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Generation Neobroker

Generation Smartphone-Investoren

von Pauline Brinkmann

Forscher haben kürzlich im Rahmen einer Studie, die der Neobroker Trade Republic in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführt hat überraschende Erkenntnisse erlangt. Inhalt der Studie: Wie tickt eigentlich die neue Anlegergeneration?

Gemeint sind die sogenannten Smartphone-Investoren, sprich junge Menschen die vornehmlich der Generation Z entstammen und von ihrem Smartphone aus an der Börse handeln. Angelockt werden diese Anleger vor allem durch einen niedrigschwelligen Handelszugang und geringe Tradingkosten. So kostet eine Order bei Trade Republic beispielsweise nur ungefähr ein Zehntel dessen, was man sonst bei Onlinebanken zahlt.

Doch nicht alles was glänzt ist Gold, immer öfter werden auch kritische Stimmen laut, die vor einem Casinoeffekt warnen, bei welchem junge Menschen angesichts des ständigen Zugriffs auf ihr Portfolio zu hektischen Spekulationen verleitet werden. Hauptargument der Kritiker ist eine Sorge über mangelnde Hintergrundinformationen der Anlegerkids, die sich vor allem in fehlender Schulbildung mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt begründet. Das Thema Anlegen hat in den vergangenen Jahren allerdings nicht nur auf Grund der neuen Möglichkeiten, die uns die Neobroker bieten, an Bedeutung gewonnen, auch mit Blick auf ein überlastetes Rentensystem mit immer weniger Beitragszahlern machen sich Menschen Gedanken über eine inflationsresistente Altersvorsorge.

Doch wagen wir einen etwas genaueren Blick auf die eingangs erwähnter Studie. Grundlage der laut des DIW weltweitgrößten Anlegerstudie bildet die Befragung von 216.000 Trade Republic Kunden. Wie schon zu erwarten war, ergab diese, dass sich hier ein vornehmlich junges Publikum versammelt. So sollen stolze 70 Prozent (!) der Kunden jünger als 35 Jahre alt sein. Vielmehr gab fast jeder zweite Befragte an, dass er bei dem Neobroker seine ersten Aktienerfahrungen gemacht habe. Ungewöhnlich erscheint ein verhältnismäßig niedriges Investment in sogenannte Indexfonds. Diese als risikoarm geltende Anlageform macht nur 26 Prozent der über die App getätigten Investments aus. Ganze 60 Prozent investieren die Smartphone-Investoren allerdings in Einzelaktien. Dies widerspricht dem allgemein empfohlenem Investmentverhalten für Börsenneulinge.

Doch warum investieren diese vornehmlich jungen Menschen hier überhaupt?

77 Prozent der Kunden geben an, dass sie in Zeiten einer Nullzinspolitik schlichtweg keine lohnenden Alternativen zum Börsenhandel sehen. Ganze 72 Prozent möchten durch ihre Investemnts einen langfristigen Beitrag für ihre Altersvorsorge leisten. Doch nicht alle Befragten gehen mit diesen konservativen Einstellungen ans Werk. So gab ein Drittel der Befragten an, großen Wert auf kurzfristige Gewinne zu legen, ebenso sah sich ein Fünftel der Kunden vor allem durch den Nervenkitzel zur Anlage motiviert.

Und was sagt das Unternehmen selbst dazu?

Mitgründer und Chef von Trade Republic Christian Hecker betont: „In Europa nehmen wir uns gern Amerika als Vorbild. Aber wir wollen es anders machen, als wir es beim amerikanischen Neobroker Robin Hood gesehen haben, wo Anleger schon mal all ihr Geld verloren haben und sich dann wieder von der Börse abwenden.“ Vielmehr versichert Hecker: „Unsere Kunden handeln nicht so oft hin und her, und sind insgesamt eher langfristig orientiert.“

Nichtsdestotrotz scheint das Investitionsverhalten nicht zum gewünschten Erfolg zu passen. So wird im Rahmen der Studienergebnisse ersichtlich, dass ganze 40 Prozent der Kunden im besagten Zeitraum keinen positiven Ertrag erzielten. Nun könnte man vermuten, dass dies an unsicheren Coronazeiten lag, doch der in Betracht genommene Zeitraum war börsentechnisch eher erfolgsversprechend. So hat der Industrieländer-Index MSCI World auf Euro-Basis Anfang 2020 stolze 34 Prozent zugelegt, was einer jährlichen Rendite von knapp 15 Prozent entspricht. Der Durchschnittskunde bei Trade Republic erzielte allerdings nur eine Rendite von 7,1 Prozent. Im Rahmen der Studie wurde jedoch auch ersichtlich, dass sich Erfahrung definitiv auszahlt, so erzielten jene Kunden die schon über 12 Monate investierten durchschnittlich elf Prozent Rendite. Ebenso wurden in jener Gruppe weitaus weniger Verluste eingefahren.

Doch Achtung, bei der folgenden Zahl sollte vor allem das Drittel mit kurzfristiger Gewinnabsicht die Ohren spitzen: So ergaben die Befragungen, dass wer auf das schnelle Geld hoffte, in der Regel nur zwei Prozent Jahresrendite erzielte.

Wie sieht es im Vergleich bei den anderen Anlegern aus?

Berechnungen der DZ Bank zufolge verdiente der Durchschnittsdeutsche durch den Aktienhandel in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt 8,4 Prozent. Fondsbesitzer erzielten rund sechs Prozent. Michael Stappel, Ökonom bei der DZ Bank betonte: „Im Jahr 2020 sind viele, vor allem auch junge Anleger, frisch ins Geschäft mit Aktien und Fonds eingestiegen“. Er begrüßt die zunehmende Anlage in Wertpapiere vor allem mit Blick auf die Nullzinspolitik. Allerdings wurde bereits 2021 ein Rückgang an Anlegern verzeichnet. Dies könnte sich laut der Studie vor allem darin begründen, dass die 2020 explodierende Zahl an Neuanlegern für ihre durchschnittliche Rendite übermäßig hohe Risiken in Kauf genommen hat.

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ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.