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SICHERER HAFEN GOLD

Inflation: Jetzt in Gold investieren?

von Nils Matthiesen

Menschen lieben Gold. Aber taugt das faszinierende Edelmetall auch als Absicherung gegen die Inflation?

Der Goldpreis scheint wieder neue Höhen zu erklimmen. Zumindest kennt er seit mehreren Wochen nur eine Richtung: nach oben. Weitere Kurssprünge sind nicht auszuschließen. Schließlich machen Themen wie Inflation und Geldflut den Kauf des Edelmetalls attraktiver, da dieses sich nicht so einfach vermehren lässt. Zudem gilt Gold generell als grundsolide Anlage für Krisenzeiten. Doch ist das tatsächlich der Fall? 

Logisch ist, dass Sachwerte in Inflationszeiten ihren Wert behalten. Anders ausgedrückt: Der Goldpreis steigt im Gleichschritt mit der Inflation. Dieser Aspekt trägt zweifellos dazu bei, dass das Edelmetall einen guten Ruf als Inflationsabsicherung genießt. Das gilt aber für Sachwerte allgemein. Unabhängig davon ist Gold kein guter Inflationsschutz. 

Startet Gold bei Inflation stets durch?

Das Gold nicht automatisch bei Geldentwertung durchstartet, offenbart zumindest der Blick in die Vergangenheit. Demnach schneidet Gold in Zeiten von Inflation nicht besonders gut ab, die historischen Daten zeigen vielmehr eine durchwachsene Bilanz. 

1980 bis 1984: In diesem Zeitraum lag die Inflationsrate in den USA im Schnitt bei 6,5 Prozent. Der Goldwert sank gleichzeitig um rund 10 Prozent pro Jahr.  

1988 bis 1991: In diesen Jahren betrug die Inflationsrate rund 4,6 Prozent, Gold verlor durchschnittlich 7,6 Prozent.

1973 bis 1979: Die große Zeit der Goldgewinne. Die Inflation lag im Schnitt bei 8,8 Prozent und Gold legte um 35 Prozent zu.  

Die gemischte Bilanz weist darauf hin, dass eine hohe Inflationsrate über einen längeren Zeitraum nicht automatisch einen Kursanstieg bei Gold bewirkt – auch das Gegenteil kann der Fall sein. Gold könnte man also als eine Art 1:1-Inflationsabsicherung bezeichnen. Es sichert sich selbst ab, bietet aber keine Absicherung für andere Anlagen, da es zu Inflationszeiten nicht automatisch überproportional an Wert gewinnt.

Aktien historisch besser als Gold

Unabhängig davon erweist sich die historische Performance im Vergleich zu Aktien als dürftig. Diese Aussage gilt für alle Zinsumfelder und das trotz des legendären Status als Absicherung gegen Inflation. So verteuerte sich Gold in den letzten 30 Jahren um rund 400 Prozent, während der Börsenleitindex S&P 500 im gleichen Zeitraum um über 1.100 Prozent zulegte. Dabei waren die letzten 20 Jahre für Gold historisch die besten. Für den Aktienmarkt lässt sich das angesichts der vielen Krisen nicht ohne Weiteres behaupten. 

Fazit

Unterm Strich ist und bleibt Gold eine schwierige Anlage. Bietet es sich zur Risikostreuung (Diversifizierung) an? Sicher. Lässt es sich es als eine Art Währung betrachten? Klar. Aber sichert es dich gegen Inflation ab und bietet eine langfristige Anlagealternative zu Aktien? Eher nicht.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.