Von Mäusen und Münzen

Kröten, Kohle, Mäuse: Woher kommen unsere Bezeichnungen für Geld?

von Roland Roedermund

Abgesehen von Brötchen oder Geschlechtsteilen gibt es wenig alltägliche Dinge, die wir so enthusiastisch mit vielen verschiedenen Begrifflichkeiten versehen wie Geld. Aber wie kamen die Kröten, Piepen, Mäuse und – ja – der Zaster eigentlich in unseren Sprachgebrauch?

Mäuse / Moos

Beide Bezeichnungen entstammen dem hebräischen Wort „mâôth“. Es bedeutet „Münze“. Europäische Juden im Mittelalter sprachen das Wort anders aus – statt „ma-ot“ nämlich „ma-os“, und daraus haben sich die Wörter Moos und Mäuse entwickelt. Ah, und: Feldmäuse haben ja auch eine ähnliche Farbe wie Münzen, oder?

Auch die Ausdrücke Kies (von „kis“: Tasche) oder Reibach (von „rebabah“: Gewinn) sind Beispiele für umgangssprachliche Finanzbegriffe, die aus dem Hebräischen stammen. Da den Juden im christlichen Europa lange kaum andere Erwerbsquellen als Handel und Geldleihe erlaubt waren, ist es kein Wunder, dass sie auch die deutsche Sprache dementsprechend inspirierten.

Piepen

Klingt irgendwie schon nach „arm, aber sexy“, oder? Piepen ist vermutlich auch eine Berliner Abkürzung für den dort geborenen Begriff „Piepmatz“ – wegen des Adlers auf den Münzen!

Kröten

Im Deutschen gibt es viele Wörter, die ursprünglich Verballhornungen oder Fehl- oder Weiterdeutungen aus anderen Sprachen sind. Daher ist es möglich, dass diese Bezeichnung vom Bild der Schildkröte auf altgriechischen Münzen stammt – aber wahrscheinlicher ist es sogar, dass es sich um eine Veralberung des niederdeutschen Wortes „Grote“, dem Groschen, handelt.

Kohle

Das gefühlt das am meisten verwendete Synonym. Laut dem „Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache“ geht das auf eine alte deutsche Redewendung des 18. Jahrhunderts zurück: „Der Schornstein muss rauchen!“ – bedeutet: Ohne Geld und Lebensmittel kann man nicht leben. Wie Essen ist Kohle ein Brennstoff, der Spruch „die Kohlen abbauen“ aus dem Bergbau-Jargon war Ausdruck für Taschendiebstahl.

Penunzen

„Volker und Renate hatten ihre Penunze zusammengelegt und eine Single von Tony Marshall für mich erstanden.“ Soweit das Wikipedia-Beispiel zum Wort Penunze – es stammt aus Gerhard Henschels Retro-„Kindheitsroman“ von 2004. Eingang in die deutsche Sprache fand das Wort so: Über das polnische Pieniądze, gesprochen etwa „pjänondse“ (Geld) oder das sorbische Äquivalent „pjenjezy“. Kann aber auch sein, dass es eine Vernuschelung vom Lateinischen „Pecunia non olet“ stammt – Geld stinkt nicht. Aber es hat aber viele Namen …

Zaster

… kommt übrigens von „sáster“ aus der Sprache der Sinti und Roma beziehungsweise vormals aus dem Altindischen śastra telum. Es bedeutet Eisen.

ein Artikel von
Roland Roedermund
Roland Rödermund kann schlecht mit Geld umgehen. Auch deshalb schreibt er als freier Autor für Zaster. Ansonsten über Zeitgeist und Gesellschaftsthemen – und am liebsten übers Draußensein.