© Andre Taissin / Unsplash
FINANZWISSEN

Geld verwahren und sparen? Negativzinsen: Nö. 

von Zoe Brunner

Die Europäische Zentralbank fordert hohe Einlagezinsen von den Banken. Früher haben die Banken noch selbst die Gebühren bezahlt, nun sind es die Sparfüchse unter uns, die dafür aufkommen müssen. Wer also ein hohes Cash-Polster im Sparkonto besitzt, muss damit rechnen, dass monatlich eine ordentliche Summe abgezogen wird. Die Erklärung dazu hier. 

Verwahrt eine Person Geld auf ihrem Sparkonto, geht sie davon aus, dass es unberührt bleibt. Alternativ würde man sich logischerweise aktiv dazu entscheiden sein Geld zu investieren oder sich etwas zu kaufen. Gäbe es eine derartige Selbstbestimmung in der Kontoführung, wäre das schon fast luxuriös. Warum das? Ist das Prinzip des Einzahlens und Abhebens nicht komplett der Entscheidung des Eigentümers überlassen? An sich schon, außer bei sogenannten Negativzinsen. Durch Negativzinsen hat nicht nur der Besitzer des Kontos Anspruch auf das Gesparte, sondern auch die Bank. Für viele Sparer und Sparerinnen führt das zu viel Ärger und Unverständnis, schließlich soll das Sparkonto nur einen Zweck erfüllen: Sparen. 

 Bevor Du jetzt in Panik verfällst: keine Sorge. In der Regel betrifft das nicht Studenten oder junge Erwachsene, aus dem einfachen Grund: So viel Geld besitzen sie noch gar nicht auf dem Sparkonto, außer man hat im jungen Alter Unmengen Geld geerbt oder verdient. Für die meisten ist das aber unrealistisch. Negativzinsen treten nämlich nur dann auf, wenn du über einen hohen Betrag (z.B 100.000 Euro) auf deinem Sparkonto verfügst und deine Bank eine feste Regel für das Verwahrentgelt vorgesehen hat. Je nach der Höhe des Freibetrags bei deiner Bank, muss ein Teil der Kunden keinen Negativzins zahlen. Das heißt, liegt dieser beispielsweise bei 50.000 Euro, müssen alle Sparer und Sparerinnen mit weniger als 50.000 Euro auf ihrem Konto keine Kosten an ihre Bank bezahlen. 

Der Grund für diese Gebühren ist, dass Banken seit 2019 dazu verpflichtet sind, einen Teil des verwahrten Guthabens auf ihrer Bank an die Europäische Zentralbank (EZB) zu zahlen. Dieser Einlagezins liegt in Höhe von 0.5%, was für eine Bank mit hohen Einlagen sehr teuer werden kann. 2020 hat die EZB sage und schreibe 1 Billion Euro einkassieren können, zumal einzelne Banken bis zu 7.8 Milliarden Euro Strafzinsen entrichten mussten. Damit sich Banken finanziell entlasten können, haben die meisten Geldinstitute ein System eingerichtet, in der die Kosten durch Negativzinsen an die Kunden weitergeleitet werden. Das gilt für jede Person, die einen Geldbetrag über der Freigrenze besitzt. Beträgt die Freigrenze beispielsweise 25.000 Euro und auf eurem Konto liegen 40.000 Euro, müsst ihr zunächst einmal so viel Geld abziehen, bis ihr auf 25.000 Euro kommt. In diesem Fall wären das 15.000 Euro, die für das Verwahrentgelt in Betracht gezogen werden. Die übrig gebliebenen 15.000 Euro multipliziert ihr mit der Höhe des Negativzinses von 0,5%, woraus sich 75 Euro ergibt. Diese werden monatlich automatisch von deinem Konto abgezogen und an die EZB gezahlt. 

Viele Kontoinhaber und Kontoinhaberinnen verstehen den Sinn hinter den Gebühren nicht und möchten diese aktiv vermeiden. Tatsächlich gibt es auch viele Strategien, um hohe Negativzinse aus dem Weg zu gehen. Hier ein paar Ratschläge an euch: 

Geld auf mehreren Konten verteilen 

Gerade diese Strategie scheint bei Negativzinsen die logischste zu sein. Allerdings kostet sie sehr viel Aufwand und ist auch nicht leicht umzusetzen. Bei der Comdirect ist es beispielsweise nicht möglich Negativzinsen zu umgehen, indem man auf dem Girokonto und der Visa-Karte das Guthaben aufteilt. Die Bank zählt die Beträge automatisch zusammen und verrechnet den Negativzins aus den beiden Summen zusammen. Hingegen ist es bei der DKB bei Übertreten der Freigrenze möglich, das Geld auf ein anderes Konto zu verlegen und den Negativzins zu umgehen. Damit ihr wisst, ob das bei eurer Bank möglich ist, müsst ihr schauen, wie diese Gebühr geregelt ist. 

Physisches Aufbewahren 

Anstatt sich die Mühe zu machen, die Beträge auf verschiedene Konten zu verschieben, könnt ihr ganz einfach einen Teil abheben. Sobald die Freigrenze überschritten wird, könnt ihr das restliche Geld physisch aufbewahren. Mit dieser Strategie seid ihr auf der sicheren Seite, allerdings ist es auch umständlich so viel Bargeld in den eigenen vier Wänden zu verstauen. Des weiteren werden Barzahlungen immer seltener. 

Tages- und Festgeldkonto nutzen 

Bei einem Großteil der Banken könnt ihr ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnen, um hohe Verwahrentgelte zu vermeiden. In der Regel haben diese einen eigenen Freibetrag und werden unabhängig von anderen Konten abgerechnet. Früher konnte man sich sogar über hohe Zinsen freuen, aber die gibt es nicht mehr. Trotzdem kann man durch einen niedrigen Minuszins eine Menge Geld sparen und von dem Angebot der Tages- und Festgeldkonten profitieren.  

Investieren 

Wer ein ordentliches Polster Geld auf seinem Sparkonto hat, sollte es sich überlegen das Geld zu investieren. Durch die steigende Inflation verliert verwahrtes Geld an Kaufkraft, weshalb es durchaus eine Überlegung wert ist das Geld anders einzusetzen. Investiertes Geld zählt nicht mit zur Freigrenze, die einen Negativzins herbeiführen könnte.  

ein Artikel von
Zoë ist in London aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Aktuell arbeitet sie bei StoryMachine, studiert Journalismus und ist nebenbei als freie Journalistin tätig.