Gelduntergang
Ich komme gerade vom größten Branchentreffen der Investmentindustrie in Deutschland, dem Fondskongress in Mannheim, zurück. Und obwohl die Stimmung unter den Ausstellern und Besuchern durchweg positiv war, gibt es eine Spezies, die sich lautstark Gehör verschafft. Die Rede ist von den Gelduntergangspropheten. So verwunderte es nicht, dass gleich der Eröffnungsvortrag von keinem geringeren gehalten wurde als „Dr. Doom“ himself, Starökonom Prof. Nouriel Roubini. So beschwörte er standesgemäß die Mutter aller Krisen herauf und heizte der nach Antworten suchenden Menge ordentlich ein. Und auch andere Crashgurus wie Florian Homm oder Markus Krall sehen nach dem Bankenbeben wieder ihre Chance gekommen, auf sich aufmerksam zu machen. Und genau das ist es auch, die Gier nach der wertvollsten Währung unserer Zeit: Aufmerksamkeit. Deshalb dürfte es wohl keinen verwundern, dass just in diesen Tagen die Investmentfirma von Nouriel Roubini, die Atlas Capital Team, gemeinsam mit Goldman Sachs neue Finanzprodukte auf den Markt wirft, die Anleger genau vor diesem Gelduntergang schützen soll. Wahrscheinlich reiner Zufall.
Moneypulation
Dazu kommen die neuen Medien, die vielen Finfluencer mit den lustigen Namen. Man weiß nicht, ob man der Stock-Mum, dem Dividenden-Cowboy oder dem Finanz-Ritter folgen soll. Die Schlacht um Content führt auch hier teilweise zu einer „Negativ-Spirale“ im Kampf um Aufmerksamkeit. Und die Angebote von Finanzcoachings, Schnellreichwerdenseminaren und Bessererfolgreichtradenstrategien werden nicht nur abstruser, sondern sind schlichtweg oft Betrug. Aber auch die Leichtfertigkeit vieler junger engagierter Contentproduzenten, die glauben, dass der Satz „wir machen hier keine Anlageberatung“ sei ausreichend, um jegliche Art von Verantwortung für ihre eigenen Inhalte und Empfehlungen von sich zu weisen, zeugt von Naivität. Diejenige Art von Naivität, die erst neue Anleger in hochspekulative Techtitel jagt, um nach deren Zusammenbruch jetzt auf die großen Gefahren von Finanzcrashs zu verweisen und wie man sich davor schützt. Natürlich auch ohne dafür Verantwortung zu tragen, da man ja keine Anlageberatung durchführe, wenn man in aller Öffentlichkeit das eingesandte Depot eines Followers diskutiere. Ich nenne das Moneypulation und empfehle den Aufsichtsbehörden dringend, mehr die sozialen Medien im Blick zu haben, und zwar bevor dort erst wieder große Vermögenschäden entstehen. Apropos:
CashKlau
Diese Woche stellte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kurz DSW, wieder einmal die größten Kapitalvernichter der letzten Jahre vor: Die börsennotierten Gesellschaften in Deutschland, welche die größten Kursverluste eingefahren haben. Man könnte auch sagen, diejenigen Unternehmen, die statt CashCows eher CashKlaus sind. Angeführt wird die diesjährige Liste von Immobilienunternehmen wie der Corestate Capital Holding oder der Adler Group, aber auch Uniper, Diebold Nixdorf oder Morphosys finden sich unter den Top Ten. Das gesammelte Werk der Schande finden Sie auf der Homepage des DSW. Es lohnt auch ein Blick in die hinteren Reihen, dort findet sich auch der ein oder andere Daxwert. In diesem Sinne, passen Sie gut auf Ihre Anlagen auf und lassen Sie sich von Gelduntergangspropheten nicht moneypulieren.
Ihr Volker Schilling