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IMMOBILIENWISSEN

Immobilienkauf: Kosten, die du nicht vergessen darfst

von Nils Matthiesen

Ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung zu kaufen scheint auf den ersten Blick oft nicht so teuer zu sein. Gut möglich, dass die monatlichen Raten für die Finanzierung günstiger ausfallen als vergleichbare Mieten. Entscheidend ist aber, dass du sämtliche Kosten mit einbeziehst. Denn jeder seinen Teil vom Kuchen abhaben – etwa Makler, Fiskus und Grundbuchamt.

Gleichzeitig mit den günstigen Zinsen haben zudem der Staat und Notare ihre Gebühren zum Teil kräftig erhöht. Vor allem die Steuersätze bei der Grunderwerbsteuer langen einige Bundesländern richtig zu, vor allem NRW, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Thüringen und das Saarland, wo jetzt stolze 6,5 Prozent vom Kaufpreis zu zahlen sind. Eine Übersicht der Grunderwerbssteuersätze aller Bundesländer, findest du hier.

Kosten, die du auf dem Zettel haben musst

Notar / Grundbucheintrag: Die Notargebühren belaufen sich auf ca. 1,5 Prozent des Kaufpreises, davon etwa 1 Prozent Notarkosten und 0,5 Prozent Grundbuchkosten.

Grunderwerbssteuer: Der Staat will gerne ein Stück vom Kuchen abhaben und verlangt abhängig vom Bundesland bis zu 6,5% vom Kaufpreis.

Vorschusszinsen für Baukredit: Der Bau oder die Renovierung verzögert sich und du kannst noch nicht einziehen? Zinsen fürs Darlehen musst du trotzdem schon aufbringen, und zwar nicht zu knapp.

Eigene Immobilie: Alles wird teurer

Aber diese Kosten sind den meisten bekannt. Manch einer staunt erst nach dem Einzug: Rechnungen, die man als Mieter nie zu Gesicht bekam, landen auf einmal regelmäßig im Briefkasten. Und bekannte Posten fallen plötzlich spürbar höher aus. So steigen beispielsweise mit der Wohnfläche die Heizkosten. Auch die Stromrechnung fällt in der Regel deutlich höher aus, da in einem Haus ganz andere und meist auch viel mehr Geräte zum Einsatz kommen, etwa von der Haustechnik. 

Obendrein erhöht sich die Hausratversicherung und eine Gebäudeversicherung kommt hinzu. Die Kommune möchte auch gerne etwas an dir verdienen, beispielsweise durch Müll- und Abwassergebühren. Aufregend wird auch der erste Grundstückssteuerbescheid. Denn im Vorfeld den genauen Betrag zu berechnen, ist im Prinzip nicht möglich. Spannend wird es auch, wenn Bagger auf der Straße auftauchen. Denn was viele nicht wissen:  Wird beispielsweise die Straßenbeleuchtung erneuert oder der Straßenbelag erneuert, werden die angrenzenden Grundstückseigentümer gerne zur Kasse gebeten. Die geforderten Beträge können in die Tausende gehen – zahlbar sofort.

Und wenn du das erste Mal in deinem Leben einen Garten hat, wirst du ebenfalls überrascht sein, was Pflege und Instandhaltung kosten (wenn du das nicht alles selbst erledigst). Nicht zu vergessen die Kosten für unverhoffte Reparaturen und Wartungen (Heizung, Schornsteinfeger, Pumpen etc.). Bei den Ausgaben wird es definitiv nie langweilig – das steht fest.

Laufende Kosten, die du auf dem Zettel haben solltest

Grundsteuer: Dafür, dass du eine Immobilie besitzt, musst du ebenfalls Steuer zahlen. Wie viel? Schwer zu sagen, die Berechnung ist kompliziert.

Abwassergebühren: Du zahlst dafür, dass es regnet. Schließlich muss das Wasser abtransportiert, also Rohrleitungen gebaut und instandgehalten, sondern auch moderne Klärwerke errichtet und unterhalten werden. 

Versicherungen: Eine Gebäudeversicherung ist Pflicht. Ebenfalls nicht billig. Die Hausratversicherung gilt es gegebenenfalls anzupassen.

Rücklagen: Die Heizung ist kaputt? Oder es gibt einen Wasserschaden? Für solche Fälle solltest du monatlich Rücklagen schaffen.

Schornsteinfeger / Wartung: Heizung, Pumpen, Fenster, Türen, Schornstein – will alles jährlich vom Fachmann gewartet werden, sonst fallen Reparaturen noch viel teurer aus. Handwerker sind teuer.

Spezialfall: Kosten für Wohnungskäufer

Möchtest Du eine Wohnung kaufen, solltest du dich zudem mit besonderen Gepflogenheiten vertraut machen.  So trittst du durch den Kauf automatisch einer Eigentümergemeinschaft bei. Sinn dieser Veranstaltung ist, gemeinsam für die Instandhaltung und Pflege der gesamten Immobilie zu sorgen. Bei der Eigentümerversammlung diskutierst du dann gemeinsam mit den anderen Eigentümern welche Investitionen anstehen. Wenn hier beispielsweise mehrheitlich beschlossen wird, Wandfarbe aus Blattgold aufzutragen oder einen Springbrunnen im Eingangsbereich zu bauen, musst du das mittragen – ob dir es gefällt oder nicht. 

Überdies musst du monatlich ein Hausgeld aufbringen, durch das Rücklagen gebildet und laufendende Kosten wie Reinigung, Müllentsorgung, Hausmeister und Versicherungen bezahlt werden. Das summiert sich locker auf mehrere Hundert Euro pro Monat. Es gilt die Faustregel, dass im Vergleich zu Mietern Eigentümer ungefähr 20 bis 30 Prozent höhere Wohnnebenkosten zu tragen haben. Tipp: Checke vor dem Kauf einen Blick in den sogenannten Wirtschaftsplan. Dadurch weißt du a) wie hoch das Hausgeld ausfällt und b) ob größere Investitionen geplant sind.

Das Wohngeld betrifft allerdings nur die Gemeinschaftsflächen. Wenn in deiner Wohnung etwas kaputtgeht, gibt es keinen Vermieter mehr, der sich um das Problem kümmert. Wenn ein Fenster klemmt oder die Wann undicht ist, musst du einen Handwerker beauftragen und die fällige Rechnung begleichen. Du wirst erstaunt sein, wie teuer das sein kann. Idealerweise hast du für solche Geschichten Geld zurückgelegt, mindestens 100 Euro pro Monat. 

Die große Unbekannte: Anschlussfinanzierung

Aktuell stehen die Zinsen für Immobilienfinanzierungen (noch) historisch niedrig. Doch wie es in zehn oder fünfzehn Jahren aus, wenn die nächste Finanzierungsrunde ansteht? Zwar gehen die meisten Experten von gleichbleibenden Zinsen aus und ein starker Zinsanstieg scheint unwahrscheinlich. Doch genau weiß das keiner. Wie sieht es aber aus, wenn bei der Anschlussfinanzierung die Zinsen bei zwei, drei oder mehr Prozent stehen? Dann verdoppeln oder verdreifachen sich deine monatlichen Raten möglichweise. 

Fazit

Der Traum von der eigenen Immobilie ist teurer, als du vielleicht denkst. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich ein Kauf nicht lohnt. Aber unabhängig von den Kosten rund um die Finanzierung solltest du mit empfindlich höheren Nebenkosten kalkulieren.  

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.