Fashion und Geld

Ich hab‘ was anzuziehen!

von Carola Tunk

Ein Animagus ist ein Zauberer, der sich in ein Tier verwandeln kann. Wie die Figuren in Harry Potter die Gestalt eines Wolfes oder einer Katze anzunehmen klingt verlockend, aber mit ein paar neuen Kleidern wären die meisten schon zufrieden. Oft gibt uns Fashion das Gefühl ein neuer Mensch zu sein. Paradoxerweise macht der ständige Fashion-Konsum nicht glücklicher. Zumal bekannt ist, auf wessen Kosten die gedankenlosen Shopping-Touren gehen.

Unfaire Arbeitsbedingungen, Ressourcenverschwendung, Materialismus – alles triftige Gründe, die gegen Fast Fashion sprechen. Oft hängen unsere hektisch von der Stange gerissenen Klamotten monatelang ungenutzt im Schrank. Manchmal fällt uns ein Shirt in die Hände, bei dem wir vergessen haben, dass wir es besitzen. Eine Lösung für den alltäglichen Fashion-Struggle: Kleidung mieten statt kaufen.

Was erst einmal nach Kostüm-Verleih klingt ist Trend: Parallel zur Veganbewegung ist ein Bedürfnis nach nachhaltigem Umgang mit Kleidung entstanden. Unter dem Hashtag #SlowFashion sind über 2,2 Millionen Posts auf Instagram zu finden.

Robina von Stein hat den Hype zum Geschäft gemacht. Sie hat RE-NT gegründet – eine Sharing-Plattform, auf der Labels ihre Kollektionen vermieten können. Zwischen 10 und 20 Prozent des Kaufpreises zahlen die Kundinnen des Kleider-Verleihs. Endlich wird der Traum von einem Versace-Dress wahr.

Von Stein setzt in punkto Nachhaltigkeit noch einen drauf: Die selten getragenen Pieces im heimischen Kleiderschrank können in der Vintage-Sektion der Plattform verliehen werden.

Anzüge sind teuer. Meist hängen sie jahrelang im Schrank und werden nur zu besonderen Anlässen getragen. Der japanische Herrenausstatter Aoki bietet seinen Kunden daher ein Suitcase inklusive Jacket, Hose, Hemd und Krawatte zur Miete an. Bei XUITS gibt’s für den feinen Herr auf Zeit einen Anzug für 3 Tage. Mit 128 Euro Leihgebühr deutlich günstiger als gekauft.

Sharing-Modelle haben viel Potenzial im Modebusiness.

Iiiiih, Klamotten von fremden Menschen?
Wer um Hygiene besorgt ist, darf beruhigt sein: Die geliehene Kleidung wird professionell gereinigt und ist gegen Verschmutzungen und kleine Schäden versichert.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“