Wenn es eine Sache gibt, die man im Zusammenhang mit den USA selten in einen Topf schmeißt, dann ist es ein funktionierendes Gesundheitssystem. Eine Serie wie „Breaking Bad“ wäre etwa in Deutschland gar nicht möglich, schließlich fällt man hier im Krankheitsfall zumindest finanziell eher weich und wird vom Staat aufgefangen. Wer also erstmals über die Zahlen zu den Gesundheitsausgaben in den einzelnen OECD-Staaten des vergangenen Jahres stolpert, könnte stutzig werden. Warum? Nun:
Japaner werden am ältesten, Amerikaner haben das Nachsehen
Laut Statista lagen die Gesundheitsausgaben in den USA im vergangenen Jahr bei rund 10.586 US-Dollar pro Kopf. Das sind über 17 Prozent des BIPs und fast doppelt so hohe Ausgaben wie hierzulande. Deutschland folgt mit 5.986 US-Dollar auf Platz zwei, Platz drei und vier belegen Schweden und Kanada mit 5.447 bzw. 4.974 US-Dollar. Gleichzeitig liegt die Lebenserwartung in den USA mit 78,6 Jahren (Stand 2017) auf den hinteren Plätzen. Zum Vergleich: In Deutschland werden wir im Schnitt 81,1 Jahre alt. Spitzenreiter sind die Japaner mit 84,2 Jahren. Wie passt das zusammen?
Wofür geben die USA so viel Geld aus?
Ein Redakteur der Financial Times machte es sich angesichts der aktuellen Zahlen leicht und behauptete, dass die hohen Ausgaben doch der beste Beweis dafür seien, dass das Gesundheitssystem der USA tiptop in Schuss sei. So einfach ist es aber leider dann doch nicht. Eine staatliche Gesundheitsfürsorge für unter 65-Jährige gibt es in Amerika nicht. Heißt: Alle Bürger sind dazu angehalten, sich privat um eine Versicherung zu kümmern. In den meisten Fällen wird der Krankenversicherungsschutz in den USA jedoch über den Arbeitgeber vermittelt.
Bedeutet im Umkehrschluss, dass alle selbstständig Tätigen, Arbeitslosen und Menschen, deren Arbeitgeber keine Krankenversicherung zahlt, im Ernstfall ohne Fürsorge dastehen. Die hohen Beiträge entstehen durch extrem hohe Kosten von Arzt- und Pflegedienstleistungen sowie einem überproportional hohen Aufwand an administrativen Aufgaben.

Viel hilft nicht immer viel
Wer in Amerika krank wird, muss tief in die Tasche greifen. Die Arzneimittelpreise sind mitunter doppelt so hoch, wie hierzulande. Nur weil für etwas viel Geld ausgegeben wird, heißt es also nicht, dass das Ergebnis auch automatisch besser ist. So halten die USA den Rekord an Ausgaben im Gesundheitswesen, stehen aber auch an der Spitze der Geburten- und Müttersterblichkeit aller Industrienationen. Am Ende geht es darum, die Kosten zu regulieren und vor allem zielbringend einzusetzen. Viel hilft nämlich nicht automatisch viel.