EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Jackson Hole, Stephenville und Barkley Cove

von Zaster Redaktion

ZASTER-Kolumnist Volker Schilling analysiert auch in dieser Woche wieder das Geschehen auf den Finanzmärkten.

Jackson Hole

Die 11.000 Einwohner zählende US-Kleinstadt am Fuße der Rocky Mountains im Bundestaat Wyoming erfährt einmal im Jahr internationale Aufmerksamkeit. Genau dann, wenn sich die führenden Notenbanker dort zum Austausch über ihre nächsten monetären Maßnahmen treffen. Diese Woche ist es mal wieder soweit und alle Augen richten sich auf US-Notenbankchef Jerome Powell, der den Takt vorgibt und EZB-Chefin Christine Lagarde, die folgt. So provinziell der Ort, desto weitreichender die Botschaft an die globale Wirtschaft: Die US- Notenbank wird die steigende Inflation mit kräftigen Zinsanhebungen bekämpfen. Zur nächsten Zinssitzung der US-Notenbank am 21. September rechne ich mit weiteren 0,75% Anhebung. Jerome Powells Worte zeigen zum einen den starken Willen zur Inflationsbekämpfung, als auch die Flexibilität auf sich veränderte Zahlen zu reagieren. Damit sollte der US-Aktienmarkt gut leben können. Ganz anders bei Frau Lagarde, die zu spät, zu schwach und zu langsam reagiert und damit den Euro massiv schwächt und in Folge dessen die importierte Inflation weiter antreibt. Ein schwacher Euro befeuert für uns die Teuerung internationaler in Dollar gehandelter Güter weiter. Dieses Agieren ist so provinziell wie der Ort des Notenbankertreffens selbst. Ganz anders diese Woche in diesem beschaulichen Städtchen:

Stephenville

Es leben mit circa 6.600 Einwohnern zwar noch etwas weniger Menschen in der kanadischen Kleinstadt als in Jackson Hole, aber die positive Nachricht, die Bundeskanzler Olaf Scholz und Kanadas Premierminister Justin Trudeau aus dem kleinen Ort in Neufundland senden, soll Millionen von Deutschen bei ihrer zukünftigen Energieversorgung helfen. Stephenville war in der Vergangenheit einer der Notlandeplätze des Space Shuttles. Diese Woche wurde es erneut Notlandeplatz für deutsche Politiker, auf der Suche nach neuen Energien. Ab 2025 sollen von dort aus Tanker, gefüllt mit grünem Wasserstoff, den Hafen verlassen und Deutschland beliefern. Für die Produktion des (Wasser-)Stoffs, aus dem die Träume sind, fehlen aber bisher noch die Windkraftanlagen und die Produktionsstätten. Bleibt zu hoffen, dass im kanadischen Stephenville die Großbauprojekte schneller genehmigt und gebaut werden als im deutschen Schönefeld. Nicht dass sich noch eine seltene Flusskrebsart in den Fjorden vor Stephenville findet, deren Gesang als schützenswert gilt. Apropos:

Barkley Cove

Den kleinen US-Ort Barkley Cove in North Carolina werden sie bei Google Maps vergeblich suchen. Er ist ein fiktiver Ort im Buch „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens. Jenem Spiegel-Bestseller Erfolgsroman, dessen Verfilmung derzeit in unseren Kinos läuft. Und wer auf eine Mischung von Außenseitern, Krimi und Justizdrama steht, der wird hier fündig. Barkley Cove ist jener bigotte Ort, an dem man Andersdenkende missachtet und verstößt. Ein Ort wie das Unternehmen Twitter, welches seinen Whistleblower (zu Deutsch: Hinweisgebender/ früher: Petze) nicht nur verstoßen hat, sondern auch unter den Whistleblowerschutz der US-Börsenaufsicht gestellt werden musste. Kein geringerer als der ehemalige Sicherheitschef Peiter Zatko erhebt schwere Vorwürfe über gravierende Sicherheitsmängel beim Kurznachrichtendienst. Auch hier droht es zu einem Krimi und Justizdrama zu werden. Dies könnte wiederum Elon Musk in die Hände spielen, der nach dem Rücktritt vom Twitterkauf damit weiteres juristisches Material erhält. Und das findet dann im realen Leben statt und nicht in der fiktiven Welt der Literatur. Bleiben Sie belesen.

Ihr Volker Schilling

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Zaster Redaktion
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