© André François McKenzie / Unsplash
KRYPTO-BOOM

Jetzt in Bitcoin-ETFs investieren?

von Nils Matthiesen

Es ist so weit: Der erste Bitcoin-ETF wird seit einigen Tagen an der Börse gehandelt. Ein Meilenstein für die Kryptowährungsbranche und weitere Fonds könnten bald folgen. Aber was ist an Bitcoin-ETFs so besonders und wäre das auch für dich ein lohnendes Investment?

Beim ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO) handelt es sich um den ersten börsengehandelte Indexfonds auf die Kryptowährung Bitcoin, der in den USA zugelassen wurde. Er schlug ein wie eine Bombe. Bereits am zweiten Handelstag knackte der BITO die Marke von einer Milliarde US-Dollar an verwaltetem Vermögen – ein neuer Rekord. Und auch der Bitcoin-Kurs explodierte und erreichte zur gleichen Zeit ein neues Allzeithoch. Warum der Hype? Vorher hatte die US-Börsenaufsicht SEC Anträge auf Zulassungen von Bitcoin-ETFs beharrlich abgelehnt. Der BITO wurde an der Börse zugelassen, weil er nur indirekt in Bitcoin investiert. Vielmehr basiert er auf Terminkontrakten (Futures), die an die Kryptowährung gebunden sind.

Warum die große Aufregung rund um den Bitcoin-ETF?

Vor allem deswegen, weil der ETF die Anlage in Bitcoin für jedermann stark vereinfacht. So müssen sich Anleger nicht mehr länger mit dubiosen Online-Börsen oder Bitcoin-Wallets herumschlagen, sondern können wie gewohnt über ihre Bank oder ihren Online-Broker Bitcoin kaufen oder verkaufen. Dazu kommt der Sicherheitsaspekt: Man muss seine Bitcoins nicht mehr selbst speichern und verwalten. So gab es schon Fälle, in denen Anlegern aufgrund vergessener Passwörter keinen Zugriff mehr auf ihre Bitcoins hatten. Laut des Kryptowährungsforschungs- und Softwareunternehmens Chainalysis ist das ein großes Problem. So sollen rund 20 Prozent aller Bitcoins verloren gehen oder in verschlossenen Geldbörsen stecken. Beide Faktoren könnten dabei helfen, Kryptowährungen endlich im Mainstream zu etablieren. Bitcoin-ETFs würden das Beste aus zwei beliebten Anlagen kombinieren: die Einfachheit der Investition in einen ETF und das Engagement in der beliebten Kryptowährung Bitcoin.­­

Was bedeutet, der Bitcoin-ETF investiert in Futures?

Der ersten Versuche, Bitcoin-ETFs an die Börse zu bringen, gab es bereits im Jahr 2013.  Doch die Versuche scheiterten stets kläglich. Denn die Börsenaufsicht SEC äußerte immer wieder Bedenken über mögliche Manipulationen und Betrug rund um Produkte, die Bitcoin direkt handeln. Aus diesem Grund verfügt der BITO-ETF über keine Bitcoins. Er hält stattdessen Bitcoin-Futures auf der Grundlage des Bitcoin-Referenzkurses der Chicago Mercantile Exchange. Der Handel mit Futures bedeutet, dass der Bitcoin-ETF Bitcoin nicht direkt handelt, sondern lediglich Vereinbarungen zum späteren Kauf oder Verkauf der Kryptowährung zu einem vereinbarten Preis. Trotz der Zulassung warnte die SEC über Twitter, dass Anleger das „potentielle Risiko und den Nutzen genau abwägen sollten”.

Was unterscheidet den Bitcoin-ETF von anderen ETFs?

Der BITO-ETF funktioniert zunächst einmal ähnlich wie alle anderen ETFs. Aber anstatt aber beispielsweise einen Börsenindex wie MSCI World oder den S&P 500 abzubilden, folgt der BITO-ETF dem Bitcoin-Kurs. Ein großer Unterschied aber: Im Gegensatz zu den meisten anderen ETFs setzt der Bitcoin-ETF nicht auf Diversifikation. Bedeutet: Er verteilt dein Geld nicht auf hunderte Positionen, sondern allein auf Bitcoin. Das bedeutet ein großes Risiko (aber auch eine große Chance). Wenn du beispielsweise einen MSCI-World-ETF im Depot hast, kann es passieren, dass einige dahin enthaltene Unternehmen ein schlechtes Jahr hatten, viele andere dafür aber ein gutes. Im Laufe der Zeit setzen sich aber wahrscheinlich die leistungsstärkeren Unternehmen durch und du profitierst davon. Mit dem BITO setzt du allein auf Bitcoin. Sollte sich eine andere Kryptowährung wie Ethereum besser als Bitcoin entwickeln, hast du dadurch keinen Vorteil. Dazu kommt das der BITO durch den Handel von Futures nicht 1:1 den Bitcoin-Kurs widerspiegelt. Nicht zuletzt fallen die Gebühren von 0,95 Prozent pro Jahr für einen ETF sehr hoch aus. 

Wird der Bitcoin-ETF in Deutschland gehandelt? 

Nein. An deutschen Börsen wird der BITO-ETF nicht gehandelt. Es darüber hinaus unwahrscheinlich, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert. Denn die Regularien für europäische Fonds schreiben vor, dass in einem ETF mindestens fünf verschiedene Werte enthalten sein müssen, um sich Fonds nennen zu dürfen. Wenn du trotzdem unbedingt BITO-Anteile kaufen möchtest, kannst du das nur über ausländische Broker wie eToro oder Lynx erledigen.

Fazit

Das Thema Bitcoin-ETF ist spannend. Vor allem deswegen, weil entsprechende Produkte diese Vermögenswerte für Anleger zugänglicher machen. Allerdings sind die Gebühren (noch) sehr hoch und der Handel in Deutschland nicht möglich. Nicht zuletzt solltest du immer im Hinterkopf behalten, dass es sich bei Kryptowährungen um extrem spekulative Anlagen handelt, bei denen große Kurssprünge nach oben wie auch Totalverlust möglich sind. Daran ändert auch der Bitcoin-ETF nichts. 

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils Matthiesen

Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.