WISSEN

Dein Geld & Dein Gehirn

von Nils Matthiesen

Unser Gehirn ist immer noch auf das Leben in der Wildnis programmiert. Aus diesem Grund hat es gewisse Schwächen, wenn es um finanzielle Angelegenheiten geht. Sechs erstaunliche Fakten über die schwierige Beziehung von Gehirn und Geld…

Unser Gehirn ist immer noch auf das Leben in der Wildnis programmiert. Aus diesem Grund hat es gewisse Schwächen, wenn es um finanzielle Angelegenheiten geht. Sechs erstaunliche Fakten über die schwierige Beziehung von Gehirn und Geld…

Wie oft denkst du über Geld nach? Wahrscheinlich häufig, wir denken jeden Tag und manchmal auch jede Stunde an Geld. Einige Studien wollen sogar herausgefunden haben, dass wir noch öfter über finanzielle Angelegenheiten nachdenken als über Sex. Wie auch immer. Unser Gehirn reagiert sehr stark auf das Thema. Wie genau, hat der Wissenschaftler Jason Zweig in seinem Buch „Your Money & Your Brain“ untersucht.

1
Gewinne wirken wie Drogen

Die Hirnaktivitäten von Personen, die durch ihre Investitionen Gewinne einstreichen, ähneln denen von Kokain- oder Morphiumkonsumenten im Rausch. Auch schon vor dem erhofften Gewinn bzw. dem Drogenkonsum, sind die Hirnaktivitäten ähnlich. Das erklärt, warum viele Menschen dazu neigen, zu unvorsichtig und gierig mit Investitionen umzugehen. Sie wollen aufgrund des Kicks immer mehr.

2
Regelmäßige Einkommen sind langweilig

Genau das zu bekommen, was man erwartet, ist für das Gehirn im Prinzip ein Nicht-Ereignis. Das gilt leider auch für das regelmäßige Gehalt – man freut sich nicht darüber. Wir brauch einen größeren Adrenalin- und Dopaminschub, um eine emotionale Reaktion zu erreichen. Das kann etwa der gefundene Zehn-Euro-Schein auf der Straße sein. Aber eben auch das besagte Glücksspiel oder Wetteinsätze. Was wiederum das Risiko erhöht, sich auf finanzielle Abenteuer einzulassen.

3
Finanzielle Verluste können Todesangst erzeugen

Wir verarbeiten finanzielle Verluste in den gleichen Hirnregionen, die auf Todesgefahr reagieren. Das erklärt, warum Verluste sich so dramatisch anfühlen. Die Verlustangst kann daher zu irrationalen Entscheidungen führen, während zum Beispiel die Aktienmärkte auf Talfahrt gehen.

4
Je mehr Gewinn lockt, desto gieriger sind wir

Warum spielen wir Lotto? Die Chancen auf einen Millionengewinn sind schließlich lächerlich niedrig. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, liegt höher. Und darauf würde ja auch niemand wetten. Aber auch hier spielt uns unser Gehirn einen Streich. Denn je höher der mögliche Gewinn, desto gieriger werden wir. Das erklärt den gewaltigen Erfolg von Lotterien und Glücksspielen aller Art. Diese Mini-Möglichkeit eines großen Gewinns überblendet die geringe mathematische Wahrscheinlichkeit. Dieses Phänomen führt auch dazu, dass viele Anleger in riskante Papiere wie Optionen investieren, da das Versprechen von gewaltigen Gewinnen ihr Urteilsvermögen trübt.

5
Die Vorfreude ist das Schönste

Die Erwartung eines Gewinns oder eines Kaufs ruft eine viel größere Resonanz im Gehirn hervor als das tatsächliche Ereignis. Anders ausgedrückt: Menschen neigen dazu, viel Zeit damit zu verbringen, etwas Teures auszusuchen und zu kaufen, um dann eher enttäuscht zu sein, wenn sie es tatsächlich gekauft haben. Jason Zweig fasst das so zusammen: „Die Erwartung der Belohnung ist für die Gedächtnisbildung wichtiger als der Erhalt der Belohnung. Auch die Erwartung schlechter Ereignisse ist intensiver, als sie tatsächlich zu erleben.“

6
Das Gehirn erwartet Wiederholungen

Unser Gehirn erwartet automatisch und unbewusst eine dritte Wiederholung, nachdem etwas zweimal passiert ist. Haben wir etwa zwei Aktien gekauft und diese fallen, würden wir das auch bei der Dritten erwarten – auch wenn das Unfug ist.

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ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.