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GELDANLAGE

Fünf Finanzthemen, die du 2022 im Auge behalten musst

von Nils Matthiesen

Anfang 2021 schien die Welt wieder in Ordnung: Neue Impfstoffe sollten die Pandemie besiegen, die Covid-19-Fesseln lösen und für einen Wirtschaftsaufschwung sorgen. Dann kamen Delta und Omikron und Corona scheint kein Ende zu finden. Unabhängig von den persönlichen Einschränkungen stellt das einen weiteren Schlag für die Weltwirtschaft dar.

Den Aktienmarkt scheint das aber nicht groß zu tangieren, die Party geht munter weiter. Allein der US-Leitindex S&P 500 legt 2021 um 27 Prozent zu – nicht einmal dramatische Inflationsraten trübten die gute Laune. Analysten fragen sich allerdings, wie lange der Bullenmarkt noch anhält. Geht es weiter nach oben und gibt es 2022 mal wieder einen kräftigen Rückschlag?  Hier sind fünf wichtige Anlagetrends, die du im neuen Jahr im Auge behalten solltest.

Trend 1: Covid-19 treibt die Märkte

Wie geht es mit der Pandemie weiter? Wieder einmal gibt es die Hoffnung, dass 2022 die große Wende bringt und die Normalität zurückkehrt. Das würde die Aktien von Reiseveranstaltern, Gewerbeimmobilien und traditionellen Einzelhändlern beflügeln. Aber das Spiel mit neuen Corona-Varianten könnte sich wiederholen. Dabei steht die große Omicron-Welle noch bevor. Selbst wenn diese Variante nicht so tödlich ausfällt, wie sieht es mit der nächsten aus?  Als Anleger musst du dir darüber im Klaren sein, dass die Erholung der Märkte nach der Covid-Krise bereits begonnen hat, auch wenn die Pandemie noch längst nicht vorbei ist. Das liegt daran, dass die Aktienmärkte stets in die Zukunft blicken und wahrscheinlich bereits die meisten Gewinne eingepreist haben, die eine vollständig wiedereröffneten Wirtschaft voraussetzt. Bedeutet: Wenn sich das Blatt wendet und die Pandemie im Laufe des Jahres endlich abklingt, bedeutet das keine Kurssprünge an der Börse. Eine weitere Zuspitzung der Lage könnte dagegen wieder für Rückschläge sorgen. 

Trend 2: Das Ende der Nullzinspolitik

Die Börse entwickelt sich bei niedrigen Leitzinsen gut. Aber die Tage der Nullzinspolitik scheinen gezählt. Dass die Zinsen in den USA steigen, scheint so gut wie sicher. Europa und die EZB könnten dagegen noch abwarten. Entscheidend ist die Frage zudem, wie groß die Zinsschritte ausfallen. Steigt die Inflation weiter, könnten sich die Notenbanken gezwungen sehen, die Leitzinsen schneller anzuheben, was Gift für die Aktienmärkte wäre. 

Trend 3: Nachhaltige Investments

Sogenannte ESG-Investitionen sind nichts neues. Aber der Geldfluss in nachhaltige Anlagen hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen und sich 2021 weiter beschleunigt. Allein in den USA verzeichneten nachhaltige Fonds im dritten Quartal 2021 Nettozuflüsse in Höhe von 15,7 Milliarden US-Dollar, nachdem bereits im ersten Quartal 2021 ein Rekordwert von 21,5 Milliarden US-Dollar erreicht wurde. Das verstärkte Interesse in Themen wie Klimawandel, Lohnungleichheit und Umwelt hat diesen Trend ausgelöst. Gleichzeitig investieren verstärkt jüngere Menschen mit stärkeren ESG-Präferenzen. Diese Gruppe verlangt von Unternehmen nicht nur gute Zahlen, sondern Engagement bei Umweltschutz und sozialen Auswirkungen. Ein weiterer Effekt: Strengere Vorschriften. Erst vor kurzem haben US-Marktaufsichtsbehörden ein neues Rahmenwerk zur Verfeinerung von ESG-Investitionsbewertungen und zur Bekämpfung von Greenwashing vorgestellt.

Trend 4: Kryptowährungen weiter spannend

Trotz ihrer großen Kursschwankungen scheinen sich Kryptoanlagen als Anlageklasse immer weiter durchzusetzen. Neben Tech-Freaks setzen zunehmend auch institutionelle Anleger (wie Banken, Fonds etc.) auf die digitalen Währungen. Eine Studie von Fidelity Digital Assets ergab, dass 7 von 10 institutionellen Anlegern erwarten, in Zukunft digitale Vermögenswerte zu kaufen oder in sie zu investieren. 

Trend 5: Das Ende des Tech-Hypes

Wenn Du ein Zeichen dafür suchst, dass sich der Aktienmarkt 2022 abschwächen könnte, dann solltest du einen Blick auf die sogenannten FAAMG-Aktien werfen. Hinter dieser Abkürzung stehen die fünf US-Tech-Giganten, die seit Jahren die Aktienmärkte vorantreiben: Meta – ehemals Facebook (FB), Amazon (AMZN), Apple (AAPL), Microsoft (NFLX) und Alphabet – Muttergesellschaft von Google (GOOGL). Microsoft, Apple und Google entwickelten sich 2021 noch prächtig, während Facebook und Amazon bereits hinter dem breiten Markt zurückblieben. Viele Analysten sind der Meinung, dass sich dieser Trend 2022 fortsetzen könnte und es ein schlechtes Jahr für Tech-Aktien sein wird. Stattdessen würden langweilige stabile, dividendenstarke Papiere (sogenannte Value-Aktien) eher durchstarten.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.