#kaumhauszuhalten Text 5/8

von Nikolina Krstinic

Fernando A. ist 34 Jahre alt und arbeitet in Tulum, Quintana Roo, Mexiko. Womit er sein Geld verdient und wofür er es ausgibt, erzählt er hier.

Eine Portion Charme und manchmal Nerven aus Stahl – das braucht Fernando auf der Arbeit. Denn der 34-Jährige arbeitet in einem der luxuriösesten Hotels von Tulum, der schillernden Stadt an der Karibikküste Mexikos, die viele nur von Instagram kennen.

Nachdem Fernando einen Bachelor in Business Administration in Tlaxcala, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats in Zentralmexiko, gemacht hatte, zog es ihn an die Küste: „Ich bin vor elf Jahren nach Playa del Carmen gekommen, um ins Hotelgewerbe einzusteigen.“ Die Stadt liegt nur 65 Kilometer von Tulum entfernt – ein Trip mit dem Auto dauert 40 Minuten, denn die beiden sind durch eine Schnellstraße verbunden. Für seine Arbeit reist er auch mal von der einen in die andere Ortschaft.

Auf die Frage, welchen Stellenwert Arbeit in seinem Leben hat, antwortet er ohne zu zögern: „Ich habe lange in großen Hotels gearbeitet, dort geht es speziell in Personalfragen immer nur ums Geld, also ging es mir auch nur darum. Jetzt arbeite ich in einem SPA, und das Konzept ist völlig anders. Es gefällt mir sehr, dass jede SPA-Session wie ein kleines Ritual ist, das zelebriert wird. Und die Kundinnen und Kunden lieben das.“

Wieviel Fernando verdient hängt von der jeweiligen Jahreszeit ab. In der Hochsaison sind es oft mehr als 3000 US-Dollar im Monat, umgerechnet 2670 Euro. In der Nebensaison kann der Verdienst schon mal auf 800 Euro sinken. Ganz schöne Preisschwankungen, oder? „Das ist in meinem Geschäft ganz normal. Wir sind vom Tourismus der Region abhängig. Gerade in Tulum hat der in den vergangenen zwei Jahrzehnten unheimlich geboomt. Früher stand hier nichts“, sagt er, und deutet gen Strand, wo in geradezu nahtlosen Übergängen ein schickes Hotel ans nächste grenzt.

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© © Spencer Watson/unsplash.com – Der Strand von Tulum

Fernandos Ausgaben variieren dementsprechend je nach Saison. In den ertragreicheren Monaten versucht er zu sparen, damit etwas für schlechtere Zeiten übrig bleibt. Trotzdem gibt es Dinge, an denen er nicht sparen möchte. Für Essen gibt er im Monat bis zu 280 Euro aus. Während in der Nebensaison Parties und größere Unternehmungen kaum möglich sind, gibt er in der Hauptsaison durchaus mal bis zu 500 Euro im Monat für diesen Spaß aus. „Ausgehen ist teuer, selbst wenn du hier arbeitest und ‘alle‘ kennst“, erklärt er.

Und obwohl er sich nicht aus sparsam bezeichnen würde, wie er mir verrät, schafft er es in der Hochsaison bis zu 1800 Euro im Monat zu sparen. Nicht übel – das soll ihm mal einer nachmachen! „In der Nebensaison sind es aber manchmal nicht einmal 50 Euro, wenn ich ehrlich bin“, fügt er hinzu.

Für seine Wohnung bezahlt Fernando 450 Euro inklusive Strom, Gas und Heizkosten, wobei diese eher die Klimaanlage betreffen, denn wirklich kalt ist es hier nie. Die Versicherung bei der Krankenkasse macht im Jahr etwa 900 Euro aus. Vor kurzem hat Fernando sich ein Haus gekauft, über den Kaufpreis spricht er nicht. Ich frage ihn, ob er gerne verreist – „Erst neulich war ich in Costa Rica, das hat mich umgehauen. In Europa war ich auch schon, in Italien und Spanien. Wenn ich einen Ort aussuchen könnte, der mich wirklich fasziniert und wo ich gerne mal hin würde, dann wäre das Irland.“ Und wenn er sein Geld weiterhin so gut verwaltet, machen wir uns da gar keine Sorgen.

ein Artikel von
Nikolina Krstinic
Nikolina Krstinic studierte in Wien und Berlin Kulturwissenschaften, Journalismus und Unternehmenskommunikation. Sie ist als freie Autorin und Journalistin tätig - seit Februar 2018 auch für Zaster.