Folgen der Erderwärmung

So teuer ist die Rechnung für den Klimawandel

von Moritz Weinstock

Die Folgen der Erderwärmung könnten dramatisch sein. Nicht nur humanitär, sondern auch in Hinblick auf die globale Ökonomie. Laut den Experten der Unternehmungsberatung McKinsey erwarten uns Kosten in Billionen-Höhe.

Es ist ein wahres Horrorszenario, das die Analysten des McKinsey Global Institut in ihrem aktuellen „Climate Risk and Response„- Bericht für die kommenden 30 Jahre in Bezug auf die Folgen des Klimawandels zeichnen. Untersucht wurden die sozioökonomischen Auswirkungen der Erderwärmung für 105 Staaten.

Fazit: Die klimatischen Veränderungen werden nicht nur Menschenleben und Existenzen bedrohen, sondern auch ganze Länder vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Allen voran: Indien.

Hitze und Luftfeuchtigkeit belasten zunehmend

Fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts von Indien wird in der Landwirtschaft und unter freiem Himmel erwirtschaftet. Doch wachsende Hitze und zunehmende Luftfeuchtigkeit machen diese Art von Arbeit „immer öfter unerträglich“, schreibt Spiegel Online.

Geht es mit diesem Tempo und dieser Entwicklung weiter, so könnte das Indien bis 2030 zwischen 2,5 und 4,5 Prozent an Wirtschaftsleistung kosten. Weltweit könnten Arbeiten unter freiem Himmel bis zum Jahr 2050 um 20 Prozent zurückgehen.

Tourismus und Lebensmittelproduktion leiden

Dort, wo es früher schön und angenehm heiß war, wird bald nichts mehr so sein, wie es mal wahr. Für den Mittelmeerraum könnten Trockenperioden in Zukunft bis zu sechs Monate andauern und tiefe Löcher in Tourismus und Ernteerträge reißen.

Die französische Stadt Marseille wird laut Analyse bis 2050 klimatisch etwa auf dem heutigen Niveau von Algier liegen. Daraus entstehen Kosten in Milliardenhöhe. Denn um die Ernteerträge in mediterranen Regionen aufrecht erhalten zu können, bedarf es zusätzlicher Wasserspeicher. Sie könnten jährlich Kosten in Höhe von fünf bis elf Milliarden Dollar verursachen.

Haus mit (viel zu nahem) Meerblick

Mit abschmelzenden Polkappen und Gletschern steigt der Meeresspiegel. Zudem heizt sich das Wasser immer mehr auf und zerstört damit die Lebensgrundlage vieler Meeresbewohner. Darunter leiden dann nicht nur die Tiere, sondern auch der Fischfang.

Bis 2050 vermuten die Experten von McKinsey einen Einbruch um bis zu acht Prozent und folglich eine enorme Beeinträchtigung für die Leben von 650 bis 800 Millionen Bürgern.

Steigen die Temperaturen, so steigt auch die Gefahr vor extremen Unwettern und Wirbelstürmen. Für Besitzer exponierter Immobilien im US-Bundesstaat Florida könnte das nicht nur ein Bedrohung für Leib und Leben bedeuten, sondern auch eine Wertreduzierung ihrer Anwesen um bis zu 30 Prozent.

Es kann nicht nur Verlierer geben

Tatsächlich gibt es auch Länder, die zunächst vom Klimawandel und der Erderwärmung profitieren werden. Kanada, Russland und Teile Nordeuropas dürften laut Studie mit steigenden Ernteerträgen rechnen, und Hersteller von Klimaanlagen mit steigenden Umsätzen.

Laut McKinsey liegt die Marktdurchdringung von Klimaanlagen im hitzegeplagten Indien beispielsweise derzeit nur bei rund einem Prozent. Hier wird es künftig jede Menge Handlungsbedarf geben.

Wenn du nun denkst, dass wir in Deutschland gut wegkommen werden, täuscht du dich. Als Wirtschafts- und Exportnation sind wir auf funktionierende Lieferketten angewiesen, folglich auf Billiglohnländer, in denen wichtige Dinge für die heimische Industrie gefertigt werden.

Gerade sie sind jedoch zum Teil erheblich von den Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Und unabhängig davon, sorgen immer länger anhaltenden Hitze- und Dürreperioden auch bei uns für erhebliche Probleme in Land- und Forstwirtschaft.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.