

  • Woher kommen die Rohmaterialien?
  • Wer fertigt mein Produkt?
  • Wie transparent gibt sich das Unternehmen?
  • Steht die unverbindliche Preisempfehlung in Relation zur handwerklichen Leistung?

Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber zumindest habe ich seit über einem Jahr nichts mehr bei den großen Modehäusern gekauft, die besonders viele Ideen kleiner Designer kopieren, um ihren Kunden diese zu dem kleinstmöglichen Preis anbieten zu können. Entweder spare ich für größere Investitionen, schaue mich lokal um oder gebe mein Geld auf Reisen auf dem Flohmarkt aus. Die momentan angesagten Ohrringe in Horn-Optik gibt es zwar gerade überall, habe ich mir aber zum Beispiel ganz bewusst offline in der Berliner Boutique von der Designerin Elizabeth Leflar für 80 Euro gekauft anstelle bei Mango. Wie ich auf die Designerin gestoßen bin? Natürlich beim Stöbern auf Instagram.

Marlene Weihrauch (Foto: Journelles.de)
ein Artikel von
Marcus Schwarze