Noch vor rund zehn Jahren galten Zertifikate als Teufelszeug. Vollkommen zurecht, schließlich waren sie maßgeblich für die Lehman-Pleite und die anschließende Finanzkrise verantwortlich. Jetzt sind sie aber wieder in und werden gerne von Bank- und Finanzberatern angepriesen. Aber genau wie damals solltest du besser die Finger von Zertifikaten lassen. ZASTER erklärt warum.
Das steckt hinter Zertifikaten
Rein rechtlich betrachtet handelt es sich bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen. Du leihst also der Bank, die das Zertifikat herausgibt, dein Geld mit der Hoffnung, dass du es am Ende der Laufzeit wiederbekommst – hoffentlich mit einem satten Plus. Zwar taucht im Produktnamen häufig der Begriff „Anleihe“ auf, doch mit klassischen, fest verzinsten Anleihen (etwa Bundesanleihen) haben Zertifikate herzlich wenig gemein. Es handelt sich ganz im Gegenteil meist um sehr komplizierte Produkte, die es schwer machen abzuschätzen, was am Ende tatsächlich herauskommt. Dabei stellt das Zertifikat selbst nur eine Art Vehikel dar, um verschiedenste Anlageprodukte zu vermarkten. Was letztendlich drinsteckt, verstehen oft nur Experten. In der Regel handelt es sich um Wetten auf Aktien-, Index- oder Zinsentwicklungen, also hochspekulative Geschichten. Allerdings gibt es auch recht einfach gestrickte Produkte (was die Sache nicht übersichtlicher macht). Hier ein Überblick über die wichtigsten Zertifikatstypen.
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Expresszertifikate
Damit gehst du eine Wette auf einen Aktienindex, beispielsweise den europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 ein. Du setzt darauf, dass der Index in einem bestimmten Zeitraum nicht unter eine bestimmte Kursschwelle fällt. Hast du recht, erhältst du nach der Laufzeit – in der Regel einem Jahr – dein Geld plus eine Zinsgutschrift zurück. Expresszertifikate sind besonders bei Bankern beliebt, denn sie bringen hohe Provisionen. Und das aufgrund der überschaubaren Laufzeiten regelmäßig. Du als Anleger solltest aber aufpassen: Für einen überschaubaren Zinsvorteil von maximal 2 Prozent riskierst du hohe Verluste.
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Garantiezertifikate
Garantiezertifikate wollen das Unmögliche möglich machen und dir erlauben, von Kursgewinnen an der Börse zu profitieren und gleichzeitig das Risiko von Kursverlusten zu begrenzen. Kann natürlich nicht funktionieren. Im günstigsten Fall kommt unterm Strich deshalb nur eine leicht bessere Rendite als bei Tages- oder Festgeld heraus. Oft werden die mageren Gewinne dann aber wieder von hohen Kosten aufgefressen.
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Aktienanleihen
Du setzt auf eine Aktie, bekommst dafür aber eine feste Verzinsung. Dafür verzichtest du auf Dividenden und die Teilnahme an positiven Kursentwicklungen. Hört sich schräg an? Ist es auch. Mit einer Aktienanleihe profitierst du also nicht von Kursgewinnen, trägst aber im Prinzip das komplette Risiko, als wenn du die Aktie direkt kaufen würdest.
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Indexzertifikate
Nicht ganz so übel. Wie bei einem ETF partizipierst du an der Entwicklung eines Aktienindex wie dem DAX. Aber: Bei ETFs handelt es sich um Sondervermögen, das im Pleitefall staatlich geschützt ist. Wenn der Herausgeber eines Indexzertifikate die Segel streicht, gehst du dagegen leer aus.
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Discountzertifikate
Hier bekommst du ein Wertpapier wie eine Aktie oder einen Index mit einem Abschlag (Discount) zum aktuellen Kurswert. Dafür musst du mit einem „Cap“ leben, der die Kursgewinne nach oben deckelt. Das Verlustrisiko ist dagegen nicht begrenzt.
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Bonuszertifikate
Ähnlich wie beim Discountzertifikat basiert das Konstrukt auf einem Basiswert. Hier darf der Wert einen gewissen Kurs nicht unterschreiten. Ist das der Fall, entfällt der Bonus und das Zertifikat folgt dann einfach dem Kursverlauf des Basiswerts. Dividenden gibt es aber nicht.
Zertifikate: Nur für Zocker
Für langfristig orientierte Anleger sind Zertifikate aufgrund ihrer beschränkten Laufzeiten nicht empfehlenswert. Zudem sind die Kosten hoch und die Produkte mitunter kompliziert, was Kosten noch zusätzlich verstecken kann.