Vor rund 10 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals waren es nämlich nur schlappe 3,2 Prozent. Laut Berichten der Wirtschaftswoche zufolge übernehmen Frauen besonders häufig Chefpositionen, wenn es um nachhaltige oder sozialverträgliche Investitionen geht. Ob dies nun darin fußt, dass Frauen tendenziell mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen oder jene Unternehmen, die offen für diese Themen sind, auch bei der Bekleidung ihrer Posten eine progressivere Einstellung vorweisen, ist eine Henne-Ei-Frage.
Feststeht: Die Finanzbranche befindet sich im Wandel und verschließen kann man sich diesem immer schwieriger.
Erwiesenermaßen legen Frauen ein anderes Investitionsverhalten an den Tag als Männer. Am stärksten zeigen sie die Differenzen bei der Risikoaffinität. Experten fanden heraus, dass Frauen eher risikoärmere Anlagemethoden wie Fonds für eine breite und langfristigere Geldanlage bevorzugten, während Männer eine möglichst hohe Rendite mit vielen Einzelaktien anstrebten und ganze 45 Prozent mehr handelten als Frauen.
Dass die Anlagemethoden von Frauen trotz ihrer nach wie vor bestehenden Unterrepräsentation an den Finanzmärkten von nicht unerheblicher Bedeutung ist, erklärt sich alleine schon durch ihre höhere Lebenserwartung. Denn Frauen werden beispielsweise in den USA in 40 Jahren fast 70 Prozent (!!) des Vermögens halten.
Doch wie steht es um das Investitionsverhalten der Frauen im engeren Sinne?
Dass Frauen tatsächlich nachhaltiger investieren als Männer, ist nicht erwiesen. Es gibt diesbezüglich diverse Studien, die eben jenes Verhalten zu beobachten glauben, wie etwa ein von J.P. Morgan veröffentlichtes Untersuchungsergebnis, gleichwohl bezweifelt die Wissenschaft dieses Bild der nachhaltigen Anlegerin.
Die Professorin Alexandra Niessen-Ruenzi, die an der Universität Mannheim zu geschlechtsspezifischen Unterschieden an Kapitalmärkten forscht, betont, dass es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dafür gäbe, dass Frauen tatsächlich umweltfreundlicher als Männer anlegen. Vielmehr habe sich gezeigt, dass spezifische Produkte für Frauen vor allem eine Marketingstrategie der Institute sind.
Erwiesen ist allerdings, dass es abseits de ssogenannten „Gender-Pay-Gap“ auch die „Gender-Investment-Gap“ gibt. Denn in der Tat sind zum jetzigen Zeitpunkt nur ein Drittel der deutschen Aktionärinnen Frauen. Der Grund? Frauen sind deutlich risikoaverser, so Professorin Niessen-Ruenzi. Beruhigend erscheint an dieser Stelle, dass es also nicht am mangelnden Interesse liegt. Allerdings fand die Professorin im Rahmen ihrer Forschung auch heraus, dass Frauen im Bereich Finanzen ein deutliches Wissensdefizit im Vergleich zu den Männern aufwiesen. Dies erklärte sie sich folgendermaßen: Betrachtet man die Menschheitsgeschichte bis zur Steinzeit etwas genauer, so war es für Frauen immer sinnvoller, große Risiken zu vermeiden, was für eine genetische Komponenten der Risikoaversion spricht. Ebenso wie bestimmte erzieherische Elemente eine Rolle gespielt haben könnten. Denn Jungs werden in der Regel deutlich risikofreudiger erzogen.
Gleichwohl gibt es Studien, die eine hormonelle Komponente belegen wollen. Sie betrachteten das Risikoverhalten in Verbindung mit dem Testosteron-Level und stellten hierbei einen nicht unbeachtlichen Zusammenhang fest.
Dennoch ist ein positiver Trend im Hinblick auf eine Schließung des „Gender-Pay-Gap“, der „Gender-Pension-Gap“ oder auch der „Gender- Investment-Gap“ zu verzeichnen.
Dass es mindestens noch ein halbes Jahrhundert dauern wird, bis der sogenannte Equal-Pay-Day nicht mehr auf den 07. März (Stand heute), sondern auf den 1. Januar fällt, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Was die Professorin mit Blick in die Zukunft resümiert, scheint mehr als zutreffend: Was es braucht, sind keine rosa Aktien. Denn der Kapitalmarkt funktioniert für beide Geschlechter identisch. Vielmehr müssen Frauen im Rahmen von Beratung, Finanzbildung und auch Werbung endlich als gleichberechtigte Kundengruppe erfasst und angesprochen werden.