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KRYPTOWÄHRUNGEN

Gibt es eine Zukunft für Terra (Luna)? 

von Theresa v. Rehlingen-Prinz

Luna (LUNA) und TerraUSD (UST) sind zwei native Token des Terra-Netzwerks, ein Blockchain-basiertes Projekt, das von Terra Labs in Südkorea entwickelt wurde. Die Terra-Blockchain basiert auf Cosmos SDK, einem Framework, das Entwicklern ermöglicht, benutzerdefinierte Blockchains zu erstellen und ihre eigenen dezentralen Anwendungen für verschiedene Anwendungsfälle auf Terra aufzubauen. Derzeit umfasst das Terra-Ökosystem mehr als 100 erstellte Projekte. Dazu gehören Non-Fungible Token (NFT) Sammlungen, dezentralisierte Finanzplattformen (DeFi) und Web-3-Anwendungen. 

Was ist passiert?

Da es sich bei UST um einen algorithmischen Stablecoin handelt, hinter dem die Luna Foundation steht, war die Stabilität an den US-Dollar geknüpft. Diese Stabilität wird dadurch erreicht, dass soviel UST geschaffen wird wie Luna verbrannt wird. Der Abwärtstrend begann, als Arbitrage-Gewinne verkauft wurden und zwischen UST und Terra LUNA das Gleichgewicht nicht mehr haltbar war. Um den Coin zu stabilisieren, wurden immer mehr Terra LUNA produziert. Als dann die ersten Warnsignale kamen, verkauften Anlegerschwärme ihre Bestände. Während der Kurs unter einen US-Dollar fiel, schritt die Luna Foundation ein, schaltete ihr Ökosystem kurzzeitig ab und liquidierte ihre Bitcoin Reserven. Durch diesen Verlauf wurde nicht nur das Vertrauen in das Terra-LUNA Netzwerk, sondern auch in Stablecoins massiv auf die Probe gestellt. 

Erwähnenswert ist zudem, dass der Bitcoin-Kurs einen erheblichen Einfluss auf den gesamten Markt hat. Bitcoin ist der wichtigste Kurstreiber für Kryptowährungen, das heißt, wenn er steigt, steigen in der Regel alle anderen Kryptowährungen mit. Aufgrund des geringen Angebots und der wachsenden Akzeptanz wird Bitcoin wahrscheinlich nach dem gegenwärtigen Abwärtstrend langfristig weiter steigen. Eine nennenswerte Steigung wird aber erst voraussichtlich in 2024 stattfinden, wenn wieder ein Halving stattfindet. Halving bedeutet, dass die Belohnung für die geschürften Blocks halbiert wird, was konkret bedeutet, dass Miner 50 Prozent weniger Bitcoins für die Verifizierung der Transaktionen erhalten. Bitcoin-Halving passiert alle 210.000 Blöcke – ungefähr alle vier Jahre – bis die Höchstzahl von 21 Millionen Bitcoins erreicht wird. Es wird erwartet, dass dies auch den Preis von LUNA in der Zukunft weiter nach oben treibt.

Der Binance CEO Changpeng Zhao meldete sich dazu über einen Twitter Thread zu Wort, in dem er die Spekulation von Usern, er wäre an Luna’s zweiter Fundraising Runde beteiligt und besäße UST Coins, zurückwies.

Auch forderte er mehr Transparenz in Form von spezifischen On-Chain-Transaktionen (txids) aller Fonds: „Sich auf die Analyse von Dritten zu verlassen, ist weder ausreichend noch genau. Das ist das Erste, was hätte passieren müssen.“ 

Anfang letzter Woche teilte dann Terra-Gründer Do Kwon seinen zweiten Revival-Plan für sein kollabiertes Netzwerk mit. Darin sprach der Südkoreaner sich für eine Hard Fork aus. Das heißt, dass die “alte” Chain den Namen Terra Classic tragen soll, während die neue Chain weiterhin unter Terra operiere. Außerdem sollte der Fokus des Projekts auf DeFi-Anwendungen verlagert werden und sich vom gescheiterten Stablecoin UST trennen à #terrraismorethanust. 

Die Terra-Community reagierte unbegeistert. Es nahmen bisher über 7.000 User an der Abstimmung teil. Dabei lehnten 91 Prozent (!) der Stimmen den Vorschlag ab. Am darauffolgenden Samstag wich Kwon von seinem ursprünglichen Plan ab und gab öffentlich am Samstag eine Verbrennungsadresse für LUNA bekannt. 


Gerüchte über Insider trading 

Am 16. Mai 2022 spekulierte ein User, dass die Marktstabilisierungsfonds-Insidern die Auszahlung von Bitcoin zum Nennwert ermöglichten. In einem Twitter-Thread legte die Luna Foundation Guard (LFG) dar, wie die Gelder eingesetzt worden seien, um die Vorwürfe zurückweisen zu können. Die Informationen dort ließen darauf schließen, dass sie ausgewählten Gegenparteien erlaubt hatten, ihre UST gegen USDT, Bitcoin (BTC), USDC und aus der LFG-Schatzkammer zu tauschen. Bei Tausch am 8. Mai 2022 verkaufte LFG 26.281.671 USDT und 23.555.590 USDC für insgesamt 50.200.071 UST.

Am noch selben Tag transferierte die LFG 52.189 BTC, um mit einer Gegenpartei zu handeln. Zuzüglich eines Überschusses von 5.313 BTC bekamen sie dafür 1.515.689.462 UST zurück. Die Vorwürfe sind derzeit reine Spekulation. Bekannt ist nicht, welche Gegenparteien ihre UST ausgetauscht haben. Einige namhafte Investoren haben Terra Luna in der Vergangenheit unterstützt. Dazu gehören unter anderem Pantera Capital, Galaxy Digital Holdings Ltd., Lightspeed Venture Partners, Jump Crypto und Three Arrows Capital. 

Fazit 

LUNA muss sich jetzt vor allem mit dem Problem des Anlegervertrauens in das Netzwerk auseinandersetzen. Während Terra eine Layer-1-Blockchain ist, die für viel mehr als nur die Ausgabe stabiler Münzen verwendet wird, waren die Stablecoins ihr größter Werttreiber. Ob der UST seine Stellung zurückgewinnt oder nicht, wird sich langfristig auf den Wert von LUNA auswirken. Zusätzlich steht noch offen, ob das Vertrauen der Investoren und Entwickler in Terra als Blockchain der Wahl für dezentrale Anwendungen noch vorhanden sein wird, wenn der UST sich nicht erholt.

Sollte der Glaube an das Netzwerk aber zurückkehren, dann hätten alle bullischen LUNA-Preisprognosen eine valide Grundlage. Investoren zeigten sich nämlich widerstandsfähig und der Preis hat sich von seinen jüngsten Tiefstständen um fast 1000% (!!!) erholt. Aus diesem Grund liegt die LUNA-Preisprognose vieler für 2022 bei 1 US-Dollar. Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass LUNA bis 2030 auf 10 US-Dollar steigen kann, sollte das Vertrauen der Anleger in die Terra-Blockchain wieder das Niveau von vor dem Zusammenbruch erreichen.  

ein Artikel von
Theresa v. Rehlingen-Prinz
Theresa ist Kommunikationstrategin und Texterin. Davor arbeitete sie national und international im Venture Capital Bereich. Nebenbei beschäftigt sie sich auch viel mit weniger prominenten Alternativanlagen wie z.B. Kryptowährungen.