© Volker Schilling
Euro, Dollar, Schilling

Halligalli, Klimbim, Schwuppdiwupp

von Volker Schilling

ZASTER-Kolumnist Volker Schilling analysiert auch in dieser Woche wieder das Geschehen auf den Finanzmärkten.

Halligalli

Zum Jahresende geht es um das Yin und Yang der Börse und des Lebens. Also um die Beziehung polar entgegengesetzter und dennoch aufeinander bezogener Prinzipien, die sich nicht etwa bekämpfen, sondern ergänzen. So gibt es keinen Anfang ohne ein Ende, keinen Kurs ohne Käufer und Verkäufer, kein Leben ohne den Tod. Zwischen Leben und Tod findet das Halligalli unserer Existenz statt. Welches insbesondere dann seine Würdigung findet, wenn wir verschieden sind. So wie Dr. Wolfgang Schäuble, der 1942 in Freiburg im Breisgau geboren wurde und diese Woche verstarb. Als Freiburger ist es mir wichtig zu erwähnen, dass er einer der Vertreter der „Freiburger Schule“ war. Jener Politikwissenschaft, die zugleich an einer funktionsfähigen und menschenwürdigen Wirtschaftsordnung, wie an einem liberalen und wettbewerbsfähigen Staat interessiert war. Zu dessen Prinzipien zählen ein funktionsfähiges Preissystem, Preisstabilität, Offenhaltung von Märkten, Privateigentum, Vertragsfreiheit, Haftungsprinzip und der Vorhersehbarkeit und Stetigkeit der Wirtschaftspolitik. Man könnte fast meinen, dass mit Schäubles Tod auch diese Prinzipien in der deutschen Politik verstorben sind. Wenn Sie sich gute Vorsätze für das neue Jahr nehmen möchten, dann informieren Sie sich bitte über die Freiburger Schule und ihre Inhalte. Prinzipien, die wir dringend benötigen, um dem aktuellen Klimbim zu entkommen. 

Klimbim

Wolfgang Schäuble ist nicht der Einzige, der uns zum Jahresende verlassen hat. Auch Schauspielerin Ingrid Steeger ist verstorben. Die Jungen werden sie kaum noch kennen, aber für mich war sie ein Teil meiner Kindheit, die sie mit jeder Menge Klimbim versüßt hat. Und auch wenn beide kaum gegensätzlicher sein könnten, so teilten sie ein dramatisches Leben mit Höhen und Tiefen. Apropos Höhen und Tiefen. An der Börse verlässt der Dax das Jahresende nahe an seinem Hoch und gestartet ist er genau vor einem Jahr bei knapp unter 14.000 Punkten auf dem Jahrestief. Wer hätte das erwartet bei all den Kriegen, Krisen und Katastrophen? Im Frühjahr hatte ich in meinem Interview für das Börsenradio zumindest darauf hingewiesen: „Der Dax ist ein gewaltiger Outperformer!“ Deutsche Aktien sind aus meiner Sicht weiterhin günstig zu haben, weshalb ich auch für 2024 mit neuen Höchstständen an der Börse rechne. Hopplahopp werden die Börsenpessimisten darauf mit neuen Crashszenarien reagieren und ratzfatz wird die erste Korrektur dann wieder als das Anfang vom Ende angesehen. Wechseln wir lieber ruckzuck das Thema: 

Schwuppdiwupp

„Deutschland sollte nicht versuchen, wie Amerika zu sein.“ Dieses Zitat stammt von Jeff Kornblum, dem ehemaligen US-Botschafter in Deutschland, der ebenfalls diese Woche von uns gegangen ist. Zumindest in der Geldanlage bin ich da deutlich anderer Meinung. Deutschland und seine Sparer sollten endlich versuchen, mehr in Kapitalmärkte zu investieren, so wie es die Amerikaner tun. Stattdessen kam diese Woche die Meldung, dass wieder mehr in Sparbücher und Festgelder investiert wird. Manchmal wünscht man sich doch mehr Yang und weniger Yin. Ihnen, meine Leser und Leserinnen, wünsche ich einen guten Abschluss des alten Jahres und einen noch besseren Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie mir gewogen. Ich verspreche Ihnen, dass es auch im neuen Jahr jede Menge Rambazamba in meiner Kolumne geben wird.

Ihr Volker Schilling

image_print
ein Artikel von
Volker Schilling
Volker Schilling

Volker Schilling ist Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG und Asset Manager bei Der Zukunftsfonds. Er ist regelmäßig gefragter Experte für Fernsehsender (n-tv, Bloomberg, ARD Börse) und viele andere Medien. In seiner ZASTER-Kolumne „Euro, Dollar, Schilling“ blickt er jeden Freitag auf die wichtigsten Themen des Finanzmarkts zurück.