© © Unsplash
Wie „The Wealth of Nations“ die Welt veränderte

Jahrhundertbuch unter dem Hammer!

von Anton Kleihues

Adam Smiths persönliche Erstauflage von „The Wealth of Nations“ aus seiner eigenen Bibliothek soll im Dezember mit einem geschätzten Wert 1.000.000 Euro verkauft werden. Warum ist das Buch so wichtig?

Es waren vor allem die Wintermonate Ende 1775 und Anfang 1776, in denen ein Werk entstand, das die Welt verändern würde. Der renommierte schottische Ökonom Adam Smith ging zu dieser Zeit selten auf Empfänge oder derart Veranstaltungen. Er lebte in London, wo er im Jahr zuvor in den Literary Club gewählt wurde. Hier genossen gelehrte Männer guten Wein und gutes Essen (soweit das in Großbritannien möglich ist) während sie sich über Kunst, Kultur, Philosophie und die Wirtschaft austauschten. Es war die Zeit der Aufklärung und der Industrialisierung. Die westliche Welt, und Europa allen voran, veränderte sich rasend schnell.

Jahrelang hatte Smith sich intensiv mit den wichtigsten Theorien, die sich mit Geld und Reichtum beschäftigten, auseinandergesetzt. „The Wealth of Nations“ war das Ergebnis von siebzehn Jahren Notizen und früheren Werken sowie eine Darlegung von Gesprächen unter damals international führenden Ökonomen über wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen zu Beginn der industriellen Revolution. In diesen Wintermonaten saß er nicht vor der Schreibmaschine, um eine eigene, geschlossene Theorie zu entwickeln und der Nachwelt zu hinterlassen. Sein Ziel war es, die Erkenntnisse zahlreicher liberaler Vordenker zu bündeln und so ein Sammelwerk der bis dato wichtigsten Learnings zu schaffen.

Das Werk sollte später unglaublichen Erfolg feiern und die Grundlage weiterer Forschung legen. Ökonomen, Politiker, Mathematiker, Biologen und Denker anderer Bereiche forschten auf dieser Basis. So beeinflusste das Buch zum Beispiel Karl Marx sowie mehrere Regierungen und Organisationen und legte die Bedingungen für die wirtschaftliche Debatte und Diskussion für die nächsten anderthalb Jahrhunderte fest. Unabhängig vom historischen Einfluss stellte „The Wealth of Nations“ ein Umdenken in der Ökonomie dar. Das Buch bietet die weltweit erste gesammelte Beschreibung dessen, was den Reichtum der Nationen ausmacht. Durch die Reflexion der Ökonomie zu Beginn der industriellen Revolution greift das Buch so weitreichende Themen wie Arbeitsteilung, Produktivität und freie Märkte auf. Dieser Umfang war zuvor nicht gängig.

Wie der horrende Schätzpreis von 1.000.000 Euro für die Originalversion des Werkes bereits nahelegt, ist es auch heute noch eine der am höchsten angepriesenen Wirtschaftslektüren. Das Meisterwerk gilt heute als Pionierarbeit der politischen Ökonomie, die die Entstehung der Ökonomie als eigenständige akademische Disziplin markiert. Nobelpreisträger George Stigler zum Beispiel sagt, das Buch sei „das wichtigste inhaltliche Angebot in der gesamten Ökonomie“ und als Grundlage der Theorie der Ressourcenaufteilung. Er hebt auch Smiths Theorie hervor, die besagt, dass „die Arbeitsteilung durch das Ausmaß des Marktes begrenzt“ ist, was ein „Grundprinzip der Wirtschaftsorganisation“ sei. Auch das Prinzip der „unsichtbaren Hand“ entspringt „The Wealth of Nations“. Es beschreibt die unbewusste Förderung des Gemeinwohls, wenn alle Akteure an ihrem eigenen Wohl orientiert sind.



Die erste Kopie von Smiths Meisterwerk war eine von zwei Exemplaren, die er in seinen Regalen aufbewahrte. Das andere Stück war zuletzt 1959 auf einer Auktion erschienen, gilt aber inzwischen als verloren. Julian Wilson, Buchspezialist bei Christie’s, der das Buch am 12. Dezember in London versteigern wird, sagt, „The Wealth of Nations“ sei einer der wichtigsten Titel im westlichen Denken. Christie’s weigert sich, den Verkäufer des Werkes zu benennen, sagte aber, es sei ein europäischer Sammler, der es vor etwa 20 Jahren erworben habe.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.