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Sorgenkind Inflation

Inflationsalarm: Raus aus Aktien?

von Nils Matthiesen

Trotz der vielen Inflationsschlagzeilen bewegen sich DAX, Dow Jones und andere Leitindizes in der Nähe ihrer Allzeithochs. Wie passt das zusammen? Theoretisch müsste der zunehmende Inflationsdruck die Gewinne der Unternehmen drücken und für negative Aussichten sorgen. Bislang scheint das aber nicht der Fall zu sein. Bislang herrscht an der Börse Sonnenschein. Doch hält dieser Trend an? Oder sorgt die Kombination aus steigenden Preisen, wachsenden Staatsausgaben und einer nicht enden wollenden Pandemie letztlich doch für einen Abwärtstrend?

Historisch betrachtet: Inflation vs. Börse

Sollte die Inflation auf dem derzeitig hohen Niveau bleiben oder sogar weiter ansteigen, könnte dies eine Risiko für den Aktienmarkt darstellen, so die gängige Meinung. Aus historischer Sicht gibt es dafür allerdings wenig Belege. In vielen Jahren mit hoher Inflation entwickelten sich die Börsen ganz im Gegenteil hervorragend. Generell haben sich die Aktienmärkte in Zeiten hoher Inflationsraten gut behauptet. Natürlich fällt die Rendite mit hoher Inflation unterm Strich niedriger aus, aber offenbar scheint die Börsen das Thema nicht so sehr zu tangieren. Nüchtern betrachtet ergibt das aus der Perspektive der Unternehmen Sinn: Die höheren Produktionskosten lassen sich schließlich einfach durch höhere Preise an die Kunden weitergeben – dadurch entsteht Inflation letztendlich. Dazu kommt: Aktien, also Beteiligungen an Unternehmen, gelten als Sachwerte. Somit steigt der Wert von Unternehmen somit automatisch im Inflationsumfeld. 

Inflation tangiert nicht alle Aktien gleich

Die Inflation trifft aber in der Regel nicht alle Aktien gleich hart. Sogenannte Value-Aktien profitieren eher von der Inflation, während Growth-Titel tendenziell schlechter abschneiden. Dazu musst du wissen: Bei Growth-Aktien (Wachstum-Aktien) handelt es sich um Anteile von Unternehmen, die idealerweise eine glorreiche Zukunft vor sich haben, also jede Menge Wachstumspotential bieten. Während hinter Value-Titeln (Wert-Aktien) vielmehr bewährte Unternehmen mit konstanten Renditen stehen. Dazu zählen Konzerne, die mit starken Marken seit vielen Jahrzehnten auf dem internationalen Markt erfolgreich sind und in der Lage sind, die höheren Preise bei ihren Kunden durchzusetzen. Da hohe Inflationsraten zudem nicht rund um die Welt gleichzeitig auftreten, sind große, global agierende Unternehmen besser gewappnet. Gewinnrückgänge in dem einen Teil der Welt lassen sich an anderen Orten kompensieren. Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs produzieren, vertreiben oder verkaufen, schneiden in inflationären Zeiten ebenfalls oft gut ab. Selbst bei knapper Kasse werden die meisten etwa weiter Toilettenpapier, Medikamente und Lebensmittel kaufen (müssen). Aber sie werden vielleicht weniger bereit sein, Geld in teuren Urlaub oder anderen Luxus zu stecken. Typische Beispiele für solche Unternehmen sind Amazon, Procter & Gamble, Apple, Microsoft und Johnson & Johnson. 

Warum für Growth-Aktien Inflation ein größeres Problem darstellt? Da die Notenbanken die Leitzinsen in Folge anhaltender Inflation irgendwann anheben müssen, wird es für kleine Unternehmen teurer und schwieriger, an frisches Geld zu gelangen. 

Inflation: Weiter sparen

Falls du also bereits in einen Sparplan auf Basis solider ETFs oder Fonds investierst, spricht wenig dagegen, damit weiterzumachen. Allein seit Oktober 2020 hättest du damit ein zweistelliges Plus eingefahren, also weit mehr als die Inflationsrate. Auch langfristig ist das die beste Lösung. Seit seiner Einführung 1988 ist beispielsweise der deutsche Leitindex DAX durchschnittlich um 11 Prozent gestiegen. Die Inflationsrate lag in dieser Zeit niemals auch nur annähernd so hoch.

Fazit

Aktien sind die beste Anlageform in Zeiten hoher Inflation. Hier ist dein Geld auf jeden Fall besser geschützt als auf Spar- und Tagesgeldkonten oder in Lebensversicherungen. Diese werden, solange die Zinsen niedriger als die Inflationsrate ausfallen, faktisch entwertet. Steigende Preise können bei starken Value-Unternehmen sogar zu steigenden Unternehmensgewinnen führen, was wiederum gut für den Aktienkurs ist.

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Nils Matthiesen
Nils Matthiesen

Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.