Dennoch zeigten sich Tech-, KI- und Rohstoffwerte widerstandsfähig und verhinderten eine echte Sommerflaute. Zeit für einen genaueren Blick auf die Marktentwicklung im Juni 2025.
Euro Stoxx 50 – Tops & Flops
Der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 verlor im Juni -1,18 % – kein Desaster, aber nach einem soliden Frühjahr ein spürbarer Rückschritt. Dennoch gab es einzelne Lichtblicke: Airbus führte mit einem Plus von 9,37 % das Feld an – die Aktie profitierte vom robusten zivilen Flugzeuggeschäft und neuen Großaufträgen. ENI legte 6,07 % zu, getragen von stabilen Ölpreisen und soliden Dividendenaussichten. Auch der Halbleiterzulieferer Infineon (+5,37 %) profitierte von der Tech-Rallye.
Auffällig war auch die anhaltende Stärke von Prosus (+5,02 %), getrieben durch Investitionen in asiatische Tech-Plattformen. Dagegen standen die Konsum- und Pharmawerte massiv unter Druck: Adidas verlor -9,82 %, Wolters Kluwer -9,18 %, Danone -7,81 %. Defensive Sektoren litten unter der relativen Attraktivität wachstumsstarker Techs. Auch Sanofi, LVMH und Pernod Ricard mussten kräftig Federn lassen – teils aufgrund von Gewinnmitnahmen, teils wegen schwächerer Konsumentenstimmung in Europa.
S&P 500 – Sektoren im Fokus
Die Performance der S&P 500-Sektoren unterstreicht einen klaren Trend: Tech rules. Der Sektor der Information Technology führte mit satten +9,73 %, gefolgt von Communication Services (+7,18 %) – beide getrieben von KI-Euphorie, starken Margen und positiven Analystenkommentaren. Auch Energy (+4,74 %) lieferte angesichts geopolitischer Spannungen respektable Zugewinne.
Auf der anderen Seite standen defensive und zinsabhängige Sektoren unter Druck: Konsumgüter des täglichen Bedarfs fielen um -2,21 %, Immobilien verloren -0,49 % – ein klares Signal, dass der Markt aktuell Wachstum und Tech gegenüber Sicherheit bevorzugt. Selbst Versorger schnitten mit nur +0,07 % schwach ab.
S&P 500 – Einzelwert-Spotlight
Bei den US-Einzelwerten ragte erneut ein alter Bekannter heraus: Coinbase legte unglaubliche +42,12 % zu – befeuert von regulatorischen Fortschritten in der Krypto-Industrie und anziehendem Handelsvolumen bei digitalen Assets. Auch Oracle (+32,08 %) überraschte positiv: das Cloud-Geschäft floriert, insbesondere in Partnerschaft mit KI-Anbietern. Micron, Jabil und AMD (alle über +28 %) zeigten, dass Investoren weiter voll auf die Halbleiterbranche setzen.
Die Verliererliste dominieren wenig überraschend defensive Konsumwerte: Lululemon verlor fast -25 %, Brown-Forman über -19 %, PG&E Corp. -17,42 % – Zeichen einer Verlagerung der Kapitalströme raus aus stabilen Margen hin zu Growth. Auch IT-Dienstleister wie Equinix (-10,5 %) und Softwareanbieter wie Paycom (-10,69 %) litten unter zunehmendem Margendruck.
Makro-Wrap-Up
Makroökonomisch war der Juni durch ein heikles Zusammenspiel aus Geopolitik und Geldpolitik geprägt. Die Spannungen zwischen Israel und Iran flackerten erneut auf – mit der realen Gefahr einer Blockade der Straße von Hormus. Ca. 20-30% des Öl- und LNG-Handels passieren diese Meerenge, sodass eine Eskalation massive Folgen für die Energiepreise und Inflation hätte. Auch wenn es zu keiner Blockade kam, blieb die geopolitische Nervosität spürbar.
Aufseiten der Notenbanken herrschte Uneinigkeit. Während einige Fed-Gouverneure Zinssenkungen noch für den Sommer in Aussicht stellten, warnte Fed-Chef Powell erneut vor zu frühem Optimismus. Das Ergebnis: Die Märkte schwankten zwischen Hoffnung und Skepsis. Immerhin: Die zuletzt rückläufige US-Kerninflation (unter 3 %) liefert erste Argumente für einen geldpolitischen Kurswechsel – aber ob schon im Juli oder erst im Herbst, bleibt offen.
In Europa entspannte sich die Inflationslage etwas: Die Kernrate lag bei 2,3 %, während die Gesamtteuerung im Juni bei glatten 2,0 % stagnierte. Doch der größte Preistreiber bleiben Dienstleistungen – ein Sorgenkind für die EZB, die dennoch an ihrer vorsichtigen Lockerungslinie festhält.
Fazit & Ausblick
Der Juni zeigte: Der Markt ist bereit zu laufen – wenn die Notenbanken nicht stolpern. Gewinner kamen aus Tech, KI und Cyclicals – Verlierer aus defensiven Bereichen, die unter steigenden Zinsen leiden. Der Juli bringt nun die US-Berichtssaison – und die Banken machen wie gewohnt den Auftakt. Kommt es zu positiven Überraschungen, könnte das die Märkte weiter beflügeln. Spannend bleibt, ob die erste Zinssenkung der Fed in diesem Jahr tatsächlich kommt – und wenn ja, ob es ein klassischer ‚Sell the News‘-Moment wird.
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