Die dunkle Seite des Geldes

John Gotti: Der Mafia-Pate von New York

von Melanie Steck

Er liebte das Rampenlicht, maßgeschneiderte Anzüge und nicht zuletzt das Geld. Im Jahr 1986 bestieg Gangster John Gotti als Oberhaupt der Gambino-Familie den Thron der New Yorker Unterwelt und wurde in Folge zum Multimillionär. ZASTER zeigt dir sein Finanzimperium.

Als John Gotti in den 1940er-Jahren in den Straßen von Queens aufwuchs, ahnte er wahrscheinlich noch nicht, dass er eine Tages auf dem Cover der „Times“ als millionenschwerer Mafia-Boss landen würde.

Mit fadenscheinigen Immobiliengeschäften und Müllabfuhr-Unternehmen sowie Raub, Prostitution, Drogenhandel und Morden verdiente er je nach Schätzungen seines ehemaligen Weggefährten Sammy Gravano bis zu 15 Millionen US-Dollar – im Jahr! Weiter erklärt Gravano in seinem Buch „Underboss“, dass die Gambino-Familie unter Gotti regelmäßig einen Jahresumsatz von 500 Millionen US-Dollar erzielte.

Monopoly mit echten Scheinen

Seitdem Aufstieg zum Paten lebte Gotti in Saus und Braus und wurde nicht nur für seine teuren Maßanzüge bekannt: In seinem Buch „The Sinatra Club: My Life Inside the New York Mafia“ erklärt der ehemalige Gangster Paul Polisi, dass Gotti ein leidenschaftlicher Spieler von Monopoly und Scrabble war.

Einst verdonnerte er sogar seine Mitspieler zu einer Runde Monopoly mit echtem Geld. Der Einstieg kostete schlappe 3000 US-Dollar.

Doch auch dem klassischem Glücksspiel wie Poker und Würfeln war er nicht abgeneigt. Er erklärte einmal, dass er jede Nacht mehr als 30.000 US-Dollar zum Zocken ausgeben würde.

In einem einzigen Würfelspiel soll Gotti sogar 60.000 US-Dollar an einem Wurf verloren haben. Ursprünglich beabsichtigte er mit Lotterie-Spielen das Schwarzgeld durch Gewinne rein zu waschen.

Verantwortlich für Luxussanierungen

Besonders unglaubwürdig muss eine Gerichtsverhandlung 1985 abgelaufen sein. Gotti, der Liebhaber von Brioni-Anzügen und Stammgast in New-Yorker Edelrestaurants, sollte für einen Mord zur Verantwortung gezogen werden. Sein Anwalt jedoch beteuerte gegenüber den Richtern, dass Gotti rein gar nichts mit der Mafia zu tun hätte. Stattdessen sei er bloß ein Sanitärunternehmer mit einem Jahresumsatz von 60.000 US-Dollar. Seinen anschließenden Freispruch verdankt er aber nicht seinem Anwalt, sondern den Geschworenen.

Denn Gotti wurde auch für das Schmieren von Richtern bekannt: 1987 zahlte er dem Richter George Pape 60.000 US-Dollar dafür, dass er „nicht schuldig“ abstimmte. Dafür wanderte dieser später für drei Jahre ins Gefängnis; der Mittelsmann zwischen Gotti und Pape verschwand für acht Jahre von der Bildfläche, bis 2000 der Haftbefehl eingestellt wurde…

Aufstieg und Ende des „Teflon-Don“

Schon als Jugendlicher begeisterte sich John Gotti für die Umtriebe der Mafia und wurde früh selbst aktiv. Mit 16 Jahren verließ er als Mitglied einer Gang die Schule und widmete sich daraufhin seiner kriminellen Laufbahn. Diese gipfelte 1986 in der Übernahme des berüchtigten Gambino-Clans, einem Ableger der Cosa Nostra. Gotti selbst gab zuvor den Mord an seinen Vorgänger in Auftrag.

Bekannt wurde er letztlich unter dem Namen „Teflon Don“, da ihm trotz vieler Anklagen und Prozesse bis zu seiner endgültigen Verhaftung 1992 keine Straftat nachgewiesen worden war. Ähnlich wie das Fett an einer Teflon-Pfanne abperlt, verließ Gotti unbeschadet die Gerichtssäle – zur großen Freude der Pressemeute.

Schließlich gelang es dem FBI Gotti mit Hilfe von Tonbandaufnahmen zu überführen, auf denen er Morde anordnete. Er starb 2002 im Alter von 61 Jahren an der Folge seines Krebsleidens im Strafvollzug in Springfield (Missouri). Mit seinem Tod endete die New Yorker Gangster-Ära des 20. Jahrhunderts.


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Melanie Steck