Wie sich die Großmächte der Welt um das Öl-Land streiten

Der Kampf um Venezuela

von Anton Kleihues

Um Venezuela streitet sich derzeit die ganze Welt. Juan Guaidó, der Herausforderer Maduros hat endlich eine Chance, das steinreiche Land zu befreien. Warte, steinreich? Ja! Steinreich!

Der Hintergrund

Wenn Massenproteste allein einen Autokraten aus dem Amt drängen könnten, wäre Nicolás Maduro bereits nicht mehr in Caracas, der wunderschönen Hauptstadt Venezuelas. Im Januar gingen Millionen Landsleute des verhassten Präsidenten auf die Straßen und protestierten gegen Maduro. Ausgelöst und angeheizt wurden die Demonstrationen von Juan Guaidó, einem jungen Empörling, der die Schreckensherrschaft Maduros nicht länger zu dulden bereit ist. Neben dem Großteil der lateinamerikanischen Länder genießt Guaidó auch die Unterstützung der USA und von fast allen EU-Ländern. Bis jetzt wird Präsident Maduro aber sowohl von weiten Teilen des heimischen Militärs als auch von Russland, China und der Türkei unterstützt.

Was steht auf dem Spiel?

Als erstes ist wohl das Schicksal der 32 Millionen Venezueler zu nennen, die seit Jahren unter Maduro leiden. Das Ausmaß dieses Leidens ist zwar schwer genau festzustellen, die Zahlen geben aber einen Eindruck: In den letzten fünf Jahren hat sich das BIP halbiert. Die jährliche Inflation wird auf 1,7 Mio. Prozent geschätzt (die Regierung veröffentlicht die Zahlen nicht mehr). Die Menschen sind unterernährt und haben keinen Zugang zu einfachen Medikamenten, einschließlich Antibiotika. Krankenhäuser sind zu Todesfallen geworden, weil sie weder Strom noch Ausrüstung haben. Dass die Menschen leiden, erklärt aber noch nicht, warum die ganze Welt sich für das vergleichsweise kleine Land interessiert. Auch in anderen Ländern werden die Menschen unterdrückt und müssen Hunger leider. Der Unterschied: Venezuela verfügt über riesige Öl- und Gasvorkommen.

Das schwarze Gold

Und so befindet sich das südamerikanische Land als Spielball zwischen den Großmächten dieser Welt. US-Präsident Donald Trump schloss ein militärisches Eingreifen nicht mehr aus. Russlands Präsident Wladimir Putin half Maduro angeblich, große Teile des Goldbesitzes Venezuelas außer Land zu schaffen. Die Lage ist brenzlig und spitzt sich immer weiter zu. Eine Statistik, die dem Gerangel einen interessanten Rahmen verleiht, ist die der Rohölreserven der Welt. Auf Platz 1 aller Länder rangiert hier Venezuela mit 301 Milliarden Barrel. Dahinter folgt Saudi-Arabien mit 266 Milliarden Barrel und weiter abgeschlagen Kanada, der Iran und der Irak mit 170, 158 und 143 Milliarden Barrel (2017). Zur Relation: Der Preis für ein Barrel rangiert derzeit bei etwa 55 Euro. Venezuela sitzt also auf einem Schatz im Wert von mehr als 15 Billionen Euro. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Streit um das schwarze Gold zu Konflikten führt.

Die Hoffnung

Doch das muss nicht sein. Noch vor wenigen Jahren funktionierte der Staat gut. Das Land ist mit Öl und fruchtbarem Boden gesegnet. Die Bevölkerung ist – verglichen mit anderen lateinamerikanischen Staaten – gebildet. In Guaidó scheint nun endlich ein Führer gefunden zu sein, der es schaffen kann, das Land zu führen und die Menschen zusammenzubringen. Es besteht also Hoffnung für eines der (theoretisch) reichsten Länder der Welt.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.